von Thomas Vollmer (Kommentare: 1) in Kategorie » Teneriffa «
Santa Cruz de Tenerife – Hauptstadt der Auswanderer
In den vergangenen fünf Jahren seit Ausbruch der Finanzkrise haben fast 12.000 Menschen der Hauptstadt Teneriffas den Rücken gekehrt, um im Ausland Arbeit zu suchen, die sie in ihrem Heimatland zur Zeit nicht finden können.
Nachdem im September 2008 der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers in New York eine weltweite Finanzkrise auslöste, war es auch in Spanien vorbei mit allzu leichtfertig vergebenen Krediten. Eine riesige Immobilienblase platzte und zog große Teile der Wirtschaft des Landes mit in den Abgrund. Statt Wachstum und steigender Beschäftigtenzahlen bestimmten nun immer mehr Rezession und Arbeitslosigkeit das Leben der Menschen. Auch mehr als fünf Jahre nach dem Urknall der Krise, die trotz gegenteiliger Bekundungen der Politiker noch längst nicht vorbei ist, haben sich die Chancen auf dem spanischen Arbeitsmarkt noch nicht entscheidend verbessert.
12.000 Auswanderer in fünf Jahren
Fast 12.000 ehemalige Bewohner von Santa Cruz haben in den letzten fünf Jahren deshalb ihr Bündel geschnürt und nicht nur ihre Heimatstadt, sondern gleich das Land verlassen in der Hoffnung, an einem anderen Ort bessere berufliche Möglichkeiten vorzufinden.
Die Erhebungen vom Ende des vergangenen Jahres zeigen darüber hinaus, dass Frauen eher bereit sind, auf der Suche nach Arbeit neue Wege zu gehen. Sie beweisen mehr Mut als die Männer, wenn es darum geht, die Entscheidung zu treffen, das Land und die Familie zu verlassen, um in anderen Ländern nach neuen beruflichen Möglichkeiten zu suchen.
In der Vergangenheit hat es nicht nur in Santa Cruz, sondern auf allen Inseln der Kanaren immer wieder Auswanderungswellen gegeben. Vornehmlich in die Karibik und nach Südamerika. Jetzt ist zu beobachten, dass in der aktuellen Situation viele Nachfahren der ersten Auswanderer, die in den Boomjahren in das Land ihrer Väter zurückgekehrt waren, nun die Rückreise antreten und erneut ihr Glück jenseits des Archipels und Spaniens suchen. Menschen, in deren Familien dieser Schritt schon einmal getan worden ist, fällt es naturgemäß etwas leichter, eine derartig weitreichende Entscheidung zu treffen.
Amerika weiterhin beliebt
Auch wenn Santa Cruz de Tenerife bei der Abwanderung einen Spitzenplatz einnimmt, steht die Stadt mit dem Problem nicht alleine da. In ganz Spanien wandern die Menschen aus, um der beruflichen Misere zu entgehen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Auslandsspanier um 6,6 % gewachsen. Insgesamt leben jetzt mehr als 2 Millionen Menschen mit spanischer Staatsangehörigkeit außerhalb des nationalen Territoriums. Wie schon in der Vergangenheit sind die Länder Amerikas auch heute das bevorzugte Ziel der neuen Auswanderer. Mehr als 1,3 Millionen haben auf dem Kontinent jenseits des Atlantiks eine neue Heimat gefunden. Der Rest ist in der überwältigenden Mehrheit Europa treu geblieben. Deutschland ist dabei nach Frankreich das zweitbeliebteste Ziel der Emigranten auf dem alten Kontinent.
In unserer Zeit, die von großer Mobilität geprägt ist, stehen die Chancen aber nicht schlecht, dass die Menschen bei einer Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt auch wieder zurückkehren. Schließlich dauern die Reisen ja nun nicht mehr wie bei den Vorfahren mehrere Wochen, sondern nur noch wenige Stunden. Da fällt es sehr viel leichter, auch die Rückreise anzutreten.
Kommentare
Kommentar von Michael Drebs |
Liebe Readktion, lieber Chefredakteur,
Ich möchte mich an dieser Stelle einmal für die vielen sachkundigen Artikel, insbesondere auch von den anderen Inseln bedanken. Der eine oder andere Hinweis (Residencia) wurde auch sofort intellektuell gespeichert.
Und mit dem Blick über den Küstenrand hinaus bekommen die kleinen oder großen Probleme hier im Süden von Gran Canaria ein anderes Licht.
Bitte weiter so.
Ihr Michael Drebs
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