von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Teneriffa «

Die Geister von Santa Cruz de Tenerife

Der Bürgermeister von Santa Cruz de Tenerife, José Manuel Bermúdez von der Coalición Canaria, ist erst seit knapp zwei Jahren Bürgermeister der Hauptstadt von Teneriffa. Jetzt könnten merkwürdige Vorgänge, die in die Amtszeit seines Vorgängers und Parteifreundes Miguel Zerolo fallen, ihm arge Probleme bereiten.

Bei der Präsentation der Einwohnerzahlen der Kapitale für das Jahr 2012 ist ein unerklärlicher Rückgang der Bevölkerung um 15.000 Personen zu verzeichnen. Eine Zahl, die für eine Stadt mit ca. 200.000 Einwohnern von erheblichem Gewicht ist.

Nach ersten Erkenntnissen haben diese Personen aber scheinbar nie existiert. Denn nie hat jemand von ihnen ein Personaldokument beantragt. Keiner hat Strom oder Wasser verbraucht, und niemand hat je einen Arzt besucht oder ein Bankkonto besessen. Auch sonst sind die vermeintlichen Bürger von Santa Cruz niemals in Erscheinung getreten. So liegt der Verdacht nahe, dass es sich bei den Geistern nicht wirklich um real existierende Mitbürger, sondern um einen groß angelegten Betrug handelt. Verstärkt ist diese Annahme dadurch, dass plötzlich zahlreiche Unterlagen, die zur Klärung beitragen könnten, sonderbarerweise nicht mehr aufzufinden sind.

Daten bewusst manipuliert

Derartige Ungereimtheiten rufen natürlich die Opposition auf den Plan, die nach Bekanntwerden der denkwürdigen Verhältnisse sofort einen Untersuchungsausschuss gefordert hat. Sowohl die Vertreter der Gruppe SSP (Si Se Puede, angelegt an den Wahlkampfslogan von US-Präsident Barak Obama – Yes, we can). Als auch die Abgeordneten der PSOE und der Bürger für Santa Cruz sind von den bisherigen Antworten und Maßnahmen der Verantwortlichen nicht überzeugt. Sie verlangen eine eingehende Untersuchung der Vorgänge.

Sollte sich dabei herausstellen, dass die Einwohnerzahlen in der Vergangenheit bewusst manipuliert sind. Könnte dies äußerst unangenehme Folgen für die Stadt haben. Da vermutet wird, dass bereits seit 17 Jahren keine korrekten Zahlen vorgelegt worden sind, könnten überhöhte Zahlungen aus dem Regionalfond, dessen Zuwendungen nach der Zahl der Einwohner bemessen werden, zurückgefordert werden. Schon in diesem Jahr wird die Stadt auf Grund der korrigierten Zahlen zwei Millionen Euro weniger aus dieser Quelle erhalten.

Doch nicht nur die finanziellen Folgen eines solchen Betruges könnten die Stadt in ernste Schwierigkeiten bringen. Sollten die Geisterbürger auch in den Wahllisten der Stadt auftauchen, kämen hier weitere Fragen auf die Verantwortlichen zu, die wahrscheinlich nicht zu beantworten sind, ohne dass einige Beteiligte Konsequenzen zu tragen hätten. Bislang gibt es jedoch keine Anzeichen dafür, dass auch bei den Wahlen zum Stadtparlament gemauschelt worden ist. Man darf gespannt sein, inwieweit die jetzt eingesetzte Kommission Licht in das Dunkel der Amtsstuben von Santa Cruz bringen wird.

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