von MariAnne Jaeger (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «

Wo sind die Erben der Ureinwohner

Wo leben die Erben der Ureinwohner heute Teil 3

Beginnen wir mit einem Auszug aus dem ersten Teil über die Guanchen, welcher dann den Verbleib der Nachkommen in Teil 3 der Geschichte einleitet.

„Tanausu ermöglichte so einem Teil seines Volkes die Flucht in abgelegene Ortschaften La Palmas. Er hat dazu beigetragen, das es heute noch direkte Nachkommen der Guanchen auf der Insel gibt. Zusammen mit diesen Völkergruppen bildeten die verbliebenen Benahoaritas den heutigen Stamm der Bewohner La Palmas.“

Das die Eroberer allerdings nicht pingelig mit den Guanchen umgegangen sind, sollte mal erwähnt werden. Sonst gäbe es dann heute noch direkte Nachkommen, auch auf La Palma.

Der kleine Unterschied – Guanchen oder Benahoaritas

Artikel-Serie

Teil 1: Ein Stück Himmel im Atlantik

Teil 2: Wie wohnten die Benahoritas

Teil 3: Die Erben der Ureinwohner

Die Namensgebung der Ureinwohner muss ebenfalls ins rechte Licht gerückt werden. Auf Teneriffa lebten die wahren „Guanchen“. La Palma war die Heimat der „Benahoaritas oder Awaras“. Jede Insel hatte kurzum ihre eigenen Namen und ihre eigene Ur-Geschichte. Der Klang ihrer Namen wirkt jedoch bis heute nach. Hotels oder Feriendomizile sind nach Ihnen benannt. „Abora“ klingt eben attraktiver als „Haus am Hang“. So leben die alten Namen weiter und tragen ihre Geschichte in die Zukunft.

Zu allen Zeiten spielte Mythologie eine große Rolle. Heute kann sich niemand davon freisprechen an etwas „mystisches“ zu glauben. Der kleine Unterschied, während der Vorstellung eines Films, dem eigenen, grauen Alltag zu entfliehen, verfehlt seine Wirkung auch heute nicht.
Dies bestätigen die vielen Kinofilme mit magischen Hintergründen. Es werden dann Namen und Orte verwendet, welche oft einen wundersamen Zauber in sich tragen. Guanchen, Benahoaritas oder Awaras suchten und fanden dies alles in Ihrem Glauben.

Ureinwohner Familie
Ureinwohner Familie

Die Nachfahren der Eroberer

Meine Informationen, zu denen auch Befragungen von heutigen Inselbewohnern auf La Palma und Teneriffa zählen, bestätigen das nach über 500 Jahren im Genpool, direkte Nachkommen nicht mehr zu erkennen sind. Sie haben sich mit den Eroberern vom Festland total vermischt. Auf Teneriffa und La Palma führen sie ein ganz „normales Leben“. So wie auf allen kanarischen Inseln. Einheimische Nachbarn eines Befragten auf Teneriffa, besaßen eine Finca mit Landwirtschaft. Da heutzutage niemand mehr davon leben kann, wurde die Finca mit allem drum und dran verkauft. Sie bauten ein neues Haus und leben heute von der Gastronomie.

Wie leben sie heute

Ob die Überlieferungen, welche hier geschildert werden, immer genauso stattgefunden haben, bleibt manchmal offen. Alles was von den Ältesten an die nächste Generation weitergegeben wurde, ging stets auch ein wenig an der Wirklichkeit vorbei.

Gästehaus La Palma
Gästehaus La Palma

Suchen wir weiter und erforschen, wie der Alltag der Eroberer-Nachkommen gegenwärtig aussieht. Überleben war jedoch nicht nur nach der Unterwerfung für die urzeitlichen Menschen wichtig.
Zu-und Abwanderung stellten dann eine große Herausforderung für die Insulaner dar. In jeder Familie wurde Geschichte geschrieben über eine Abwanderung, zum Beispiel nach Südamerika. Schmerzliche Trennungen von der Familie, meist ohne Hoffnung auf Wiederkehr, waren Alltag. Die wenigsten Emigranten waren erfolgreich im fremden Land. Und die, die es waren, traten die Heimreise nicht mehr an. Generationen wurden so dem wirtschaftlichen Elend auf der damals noch armen, wenig bevölkerten Insel überlassen. Die Auswanderungswellen verursachten viel Leid, das zum Teil bis heute nachwirkt.

Handel, Wohlstand und neue Nachbarn

Durch den weltweiten Handel öffnete sich La Palma nun für den Tourismus. Mit den Einwanderern kam auch der Wohlstand. Viele Palmeros hatten erkannt, das durch den Aufenthalt der Besucher auf der Insel, Geld zu verdienen ist. Wer Land besaß konnte es verkaufen oder vermieten. Viele fanden Arbeit bei den Eingereisten.
Ihr Überleben war somit gesichert. Bis Heute.

Gute Nachbarschaft war der Einheimischen Bevölkerung immer schon wichtig. Viele Fragen beschäftigten sie damals wie heute: Wie nehmen die „Neuen“ die gesellschaftlichen Regeln auf? Sprechen sie spanisch? Wie umgänglich sind sie? Mit der Zeit konnte aber jeder Bewohner seine Bedenken ablegen und sein Interesse an den neuen Nachbarn ausdrücken. Fiestas werden heute nicht nur im Familienverbund gefeiert. Freunde und Bekannte dürfen mitfeiern. So entstehen viele Freundschaften.
Der Schmerz der Auswanderungswellen scheint heute überwunden. Sie leben auf La Palma genau wie wir in Deutschland oder in Frankreich oder irgendwo auf der Welt.
Sie haben mit ihrer Offenheit die Weichen für die Zukunft gestellt und Integration zugelassen.

Salemera, uriges Fischerdorf La Palma
Salemera, uriges Fischerdorf La Palma

Es gibt keine Aborigines mehr, welche sich in Höhlen verstecken

Auf La Palma, im Gemeindegebiet Garafia, finden Sie heute eine ganze Reihe moderner Höhlenhäuser. Genauer gesagt, in der Nähe von Puntagorda, in Las Tricias. Auf einem großen Bergrücken reihen sich die Höhlenbehausungen aneinander. Ausgerüstet mit allem was der anspruchsvolle Urlauber benötigt. ADSL Internetanschluss inbegriffen! Wer die totale Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, ist hier richtig. Ureinwohner wären über soviel Fortschritt bestimmt nicht verängstigt gewesen.

Nostalgie und Fremdenverkehr

Alle Gemeinden auf La Palma bemühen sich heute erfolgreich die Geschichte in den Tourismus zu integrieren. Seit gut zwei Jahrzehnten versuchen die Regierungen aller kanarischen Inseln eine „Ureinwohner Kultur“ aufzubauen.
Sie sollen Alleinstellungsmerkmal sein oder für irgendwelche Tugenden gelten. Diese nostalgische Herstellung einer „Identität“ könnte mehr Gäste auf die Insel locken. Es sind politische Bemühungen im Gange eine „Kanarische Nation“ zu schaffen. Dafür verwendet man eben urzeitliche Geschichten, was auch hervorragend funktioniert.

Teneriffa, Gran Canaria und ihre Höhlendörfer mit Märchenpotential

Teneriffa
Wer das Anaga Gebirge auf Teneriffa kennt, weiß wie wunderschön dieses Paradies ist. Zwischen Himmel und Erde in etwa 1100 Metern Höhe, liegt das Höhlendorf Chinamada. Inzwischen über einen asphaltierten, schmalen Weg von Punta de Hidalgo aus zu erreichen. Aber Achtung! Wer Höhenangst hat sollte Vorsicht walten lassen: Sehr steil geht der Weg nach oben. Um die 30 Wohnhöhlen, von denen nur noch 15 bewohnt sind, wirken auf den Besucher wie ein verwunschenes Dorf. Oberhalb der angelegten Terrassenfelder, leuchten die weißen Hausfassaden mit ihren knallbunten Türen in die Berglandschaft hinein. Ein idyllisches Kleinod, welches sich bis heute kaum verändert hat.

Gran Canaria
Gran Canaria wäre ohne seine Höhlendörfer ein wenig unattraktiver. Einige Canarios leben und arbeiten in „Ihren Höhlen“. Mit dem Berg verschmolzen ist die Cueva Bermejo im Barranco de Guayadeque. Poetisch übersetzt: Die Schlucht des fließenden Wassers.

Wohnhöhlen

In der hundert Jahre alten Wohnhöhle mit vier Zimmern, Bad und Küche lässt es sich gemütlich leben. Fast fünfzig Meter tief reicht sie bis ins innere des Berges. Früher kochte man mit Petroleum und Holz. Mittlerweile belebt ein Stromanschluss die Wohnqualität. Die Bewohner betreiben ein kleines Lokal, welches ein paar Höhenmeter entfernt in den Fels geschlagen ist. Von der Decke hängen Schinken und Krüge. An dem kleinen, gemütlichen Tresen kann sich der Gast einen Cafe Cortado schmecken lassen. So ganz nebenbei hüten sie noch Ziegen und einige Kühe. Jeden Tag wird Käse gemacht, welcher in dem Felsenlokal verkauft wird.

Die Frage, ob sie mit einer modernen Wohnung nicht glücklicher wären, beantworten sie so:

Hier lebten schon unsere Vorfahren und ganz egal wohin wir ziehen das „Haus“verbindet uns.
Es ist in unseren Herzen!

Wie schön, das sich dieses Band durch alle Zeiten zieht. Sie leben heute mit dem Fortschritt, die Benahoaritas und Guanchen auf La Palma, Gran Canaria oder Teneriffa.

© Copyright by MARIANA Text und Fotos

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