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Teide: Wandern auf dem grössten Vulkankrater der Welt
Die Cañadas auf Teneriffa sind ein Synonym für einen der größten Vulkankrater unseres Planeten. Dieser einzigartige, kreisförmige Bereich erstreckt sich in ca. 16 km Durchmesser um Spaniens höchsten Gipfel, den 3.718 Metern hohen Pico del Teide. Er ist nicht nur Naturschutzgebiet und Nationalpark, sondern wurde im Jahr 2007 sogar zum Weltnaturerbe der UNESCO erklärt. Heute zählt der Teide Nationalpark zu den meistbesuchten Regionen der kanarischen Inseln.
(Foto: Pedro Szekely)
Wie entstand eigentlich der Teide?
Bezüglich der Entstehungsgeschichte der Cañadas, so wie wir sie heute kennen, existieren mehrere Theorien: So sagen manche Geologen, dass vor rund 1,6 Millionen Jahren ein viel höherer Vulkan als der heutige Teide existierte. Dieser brach entleert in sich zusammen und hinterließ mitsamt einem riesigen Erdrutsch das, was wir heute als Orotavatal kennen. Die Ränder des damaligen Vulkans blieben zurück, bilden den Rand des gewaltigen Kraterkessels und geben dem Gebiet, von oben betrachtet, das Aussehen eines Amphitheaters. Andere Theorien gehen davon aus, dass die Caldera nach einem großen Vulkanausbruch entstand. Die wohl magischste Erzählung über den Teide ist jedoch die Sage der Guanchen, der Ureinwohner der Kanaren: Nach Ihrer Geschichte wohnte in dem Berg der böse Dämon Guayota. Dieser hatte Magec, den Sonnengott, im Berg gefangen gehalten, so dass auf der Insel Dunkelheit herrschte. Da die Guanchen die Dunkelheit fürchteten, baten Sie ihre oberste Gottheit Achamán um Hilfe. Dieser befreite den Sonnengott, brachte so das Licht auf die Insel zurück und verschloss den Berg mit dem sogenannten „Pan de Azúcar“ (Zuckerbrot).
Was auch immer der Wahrheit entspricht – es handelt sich um eines der größten Naturwunder weltweit, das bei einem Teneriffabesuch auf keinen Fall fehlen darf. Im Nationalpark lädt ein Besucherzentrum dazu ein, sich über Geschichte, Geologie und nicht zuletzt über die vielseitige Tier- und Pflanzenwelt dieser Region zu informieren. Hier gibt es viel zu lernen und zu staunen für Groß und Klein, denn alles wird anschaulich und verständlich erklärt.
Flora und Fauna
Wer glaubt, auf dem vermeintlich unwirtlichen Boden der Cañadas wüchsen nur wenige Pflanzen, der irrt. Wenn Sie dem Park im Mai oder Juni einen Besuch abstatten, werden Sie von einer spektakulären und farbenprächtigen Flora begrüßt. Das Schmelzwasser des Schnees in den Wintermonaten sorgt dafür, dass sich die Cañadas im Frühling in ihr buntestes Kleid hüllen: Der weiße Teideginster, die leuchtend gelbe Teide-Rauke und der kräftig rote Natternkopf ergeben zusammen ein wahres Fest für die Sinne. Zusammen mit dem in allen Farben leuchtenden Vulkangestein bietet sich ein Bild, an dem man sich nicht sattsehen kann. Mehrere endemische Pflanzenarten sind in dieser Region zu Hause, zum Beispiel die Kanarenmargerite, die nur hier in dieser Region und sonst nirgends auf der Welt vorkommt. Auch der rote Natternkopf gehört dazu.
Die Tierwelt glänzt ebenfalls mit überraschender Vielseitigkeit: Mehrere endemische Reptilienarten, ca. 20 Vogelarten und unzählige wirbellose Tiere wie Spinnen, Käfer, Schmetterlinge und Bienen leben hier. Aus dem Teideginster entsteht mithilfe der Bienen im Frühling eine der besten Honigsorten der Insel.
(Foto: donnikowski)
Die Vulkankrater hautnah
Besonders im Frühling laden angenehme Temperaturen, meist strahlender Sonnenschein und ein tiefblauer Himmel dazu ein, Teneriffas Weltnaturerbe der Menschheit genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mit dem Auto hindurch zu fahren ist ohne Zweifel bereits ein Erlebnis, das Sie in bleibender Erinnerung behalten werden – doch nichts ist vergleichbar mit einer Wanderung in dieser einzigartigen Natur. Hier durchqueren Sie bei leichten bis mittelschweren Touren die bizarre Ebene der Cañadas auf einer Höhe von ca. 2200 Metern, die Sie sowohl auf eigene Faust als auch auf geführten Wanderungen unternehmen können. Die Ausschilderungen sind deutlich, so dass eine gute Orientierung möglich ist. Dennoch sind Touren mit Wanderführern zu empfehlen, die schon jahrelang hier leben und viel Detailwissen mitbringen. Eine rund dreistündige Wanderung durch die Vulkanlandschaft am Fuße des Teides beginnt zum Beispiel am Parador, dem staatlichen Hotel im Nationalpark. Eine abwechslungsreiche Landschaft, reine Luft und absolute Ruhe sind Ihre Begleiter. Bestaunen Sie verschiedene, vulkanische Felsformationen wie zum Beispiel die Roques de Garcia mit dem bekannten „Finger Gottes“. Von der Hochebene Llano de Ucanca aus erhalten Sie einen beeindruckenden Rundblick.
(Foto: John6536)
Hoch hinaus
Um den Gipfel des Teides zu besteigen, benötigen Sie eine besondere Erlaubnis der Inselregierung in der Hauptstadt Santa Cruz. Diese kostenlose Genehmigung kann man ganz einfach über das Internet beantragen. Sollten Sie die Tour mit einem Wanderführer planen, übernimmt dieser meist auch die Anmeldung. Um auf das Dach Spaniens zu gelangen haben Sie die Möglichkeit, die Seilbahn zu nutzen, die Sie innerhalb von 8 Minuten von ca. 2200 auf ca. 3500 Höhenmeter bringt. Dieser sogenannte Teleférico hat bequeme Kabinen, in denen rund 45 Personen Platz finden. Auf der Bergstation angelangt dauert der Aufstieg, je nach Schnelligkeit und Kondition, eine halbe bis eine Stunde. Der Sauerstoffgehalt in der Luft ist hier oben um einiges geringer als im Nationalpark, da kann man leicht aus der Puste kommen. Gehen Sie also langsam und Ihrem persönlichen Tempo entsprechend. Oben angelangt bietet sich ein überwältigender Panoramablick. An wolkenfreien Tagen sehen Sie von hier aus die Umrisse von vier Nachbarinseln: La Gomera, La Palma, El Hierro und Gran Canaria. Alternativ oder nach der Gipfelbesteigung kann noch die Route zum Pico Viejo eingeschlagen werden, von hier aus genießen Sie wundervolle Ausblicke zur Südseite der Insel. Bewundern Sie die südlichen Ränder der Cañadas, blicken Sie auf die Kiefernwälder von Vilaflor und die belebten Zentren des Südens, Las Américas, Los Cristianos bis nach Adeje. Die Nachbarinsel La Gomera scheint nur einen Steinwurf entfernt zu sein. Last but not least führt ein Wanderweg zum Aussichtspunkt La Fortaleza. Dieses nördlich des Gipfels gelegene Ziel bietet fantastische Ausblicke über die gesamte Nordhälfte Teneriffas – vom wilden Anagagebirge mit seinen Nebelurwäldern über das Orotavatal bis hin zu den östlichen Ausläufern des Tenogebirges.
(Foto: zidamdam)
Das Highlight
Die außergewöhnlichste und zugleich unvergesslichste Wanderung dürfte wohl die Besteigung des Teidegipfels zum Sonnenaufgang sein. Am Nachmittag legen Sie die Strecke ab dem Ausgangspunkt Montaña Blanca bis zur ca. 3200 Meter hoch gelegenen Schutzhütte Altavista zurück, in der übernachtet wird. Sie haben hier die Möglichkeit, Getränke zu erwerben und Essen zu erwärmen, Bettwäsche wird zur Verfügung gestellt. Die Sterne scheinen hier zum Greifen nah, und eine fast unwirkliche Ruhe lässt Sie vollkommen entspannen. Um ca. fünf Uhr morgens erklimmen Sie mit Taschenlampen die verbleibenden ca. 500 Höhenmeter – um mit einem der atemberaubendsten Naturschauspiele belohnt zu werden die unser Planet zu bieten hat. Beobachten Sie, wie sich die Sonne sachte aus dem Meer erhebt, langsam immer höher steigt und sich der gewaltige Schatten des Teides auf der Meeresoberfläche spiegelt. Ein ganz und gar unvergessliches Erlebnis.
(Foto: Victor R. Ruiz)