von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Teneriffa «

Behinderte Sporttouristen erobern Teneriffa

Es ist eine Gruppe von 20 Personen, die auf Einladung des Tourismusverbandes ihren Urlaub auf Teneriffa verbringt. Nichts Besonderes, denkt man auf den ersten Blick. Doch auf den zweiten ist es durchaus nicht ganz alltäglich, was die Teilnehmer dieser von der belgischen NGO U-Turn organisierten Reise so unternehmen.

Taub, blind, gelähmt und sportlich

Sie sind taub, blind oder sitzen im Rollstuhl, weil sie querschnittsgelähmt sind. Das hält sie jedoch nicht davon ab, sich sportlichen Aktivitäten zu widmen. Die für die meisten Menschen, die ohne physische Gebrechen durchs Leben gehen, zu anstrengend oder zu gefährlich sind. 10 Tage voller Abenteuer werden die behinderten Sporttouristen auf Teneriffa verbringen. Sie wollen dabei Dinge erleben, die ihnen viele Außenstehende niemals zugetraut hätten. Aber sie sind es gewohnt zu kämpfen und geben so schnell nicht auf. Ihre Behinderung hat sie gelehrt, dass es mehr bringt, sein Schicksal anzunehmen und mit Freude das Beste daraus zu machen. Und so kommen sie auch dorthin, wohin es manche Menschen ohne körperliche Einschränkungen niemals schaffen.

Warum sollte man nicht auf den Teide steigen, nur weil man zufällig nicht laufen kann. Es gibt hervorragende Rollstühle und Freunde, die helfen können, wenn es mal eng wird. Und so fahren sie halt mit ihren Rollis auf den Gipfel des höchsten Berges Spaniens. Aber damit nicht genug. Irgendwie muss man von den Bergen ja auch wieder herunterkommen. Ein reißender Bergbach ist da eine prima Möglichkeit. In einer Gruppe, in der Einer die Schwächen des Anderen mit seinen speziellen Fähigkeiten ausgleicht, können beim Wildwasserrafting auch Menschen spannende Situationen erleben, die nicht sehen, wohin sie gerade paddeln. Aber das Gefühl muss gigantisch sein, wenn man erkannt hat, dass man trotz suboptimaler Voraussetzungen alles erreichen kann, was man sich vorgenommen hat.

Nicht die erste Reise

Für einige der Teilnehmer ist es nicht die erste Reise dieser Art. Sie waren bereits in Nicaragua und Marokko, um ihren sportlichen Ambitionen nachzukommen. Den meisten hat es so gut gefallen, dass sie gar nicht genug davon bekommen können. Gleich wie groß der Grad ihrer Behinderung auch sein mag, in der Gruppe gibt es für jedes Problem eine Lösung, die am Ende allen Beteiligten die Chance gibt, einzigartige Eindrücke zu sammeln.

Vorhandene Hindernisse werden überwunden und entstehende Probleme gelöst. Mit dem Meistern der Herausforderung wächst das Selbstbewusstsein und die Überzeugung, dass man auch mit einem Körper, der den allgemein gültigen Anforderungen nicht zu 100 % genügt, Dinge anstellen kann, die man ihm niemals zugetraut hätte. Begleitet werden sie dabei natürlich nicht nur von ihren behinderten Mitreisenden, sondern auch von Betreuern und Medizinern, die dafür sorgen, dass keine unkalkulierbaren Risiken entstehen. Bei aller Abenteuerlust kommt die Sicherheit auf diesen Reisen nicht zu kurz.

Für Carlos Alonso, den Tourismusbeauftragten der Regierung von Teneriffa, sind die behinderten Besucher eine willkommene Gelegenheit zu demonstrieren, dass auf seiner Insel Platz für alle Menschen ist. Auf Teneriffa gibt es auch für diejenigen eine Menge zu erleben, die in den Augen mancher Betrachter vom Schicksal schwer benachteiligt sind. Die Betroffenen selbst sehen das oft ganz anders und zeigen den „Gesunden“, wo es lang geht. Mit unerschütterlichem Optimismus und einem festen Willen können Berge versetzt oder zumindest erklommen werden.

Insel wird nicht nur sportlich erobert

Für die Gruppe geht es in den 10 Tagen ihres Aufenthaltes auf der Insel aber nicht nur um sportliche Höchstleistungen, sondern auch darum, die schönsten Punkte Teneriffas zu erkunden. Poris de Abona Arico, Vilaflor, Los Gigantes, Garachico und auch El Médano sind nur einige der Orte, die in den nächsten Tagen Besuch erhalten werden von einer Gruppe, die etwas ganz Besonderes ist. Ihr Ziel ist es jedoch, genau diesen Exotenstatus zu überwinden. Erst wenn man sie wie alle anderen Menschen behandelt, ist ihre Inklusion in die Gesellschaft gelungen. Mit ihrem Mut, ihrer Zuversicht und der gegenseitigen Hilfe geben sie ein Beispiel dafür, wie das Zusammenleben in einer Gemeinschaft funktionieren kann.

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