von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «
Geschichten, die noch weitergehen
Vermeintlicher deutscher Brandstifter unschuldig
Am letzten Sonntag ging es um einen deutschen Staatsbürger, der auf Gran Canaria verhaftet worden war, weil man ihm vorwarf, durch das unachtsame Wegwerfen einer brennenden Zigarette einen Brand verursacht zu haben, der dazu geführt hat, dass im Tal von Ayagaures im Süden der Ferieninsel auf einer zwei Hektar großen Fläche zahlreiche Pflanzen, eine Holzhütte und ein Wohnhaus ein Raub der Flammen wurden.
Die Ermittlungen der Polizei ergaben jedoch, dass nicht der noch brennende Zigarettenstummel den Brand entfacht hat, sondern das Stromkabel einer Hochspannungsleitung, das auf Grund des heftigen Windes abgerissen worden war. Man hat den Mann umgehend freigelassen, nachdem man die wahre Brandursache ermittelt hat. Trotz seines fahrlässigen Handelns sah man keinen Zusammenhang mit der Entstehung der verheerenden Feuersbrunst.
Bau des Meerwasseraquariums nur möglich dank RIC
Ein weiteres Thema der vergangenen Woche war der geplante Bau eines großen Meerwasseraquariums im Hafen von Las Palmas durch den deutschen Unternehmer und Besitzer des bekannten Loro-Parks auf Teneriffa, Wolfgang Kiessling. Die Berichterstattung der lokalen Presse hat sich in weiteren Artikeln mit dem Projekt beschäftigt, das jährlich einen Gewinn von 10 Millionen Euro einfahren soll. Die Planungen sehen vor, eine Attraktion zu schaffen, die geeignet ist, den Rückstand Gran Canarias von jährlich 1 Millionen Touristen gegenüber Teneriffa zu verringern. Die Initiatoren und die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik gehen davon aus, dass man mit dem Bau des Aquariums, das dann zu den 10 größten der Welt gehört, die äußerst positive Entwicklung der Besucherzahlen auf den Kanarischen Inseln noch weiter ausbaut.
Mit dem Projekt will man jedoch scheinbar nicht nur Werbung für Gran Canaria machen, sondern auch für die nicht ganz unumstrittene Wirtschaftsförderung der Kanarischen Inseln. Es ist bekannt, dass dieses Projekt nach Angaben der Bauherren nur schwer zu realisieren wäre, wenn es die RIC (Reserva para Inversiones en Canarias) nicht gibt. Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Gelder für das Aquarium ist mit Mitteln aus diesem Programm finanziert, das zur Stärkung der Unternehmensfinanzen entwickelt ist. Der finanzielle Spielraum, den die Firmen auf Grund der Gewährung von Steuervorteilen durch die RIC erhalten, macht nach Ansicht der Befürworter des Programms derartige Projekte überhaupt erst möglich. Wenn man Unternehmensgewinne auf den Kanarischen Inseln reinvestiert, kann man dadurch die Steuerlast einer Firma um bis zu 90 % vermindern. In vergangenen Jahren hat man deshalb wichtige Investitionen auf den Inseln, und nicht an anderen Orten realisiert, so die Befürworter der RIC.
Kaum Medienecho auf Misshandlungen in Behindertenwohnheimen auf Teneriffa
Am Freitag ging es dann um die Vorfälle in drei Wohnheimen für behinderte Jugendliche auf Teneriffa. Wie auch unsere Leser beobachtet haben, war die Berichterstattung über dieses Thema in den Medien äußerst zurückhaltend. Es hatte zunächst einen ausführlichen Artikel über die ungeheuerlichen Vorgänge in den Heimen in der bekannten Lokalzeitung La Opinion auf Teneriffa gegeben. Danach folgte jedoch nicht mehr viel, und so drängt sich der Verdacht auf, dass man über diese Dinge, die für Teile der Kirche extrem unangenehm sind, nicht in der breiten Öffentlichkeit diskutieren soll. Wie bereits einige der ehemaligen Angestellten der Heime vermuteten, die sich gegen die unmenschliche Behandlung der jungen Menschen gewehrt hatten, bestehen gute Kontakte der Heimleiter zu wichtigen Personen in Justiz und Politik auf Teneriffa.
Eine vorbehaltlose Aufklärung der Misshandlungen ist jedoch dringend angezeigt, damit derartige Foltermethoden, wie sie in den Heimen der Organisation Casa Familiar Manolo Torres scheinbar an der Tagesordnung waren, nicht ungesühnt bleiben. Die Nähe dieser Einrichtungen zu dem Franziskaner Orden der Brüder vom weißen Kreuz ist für die katholische Kirche, die auf den Kanarischen Inseln großen Einfluss hat, äußerst problematisch. Während der neue Papst, der auch noch den Namen des Ordensgründers trägt, gerade versucht, etwas Licht in die dunklen Ecken der Kirche zu bringen, versuchen andere immer noch, derartige Skandale zu vertuschen. Ob es ihnen in diesem Falle auch gelingen wird, daran haben die Medien einen entscheidenden Anteil. Eine objektive, aber auch schonungslose Berichterstattung ist hier dringend geboten.
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