von Olaf Kröger (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «

Wirtschaft auf La Palma

Die Nachrichten sind seit Jahren voll mit Informationen über Krise, Sparen, Arbeitslose, sinkendes Wirtschaftswachstum und vielem mehr. Wenn man hier auf den Kanarischen Inseln lebt, muss man schon einige Dinge umstellen, die einen im Leben aus Deutschland oder anderswo geläufig sind. Beispielsweise erschrak ich heute fast, als mich der Autohändler anrief und mir mitteilte, dass mein bestelltes Ersatzteil zur Abholung bereit läge. Nun, sie werden sich fragen, warum man darüber erschrecken sollte. Ich will es ihnen erklären. Es ist vermutlich sogar kulturell verwurzelt, dass ein Palmero nicht zurück ruft. Warum kann ich ihnen nicht sagen, doch Fakt ist, er macht es fast nie.

Geht es, wie im konkreten Fall um die Beschaffung eines Ersatzteils, was in der Regel bestellt werden muss, so notiert man sich kundenfreundlich die Telefonnummer und will sich dann melden, sobald die Bestellung eingetroffen ist, was schließlich nicht passiert. Wir kennen das und richten uns darauf ein, nach angemessener Zeit erneut nachzufragen. Daher rührt nun mein übermäßiges Erstaunen über den heutigen Anruf der Firma, pünktlich und verlässlich.

Nun mag es daran liegen, dass es sich bei der Firma um eine Dependance handelt, die ihren Hauptsitz auf Teneriffa hat. Da ticken die Uhren meines Wissens schon deutlich anders. Freundlich und zuvorkommend wird man dort empfangen, während man sich in palmerischen Geschäften schon sehr oft auch als Störenfried empfindet. Da wird nicht etwa der Plausch mit der Freundin unterbrochen, wenn ein Kunde den Laden betritt – wo denken sie hin.

Leider herrscht hier eine gewisse Lethargie unter den Einheimischen. Dabei gibt es so viel, was man machen könnte. Nur wenige nutzen die Situation, um jetzt Projekte zu indizieren, damit die Jugend nicht weiterhin die Insel verlässt, um anderswo Arbeit zu finden. Betrachtet man die Dinge hier mit den Augen eines Ausländers, findet man schon Gründe dafür, warum es hier und da erfolgreicher läuft.

Öffentliche Bekanntmachungen

Sie hören eine Kampagne eines heimischen Radiosenders. Man solle unbedingt zur Fiesta soundso kommen. Der Eintritt sei frei und es gibt Musik und Köstlichkeiten, um 20 Uhr geht es los. Wer nun glaubt, in diesem Werbespott, der ja bestimmt vom Gobierno oder dem Ayuntamiento bezahlt wird, heraushören zu können, wo dieses Fest stattfinden soll, der ist auf dem Holzweg. Meines Erachtens gibt es doch die drei „W’s“ in der Werbung. Was, wann, wo, dass sind doch die drei Kernpunkte der Werbung. Wie wollen die Veranstalter ihre Veranstaltungen denn füllen, wenn niemand weiß, wo er hin soll? Aber vielleicht war das Ganze ja auch lediglich eine Gedächtnisstütze für die Palmeros, die das Datum und den Ort kennen.

Und derlei Kuriositäten finden sie nicht selten. Ein Kletterpark ist entstanden. Wochen vorher wurde er spärlich beworben, nur wann er eröffnet werden sollte, wurde nie und mit keinem Wort erwähnt. Wer oder was steckt dahinter? Ist die Kultur so anders, dass wir sie nicht verstehen?? Veranstaltungen werden erst, wenn sie bereits stattgefunden haben in der Zeitung erwähnt!

Wie soll Wirtschaft so funktionieren, wenn die grundlegenden Dinge versäumt werden. Sie berauben sich selbst der Chancen, die ja durchaus existieren. Eigenartiger Weise können sie schon erkennen und wertschätzen, wenn man verlässliche Dienstleistungen und guten Service anbietet. Nur kopieren können sie es scheinbar nicht. Da ist schade, würde doch jede Gruppe davon profitieren. Wir lernen einen Teil ihre Gelassenheit und Ruhe, sie erlernen einen Teil der Wirtschaftlichkeit. Eine gute Situation für jede Partei.

Initiativen junger Palmeros für die Wirtschaft

Ermutigend hingegen ist, dass sich dennoch langsam etwas tut. Einem Fernsehbericht war zu entnehmen, dass sich einige junge Leute wieder vermehrt auf ihre Heimat besinnen und nach dem Studium oder der Auszeiten in Madrid, Barcelona oder im Ausland, nun mit neuen Ideen zurückkehren, um hier vor Ort auf ihrer Heimatinsel La Palma das Erfahrene umzusetzen und dem Trend der Abwanderung die Stirn zu bieten. Motiviert und zuversichtlich krämpeln sie die Ärmel hoch und fangen an. Wir haben jetzt seit dem Jahr 2008 „crisis“, lange genug, um allmählich mal wieder positiv und hoffnungsvoll zu denken und Chancen zu suchen, wie wir alle ein Stück dazu beitragen können, den Motor “Wirtschaft“ wieder anzureißen. Kopf hoch, nichts ist unendlich. Auch nicht die Krise…

Bleiben sie optimistisch

Ihr Jean-Bas

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