von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria, Lanzarote, Teneriffa «

Betrugsermittler bitten enttäuschte Gebrauchtwagenkäufer um Mithilfe

Aufgeflogen war das Geschäft mit den manipulierten Gebrauchtwagen im Oktober des vergangenen Jahres. Auch wir hatten darüber berichtet. Bis heute jedoch sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, da es scheinbar weitaus mehr betrogene Kunden gibt, als zunächst angenommen wurde. Mehr als 500 geprellte Gebrauchtwagenkäufer konnten man bisher ermitteln. Staatsanwaltschaft und Polizei gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der Betroffenen noch weitaus höher liegt und bitten deshalb die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufklärung dieses gigantischen Betrugsfalles.

Bislang sieben Firmen unter Verdacht

Beschuldigt sind mindestens 17 Personen aus 7 Firmen auf Gran Canaria, Lanzarote und Teneriffa, die Kilometerstände von Gebrauchtwagen massiv manipuliert zu haben.

In manchen Fällen wurden die Zählerstände um bis zu 150.000 Kilometer reduziert, um so einen weitaus höheren Preis auf dem Markt erzielen zu können. Die Vorgehensweise war dabei immer die gleiche.

Die Fahrzeuge wurden bei Versteigerungen oder bei Autoverleihern auf dem Festland gekauft und auf die Kanaren gebracht. Bei der Einfuhr hat man dann peinlichst genau darauf geachtet, dass nirgendwo der tatsächliche Kilometerstand notiert war. Auch wurden nie Autos gekauft und angeboten, die älter als vier Jahre waren, denn in diesem Falle wäre vor der Zulassung auf den Kanarischen Inseln eine Vorführung bei der ITV, dem spanischen TÜV, fällig gewesen, bei der die korrekte Fahrleistung dokumentiert worden wäre.

Nach der Ankunft im Hafen von Las Palmas hat man die Fahrzeuge umgehend in eine spezielle Werkstatt gebracht, wo man die Kilometerstände ebenso frisiert hat, wie das gesamte Auto, das professionell aufbereitet in neuem Glanz erstrahlte. Derart präpariert hat man die Blender auf die einzelnen Händler verteilt, die ihre Geschäfte vorwiegend in den Vierteln Miller Bajo und Guanarteme in Las Palmas, aber auch in Agüimes und Arucas auf Gran Canaria hatten. Außer den Gebrauchtwagenhändlern auf Gran Canaria waren aber auch Firmen auf Teneriffa und Lanzarote an dem betrügerischen Geschäft beteiligt. Sie erhielten die Fahrzeuge erst, nachdem ihre Schönheitsbehandlung auf Gran Canaria abgeschlossen war.

Eindeutige Beweise durch Untersuchung in Fachwerkstatt

Um das gesamte Ausmaß des Betruges aufklären zu können, bittet nun die Polizei Gebrauchtwagenkäufer, die ihr Fahrzeug zwischen 2011 und 2013 erworben haben, um Mithilfe bei den Ermittlungen. Wer in dieser Zeit einen Gebrauchtwagen gekauft hat und wenig Freude daran hatte, weil er Probleme machte, die bei dem angegebenen Kilometerstand eigentlich unüblich sind, sollte seinen Wagen von einem offiziellen Vertragshändler genau untersuchen lassen. Nur hier lässt sich zweifelsfrei klären, ob die tatsächlichen Fahrleistungen mit dem Kilometerstand auf der Uhr übereinstimmen können. Verdächtige Hinweise auf eine Manipulation sind jedoch auch eine außergewöhnlich starke Abnutzung des Fahrersitzes, des Lenkrads, der Pedale und des Schaltknaufs. In vielen Fällen wurden diese verräterischen Spuren jedoch durch die professionelle Aufbereitung schon beseitigt, was es für den Laien schwer macht, den Betrug zu erkennen.

Auch Auswanderer könnten betroffen sein

Sollte sich bei einer technischen Überprüfung durch eine Fachwerkstatt herausstellen, dass die reale Kilometerleistung eines Wagens signifikant höher ist als angegeben, bitten die Ermittler um eine entsprechende Anzeige bei jeder Polizeidienstelle oder direkt bei der Sonderermittlungsgruppe, die unter den Telefonnummern 928 30 47 45 und 928 30 47 72 zu erreichen ist. Nur wer eine entsprechende Anzeige aufgibt, kann eventuell noch eine Schadensersatzforderung durchsetzen. Bei der Vielzahl der Fälle ist die Aussicht auf eine Entschädigung allerdings recht gering. Mit einer Anzeige kann aber immerhin dazu beigetragen werden, das gesamte Ausmaß des Betruges aufzudecken.

Neben den Einheimischen haben auch viele Auswanderer für den Start in ihr neues Leben ein gebrauchtes Fahrzeug auf den Kanarischen Inseln gekauft, weil ihnen eine Überführung aus der Heimat und die Zulassung auf den Kanaren zu umständlich und zu teuer waren. Auch sie könnten deshalb von diesem außergewöhnlich großen Betrugsskandal betroffen sein.

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