von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Teneriffa «
Ackerbau in der City
Im Stadtteil El Sobradillo der Hauptstadt Teneriffas, Santa Cruz, haben die Bürger seit Juni dieses Jahres die Möglichkeit, Lebensmittel auf ihrer eigenen Parzelle in einem Stadtgarten anzubauen. Die Urban Gardening-Bewegung, die in den Großstädten dieser Welt immer mehr Anhänger findet, ist auch auf Teneriffa eine beliebte Gelegenheit, beim gemeinsamen Gärtnern nicht nur gesundes Gemüse heranzuziehen, sondern auch soziale Kontakte zu pflegen.
Pilotprojekt in El Sobradillo erfolgreich gestartet
Nachdem das etwa 400 qm große Pilotprojekt in El Sobradillo gut angelaufen ist, hat man sich im Gemeinderat von Santa Cruz entschieden, auch in anderen Stadtteilen nach geeigneten Flächen zu suchen, um den Bewohnern der übrigen Viertel ebenfalls die Möglichkeit zu geben, frisches Gemüse im eigenen Beet zu ernten. In jedem Stadtbezirk sollen ab Januar jeweils zwei entsprechende Gärten eingerichtet werden. Jeder interessierte Hobbygärtner kann sich bei der Stadtverwaltung um sein Privatbeet bewerben.
Dazu muss man einen kurzen Antrag ausgefüllen, beigefügt die unvermeidliche Kopie der DNI oder NIE, zusammen mit einer Erklärung, dass der brave Bürger all seinen Steuerverpflichtungen nachgekommen ist. Außerdem verlangen die Stadtväter ein medizinisches Attest, dass der potenzielle Kleinstbauer auch gesundheitlich in der Lage ist, der schweren Gartenarbeit nachzukommen. Mit diesen Unterlagen ausgestattet kann sich jeder, der seit mindestens drei Jahren in Santa Cruz wohnt, auf den Weg ins Rathaus machen, um seine Bewerbung einzureichen. Wem dann Erfolg beschieden ist, der kann schon bald auf einer Fläche von etwa 20 qm seinen Privatgarten beackern.
Geeignete Flächen werden noch gesucht
Konkrete Pläne für weitere Gartenanlagen gibt es bereits für die Stadtteile Ofra-Costa Sur und Anaga. Aber auch in den anderen Distrikten will man jetzt verstärkt nach geeigneten Flächen suchen. Vorschläge aus der Bevölkerung werden dabei gerne entgegengenommen. Brach liegende kommunale Areale finden bei der Suche ebenso Berücksichtigung wie private Gärten, die man der Allgemeinheit zugänglich machen könnte.
Der Bürgermeister der tinerfenischen Hauptstadt, José Manuel Bermúdez, sieht in dem Programm großes Potenzial für die Stadtentwicklung. Das gemeinsame Gärtnern trägt seiner Ansicht nicht nur dazu bei, dass sich die Hobbybauern gesünder ernähren, sondern hilft auch, soziale Schranken zu überwinden, da bei der Vergabe der Parzellen auch darauf geachtet werden soll, dass alle Schichten der Bevölkerung vertreten sind. Dass für so manchen Bewerber in den Zeiten der ökonomischen Krise auch die Aussicht auf eine Ersparnis beim Einkauf von Lebensmitteln ein wichtiger Punkt ist, sich um die eigene Kleinstscholle zu bemühen, ist dabei allerdings auch kein ganz abwegiger Gedanke.
Lateinamerikanische Immigranten in den USA waren Vorreiter der Bewegung
Genau darin liegt auch der Ursprung dieser weltweiten Bewegung, die gerade in den letzten Jahren immer mehr an Fahrt aufgenommen hat. Zu den Vorreitern des urbanen Gartenbaus der letzten Jahre gehörten denn auch lateinamerikanische Einwanderer, die in den verarmten Stadtteilen ihrer neuen Heimat USA aus der ökonomischen Not heraus mit dem Ackerbau in der Großstadt begonnen haben. Wenn auch mittlerweile daraus eher eine Bewegung ernährungsbewusster Yuppies geworden ist, so ist die ursprüngliche Idee jedoch auch heute für viele Stadtgärtner immer noch von zentraler Bedeutung.
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