von Leonie Reuter (Kommentare: 3) in Kategorie » Teneriffa «
Teneriffa Wandern: Auf den Gipfel des Guajara
Heute wandern wir zusammen hoch oben im Teide Nationalpark auf einen mehr als abwechslungsreichen Rundwanderweg, der uns auf den Gipfel des Guajara führen wird. Das gewaltige Massiv des Guajara befindet sich am südlichen Rand der Caldera, die auch als Las Cañadas bezeichnet wird. Caldera bedeutet auf Spanisch Kessel. Als Caldera wird die im Durchmesser 17 Kilometer umfassende Hochebene, aus der sich der gewaltige Teide erhebt, bezeichnet.
Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Parador Nacional de las Cañadas. Der große Gebäudekomplex befindet sich südlich an der Straße TF-21, die quer durch die Cañadas verläuft. Da es neben der Talstation der Seilbahn das einzige Gebäude auf diesem Teil der Hochebene ist, ist es nicht zu verfehlen. Große Parkplätze für Busse und Pkw stehen für Touristen und Wanderer zur Verfügung. Auch die Buslinien 342 und 348 halten aus Puerto de la Cruz kommend unmittelbar am Straßenrondell des Parador. Da von diesem Parkplatz die unterschiedlichsten Wandertouren starten, empfiehlt es sich, sehr genau auf die angegebenen Nummern der einzelnen Wanderabschnitte zu achten.
Zunächst folgen wir der Wanderroute Nr. 4, die unmittelbar am Ende des Parkplatzes vor dem Parador Nacional beginnt und in östlicher Richtung leicht abschüssig auf den Guajara zuläuft. Hier auf 2150 Metern Höhe kann zu Beginn der Tour ein Blick auf das steil vor uns aufsteigende Felsmassiv des Guajara schon ein wenig beunruhigen. Wenn die Tour auch nur knapp über acht Kilometer lang ist, so sieht der Gipfel dort oben in luftiger Höhe doch recht beeindruckend aus. Aber keine Angst. Schritt für Schritt werden wir uns dem schroffen Ziel nähern.
Nach ungefähr einer Viertelstunde Wanderung gelangen wir auf einen breiten Fahrweg. Nun müssen wir uns entscheiden, in welche Richtung wir den Rundweg begehen wollen. Beide Möglichkeiten sind natürlich bei einem Rundweg machbar. Wer den Fahrweg überquert, trifft auf der gegenüberliegenden Seite auf einen schmalen Pfad (Nr. 39), der direkt weiter auf einen kleinen Sattel und dann an den Fuß des Felshanges des Guajara führt. Dieser Weg führt recht steil unmittelbar zum Gipfel hinauf. Bei dieser Variante liegt zu Beginn der Tour der harte Anstieg und danach erfreut sich der Wanderer an einer langen und bequemen Abstiegswanderung.
Wir entschließen uns für den langsameren und bequemeren Aufstieg. Auch wenn ich im Allgemeinen lieber zu Beginn der Wandertour zunächst die härteren Abschnitte wandere, bin ich mir heute nicht sicher, ob ich überhaupt an dieser steilen Wand hoch oder hinunter will.
Mit der Variante des bequemen Aufstieges von der Rückseite bleiben noch alle Optionen offen. Doch wer den Rundweg begehen will, weiß, dass bei dieser Variante am Ende der steile Abstieg an der Wand folgen wird. Doch zunächst folgen wir nur dem breiten Fahrweg links herum.
Noch ist es am Morgen hier am Fuße des Felsmassivs ein wenig schattig und kühl. Wir wandern an einer kleinen Steinhütte vorbei und umrunden danach die sogenannten „Gelben Steine“. Doch durch das stetige leichte bergauf wandern in weiten Serpentinen wird auch mir langsam warm. Mit ansteigenden Höhenmetern treffen wir auf die wärmende Sonne. Der Weg ist gut markiert und einfach zu begehen. Zur rechten Seite nähern wir uns immer mehr dem Fuß des Guajara. Die steilen Felswände ragen neben uns in den blauen Himmel auf. Zur linken Seite bietet sich bereits hier unten ein fantastischer Blick über die Cañadas zum Teide.
Seilbahn oder Wandern?
Dort am Teide fahren die beiden Seilbahnen ohne Unterlass hoch und runter und bringen Touristen auf den Vulkan, die von dort oben einen schönen Ausblick genießen können. Ausblick ohne Wanderung? Wer sich noch anders entscheiden möchte, hat nach ungefähr einer Dreiviertelstunde Wanderung hierzu die Möglichkeit. Links zweigt ein kleiner Wanderweg (Nr.16) zur Station der Seilbahn ab.
Doch wir entscheiden uns, selber zu wandern. Wir ignorieren den Weg und gehen weiter geradeaus an einem imposanten Felsmassiv vorbei. Noch geht es geradeaus auf eine weite Ebene zu. Doch nachdem wir den letzten Felsausläufer des Guajara passiert haben, zweigt kurze Zeit später rechts ein Wanderweg vom Fahrweg ab. Das ist der Wanderweg Nr. 5, der zum Guajara Pass aufsteigt. Durch Steine und Schilder gut markiert, ist der Einstieg nicht zu verfehlen. Von nun an geht es weitaus steiler in vielen kleinen Windungen durch Ginsterbüsche bergauf.
Der Hauptweg ist auch weiterhin durch Steinmännchen gut markiert. Wir benötigen für diesen ersten Aufstieg zum Pass ungefähr eine halbe Stunde.
Oben am Pass gabelt sich der Weg und führt links über den Kamm weiter in Richtung Arico. Wir halten uns hingegen rechts und befinden uns nach wenigen Metern in Höhe von 2372 Metern auf der Degollada de Guajara. Hier lohnt sich eine erste Rast. Neben dem gewaltigen Blick auf die Caldera mit dem Teide ist nun auch der Blick in den Süden möglich. Herunter schauen kann man allerdings nur bei wolkenlosem Himmel. Sind Wolken da, kann man diese nun von oben betrachten. Die Wolken beschatten den Inselsüden. Uns bescheren sie einen knallblauen Himmel mit Sonnenschein. Wandern über den Wolken.
Von der Degollada de Guajara führt ein Pfad rechts unmittelbar auf den Gipfel. Aber selbst erfahrene Bergführer rieten mir von diesem Pfad, der sehr geröllig und an vielen Stellen kaum begehbar sein soll, ab. So folgen wir dem offiziellen geradeaus links verlaufenden Pfad mit der Nr. 15 weiter über die Kammhöhe. Es geht für kurze Zeit bergab. Wir kommen an beeindruckenden weißen Bimssteinwänden vorbei. Die strahlenden hellen Felsen erinnern mich an die Paisaje Lunar mit ihren „Mondfelsen“, die von hier nicht weit entfernt liegen.
Dann geht es kurze Zeit bergauf und nach ca. 15 Minuten Wanderung von der Degollada erreichen wir eine Stelle, an der rechts der Einstiegsweg zum Gipfel hinaufführt. Auch diese Stelle ist nicht zu verfehlen, da sie durch eine Eisenstange, die hier senkrecht im Boden steht, gut gekennzeichnet ist.
Auf dem Gipfel des Guajara
Geradeaus geht es auf dem Wanderweg Nr. 15 weiter bergab zur Paisaje Lunar, über die ich ja bereits geschrieben habe. Auch von der südlichen Seite ist daher abzweigend von der Paisaje Lunar eine Aufstiegsmöglichkeit auf den Guajara gegeben. Von der Eisenstange bis zum Gipfel sind es noch ungefähr 300 Höhenmeter. Der Weg verläuft steil, aber nicht so steil, wie auf der westlichen Hangseite. In kleinen und ab und zu weiten Serpentinen geht es stetig bergauf. Wir haben den Gipfel zunächst nicht im Blick, sondern queren zwei vor uns liegenden sichtbare „Gipfel“, die nach Erreichen wieder „leider nur“ den Blick auf den nächsten Gipfel freigeben.
Doch nach 30 bis 40 Minuten ist es geschafft. Der vor uns liegende Gipfel ist tatsächlich der Gipfel des Guajara. Auf 2718 Höhenmetern genießen wir eine grandiose Rundsicht. Bei Wind und Wetter bietet eine große rechteckige Steinmauer ausreichend Schutz für die Gipfelstürmer.
Doch mich zieht es an diesem sonnigen Tag sofort an den westlichen Abhang. Steil geht es hier herunter. Vor uns liegt die Caldera mit dem Teide und dem Felsmassiv des Roques de Garcia. Und ganz klein sehe ich mitten in der Caldera unseren Ausgangpunkt. Nicht größer als Ameisen bewegen sich die Fahrzeuge auf dem Parkplatz vor den „kleinen“ Gebäuden des Parador Nacional.
Am Steilhang an der Felswand hinab
Neben der viereckigen Schutzmauer verläuft der Weg, der unmittelbar am Hang hinunterführt. Nach einer ausreichenden Rast entscheiden wir uns für diesen Abstieg. Wer nicht schwindelfrei und absolut trittsicher ist, sollte diesen Teil des Rundweges weder für den Auf-, noch für den Abstieg wählen. Es besteht neben dem Rundweg auch die Möglichkeit über die Paisaje Lunar abzusteigen oder aber, den gleichen Rückweg wie den Hinweg zu wählen.
Ein Wanderführer erzählte mir, dass der nun folgende Abstiegsweg häufig durch Steinschläge mit Geröll vollkommen zugeschüttet und teilweise unpassierbar sei. Doch im November 2013 habe ich viele Personen dort hoch und runter gehen sehen, so dass auch wir es versuchen. Der Pfad hinab ist gut markiert. Ab und zu geht es mit ein wenig Kraxelei über kleine und große Felsblöcke. Der Weg ist – wenn vorhanden und nicht aus Fels bestehend– sehr geröllig und verläuft unmittelbar am steilen Abhang und teilweise unter der Felswand entlang. Hier besteht unzweifelhaft Steinschlaggefahr. So sollte der, der auf Nummer sicher gehen möchte, unbedingt einen Helm mitbringen.
Wir kraxeln langsam und vorsichtig vom Gipfel an der Nordwand in westlicher Richtung zum Fuß des Massivs hinab. Von dort geht es in weiten steilen Schleifen weiter talwärts in Richtung eines vor uns liegenden Gebirgskammes. Nach ca. einer Dreiviertelstunde Wanderung vom Gipfel erreichen wir den Kamm. Hier auf der Degollada de Ucanca in Höhe von 2413 Metern bietet sich weiterhin ein fantastischer Ausblick auf die weite Ebene vor uns. Aber auch der Blick zurück ist sehr beeindruckend. Kommen wir wirklich gerade von da oben herunter?
Von der Degollada geht es zum letzten Mal für heute noch einmal fünf Minuten bergauf auf den vor uns liegenden Berg. Doch dann zweigt der Weg Nr. 31, der durch Steinmännchen gut markiert ist, nach links talabwärts ab. Nun geht es zunächst in weiten und dann in recht engen Schleifen immer weiter herunter Richtung Parador. An einem weißen Bimssattel steigen wir rechts hinab bis wir wieder an den Fahrweg mit der Nr. 4 gelangen. Hier haben wir die Rundwanderung links herum begonnen. Auf dem Rückweg queren wir den Fahrweg. Danach gehen wir die letzte Viertelstunde gerade auf unseren Ausgangspunkt, den Parador Nacional zu.
Wer mag kann hier in dem Restaurant eine Stärkung zu sich nehmen. Das dort noch ausgeschilderte Besucherzentrum existiert an dieser Stelle leider nicht mehr. Wer Informationen über den Nationalpark haben und zum Beispiel wissen möchte, wie die verschiedenen Lavagesteine des Teide Massivs entstanden sind, der muss weiterfahren. Heute existiert im Teide Nationalpark nur noch ein
Besucherzentrum. Das Centro de Visitantes ist für den Interessierten in El Portillo, dem Zugang zum Parque Nacional del Teide am Straßendreieck der TF 21 und der TF 24, zu finden.
Doch ich habe heute nach dieser abwechslungsreichen Rundwanderung so viele verschiedene Eindrücke genossen, dass wir den Besuch im Centro de Visitantes auf das nächste Mal verschieben.
Informationen:
Höhenunterschied: ungefähr 600 Meter vom Parador bis zum Gipfel. Doch sind durch kurze Ab- und Aufstiege insgesamt fast 900 Höhenmeter zu überwinden.
Anforderung: Insgesamt ist der Weg (ca. 8,2 Kilometer) durch Schilder und Steinmännchen sehr gut ausgezeichnet und nicht zu verfehlen. Ungefähr dreiviertel des Weges ist in einem sehr guten Zustand. Es handelt sich um eine einfach zu begehende angenehme Wanderstrecke auf gut befestigten Wegen. Ein Viertel des Rundwanderweges ist hingegen sehr abschüssig und geröllig. Es geht steil und unmittelbar am Abhang hinunter. In kurzen Teilen ist der Weg auch leicht ausgesetzt. Für diese Wegstrecke ist unbedingte Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erforderlich. Keinesfalls bei schlechtem Wetter (starker Regen, Schnee, Eis, Sturm) begehen.
Startpunkt: Parador Nacional de las Cañadas an der TF-21 im Teide Nationalpark. Bushaltestellen der Linien 342 und 348 aus Puerto de la Cruz kommend.
Zeit: reine Wanderzeit zwischen 4,5 bis 5 Stunden
Hinweise: Ausreichend Wasser und Proviant ist mitzubringen, da die einzige Einkehrmöglichkeit der Parador Nacional ist. Auf dem Abstiegsweg besteht direkt unter dem Hang an einigen Stellen Steinschlaggefahr. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, sollte auf jeden Fall einen Helm mit sich tragen. Weiter empfiehlt sich, rechtzeitig los zu wandern, um die größte Hitze der Mittagszeit nicht beim Aufstieg zu erleben. Der Gipfel des Guajara kann auch vom Süden auf dem Wanderweg Nr. 15 als Abzweig der Paisaje Lunar erklommen werden. Beide Touren sind kombinierbar. Auch ist diese Rundwanderung mit anderen Wanderungen im Teide Nationalpark kombinierbar. Bei schlechtem Wetter (starkem Regenfall, Sturm, Eis und Schnee) sollte die Strecke nicht gegangen werden.
Kommentare
Kommentar von Blank Franz |
werde ich demnächst in Angriff nehmen ..
Gruß
Franz
Kommentar von Leonie |
wirklich sehr empfehlenswert – Grüße Leonie
Kommentar von Fritz Leykauf |
bin am 25.11. auf den Guajara gestiegen über Weg 4,5,15 bei schönstem Wetter und kaum Wind, zurück den gleichen Weg, je in knapp 2 Stunden.
Ich möchte diesen Weg jedem empfehlen, der keine Lust auf geröllige Abstiege und Kraxelei hat!
Gruß Fritz, inzwischen wieder zurück im kalten Bayern!
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