von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria, Teneriffa «

Zickenkrieg der Alphatiere

Um die Beziehungen in der Politik zwischen Las Palmas auf Gran Canaria und Santa Cruz auf Teneriffa steht es in diesen Tagen nicht gerade zum Besten. Seit Juan José Cardona, der in Las Palmas das Sagen hat, auf einer Veranstaltung in Madrid die Relation zu seinem tinerfenischen Kollegen als zerstört bezeichnet hat, ist ein Kleinkrieg zwischen den beiden Amtsträgern entbrannt, wie er eher zwei zickigen Teenagern zuzutrauen wäre.

Phantombürger in Santa Cruz

Am vergangenen Mittwoch hatte Cardona in einer Rede vor dem Fórum Europa de Nueva Economía im Casino von Madrid gesagt, dass das Verhältnis zu dem Bürgermeister von Santa Cruz de Tenerife, José Manuel Bermúdez, von tiefem Misstrauen gekennzeichnet und wenig konstruktiv sei.

Vor den anwesenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien wies er darauf hin, dass sich die Verantwortlichen in der Hauptstadt der größten Insel der Kanaren einen unlauteren Vorteil dadurch verschafft hätten, dass ihre Stadt mit Phantombürgern aufgeblasen wurde. Im vergangenen Jahr wurde bei einer Überprüfung entdeckt, dass die Stadt über längere Zeit falsche Angaben zur Zahl ihrer Bewohner gemacht hatte. Was auf den ersten Blick nur wie der verzweifelte Versuch aussieht, sich selbst größer zu machen als man in der Realität ist, hat jedoch weitreichende Folgen für die Verteilung öffentlicher Gelder auf den Kanarischen Inseln.

Je nach Einwohnerzahl erhält jede Provinz und jede Stadt nach einem festgelegten Schlüssel Zuwendungen aus einem für alle Inseln des Archipels zur Verfügung stehenden Geldtopf. Auf Grund der manipulierten Zahlen erhielt Santa Cruz über Jahre hinweg weitaus mehr Geld, als der Stadt eigentlich zugestanden hätte. Diese Gelder, die natürlich an anderen Stellen gefehlt haben, soll Santa Cruz jetzt zurückzahlen. Diese Forderung aus Las Palmas wird auf Teneriffa allerdings nicht besonders gerne gehört.

Unsäglicher Neid und Steinzeitmethoden

Wahrscheinlich ist die Reaktion von José Manuel Bermúdez auf die Äußerungen seines Amtsbruders auch deshalb so scharf ausgefallen, weil dieser einfach nicht aufhören will, diese Forderung zu wiederholen. Bermúdez warf Cardona vor, mit seinen Angriffen lediglich von den nach seiner Ansicht gravierenden Problemen in Las Palmas ablenken zu wollen. Von Neid und Missgunst auf die Erfolge, die Teneriffa zu verzeichnen habe, sei die Rede vor der hochrangig besetzten Runde in Madrid gezeichnet gewesen, sagte Bermúdez gegenüber Vertretern der lokalen Presse auf seiner Insel. Damit jedoch nicht genug. Einmal so richtig in Fahrt gekommen, bezeichnete Bermúdez die Haltung von Cardona als die eines Häuptlings aus der Steinzeit, nicht aber als die eines Politikers aus dem 21. Jahrhundert.

In der Vergangenheit hatten sich die Vertreter der beiden Inseln in gemeinsamen Erklärungen immer wieder dazu bekannt, gemeinsam alle sieben Inseln der beiden Provinzen voranzubringen. Auch wenn es sich dabei nicht selten um reine Lippenbekenntnisse gehandelt hat und hinter den Kulissen die Kämpfe um die größten Stücke vom finanziellen Kuchen aus Madrid und der Europäischen Union getobt haben, wurde jedoch zumindest die Fassade gewahrt. Diese Fassade bröckelt nun gewaltig. Für die Inseln insgesamt ist dieses Bild nicht gerade förderlich, wenn es darum geht, Vertrauen in die kanarische Wirtschaft zu schaffen.

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