von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Lanzarote «
Lanzarote: Bürger zu kaufen gesucht
Die Gemeinde San Bartolomé auf Lanzarote benötigt dringend etwa 1.300 neue Einwohner. Die will man jetzt mit Geldgeschenken angelocken. Manche neuen Gesetze schaffen es, dass man in den Verwaltungen von Städten und Gemeinden kreativ über Lösungen nachdenkt, die sogar den Bürgern gefallen dürften. Das Gesetz für Rationalisierung und Nachhaltigkeit (Ley de Racionalización y Sostenibilidad) ist ein solches Regelwerk. Es zwingt die Vertreter der Stadt San Bartolomé auf der Kanareninsel Lanzarote, darüber nachzudenken, wie sie Menschen, die bereits eine Wohnung in der Stadt besitzen, dazu bewegen können, sich auch dort anzumelden.
1.336 Einwohner dringend gesucht
Nach der letzten Zählung vom 31. Dezember 2013 haben 18.664 Menschen ihren Wohnsitz in San Bartolomé offiziell eingetragen. Und das sind genau 1.336 zu wenig. Nach dem neuen Gesetz haben nur noch Städte und Gemeinden mit mindestens 20.000 Einwohnern das Recht auf zahlreiche Leistungen aus den regionalen und nationalen Töpfen der öffentlichen Hand. Um diese wichtigen Zuwendungen nicht zu verlieren, wollen die Stadtoberen nun eine Anwerbekampagne starten.
Die Menschen, die in der Stadt leben, ihren Wohnsitz aber in einer anderen Gemeinde angemeldet haben, will man so dazu bringen, den Gang zum Amt anzutreten, um dort ihr Empadronamiento zu beantragen. Dieser Eintrag ins Melderegister soll den Meldemuffeln mit Steuererleichterungen und anderen Geldgeschenken schmackhaft gemacht werden, die dauerhaft jedes Jahr einen Vorteil von etwa 200 Euro bringen können.
Aus den Statistiken der Stadt geht hervor, dass 1.673 Besitzer von Wohnungen und Häusern in San Bartolomé zwar in der Stadt leben, bislang aber den Gang zum Amt gescheut haben. Sie sind entweder gar nicht oder in einer anderen Gemeinde auf Lanzarote gemeldet. Sollte es den verantwortlichen Stellen nicht gelingen, im Laufe dieses Jahres die fehlenden 1.336 Bürger von der Schönheit der Stadt, dem pulsierenden Leben oder anderen Attraktionen innerhalb der Gemeindegrenzen zu überzeugen, drohen in Zukunft empfindliche Einschnitte bei der Infrastruktur und bei den Mittelverteilungen aus den Kassen übergeordneter Stellen.
„Wir wissen, dass viele der Besitzer von Wohnungen und Häusern ständig in ihren Immobilien leben. Die müssen wir nun gezielt ansprechen, um die 20-Tausender Marke demnächst überschreiten zu können. Wenn es anders nicht möglich ist, werden wir dies auch mit finanziellen Anreizen tun“, sagte die zuständige Stadträtin Carmen González.
Bestimmte Voraussetzungen müssen beachtet werden
Um in den Genuss der Vergünstigungen zu kommen, müssen die Neubürger einige Anforderungen erfüllen. Unter anderem dürfen sie nur eine Immobilie innerhalb der Stadtgrenzen von San Bartolomé besitzen und müssen außerdem mit ihren Steuerzahlungen an die Gemeinde auf dem aktuellen Stand sein. Wer bislang nicht nur seine Anmeldung, sondern auch die Zahlung seiner Grundsteuern oder anderer Abgaben an die Gemeindekasse verweigert hat, der darf allerdings nicht auf die Großzügigkeit der Verwaltung hoffen. Sollte er die Einbürgerung beantragen, hätte man eine gute Gelegenheit, ihn auf seine Versäumnisse aufmerksam zu machen.
Wer sich in dieser Hinsicht jedoch nichts vorzuwerfen hat, sollte über das Angebot verschärft nachdenken. Es würde sich nicht nur für ihn persönlich lohnen, sondern auch für die gesamte Stadt. Gelingt es nicht, die Zahl von 20.000 Bürgern zu erreichen, müsste man demnächst einige Einrichtungen in der Stadt schließen, weil die notwendigen Mittel zum weiteren Betrieb nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies kann Kitas, Büchereien, Altentagesstätten und andere öffentliche Angebote betreffen. Auch ausländische Residenten werden aufgerufen, sich bei der Gemeinde anzumelden, um die Attraktivität der Stadt zu erhalten.
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