von Olaf Kröger (Kommentare: 3) in Kategorie » La Palma «

Rückgang der Besucherzahlen auf La Palma – Ei oder Henne?

Vor kurzem berichtete die Zeitung „El Día“, dass die Besucherzahlen auf La Palma nach Angaben des spanischen Flughafenbetreibers „AENA“ (aeropuertos y navegación) um mehr als 20% zurück gegangen sind. Laut Angaben sollen es gerade einmal um die 224.000 eingereiste Passagiere sein, die registriert wurden. Nun stellt sich die Frage, was war zuerst da, die rückläufigen Besucherzahlen oder die eingedampften Flüge. Gehen wir mal von ganz normalen marktwirtschaftlichen Verhältnissen aus, so sollte eine Unternehmung prinzipiell ohne Subventionen auskommen.

Immerhin funktionieren die meisten kleinen bis Mittelständischen Betriebe so. Angebot und Nachfrage regeln das Geschäft. Wieso um alles in der Welt baut La Palma einen hässlichen, großen Flughafen, wenn nachher keine Airline mehr anlanden will. Hat der Flughafenbetreiber aufgrund der hohen Investition vielleicht die Start- und Landegebühren zu ambitioniert kalkuliert, so dass die Airlines diese Kosten nicht kalkulieren wollen? Oder sind die Urlauber plötzlich davon überzeugt, das La Palma keine schöne Insel mehr ist? Das wage ich zu bezweifeln.

Laut Tourismusbehörde sind die Besucherzahlen auf den Kanarischen Inseln durchaus gestiegen. Nur La Palma bekommt davon nichts mit. Der ganze arabische Raum, der als Urlaubsziel derzeit eher nicht so interessant ist, hat ja durchaus ein Vakuum hinterlassen, welches ausgeglichen werden will. Ziehen wir die anspruchslosen Strand-Hähnchen einmal ab, so sollten doch noch genügend Interessierte für La Palma übrig bleiben. Woran also hakt es? Ist die Inselregierung tatsächlich so inkompetent, dass sie die Anlagen der Insel nicht vermarkten können oder sind sie so korrupt, dass von den eigentlich zur Verfügung stehenden Mitteln schlicht nichts für den Tourismus übrig bleibt.

Da sind Millionen geflossen, um diesen Flughafen zu bauen, da wurde Parkraum gebaut, der jetzt bereits stillgelegt ist und die Bewohner gehen ihren treuen Gang in die Bar. Eine ganze Insel soll davon leben, viele Unternehmer haben investiert um am Geschäft mit der „schönsten Zeit des Jahres“ unternehmerischen Gewinn und Steuerzahlungen für die Regierung zur erwirtschaften und dann wird von wenigen Interessengruppen dieses Potential zerstört. Wenn das unternehmerische Potential, und das besteht ja aus nicht wenigen ausländischen Unternehmern, erst den Mut und die Zuversicht verliert und ihre Geschäftstätigkeit einstellt, dann katapultiert sich die Insel ganz schnell wieder ein paar Jahrzehnte zurück. Wo findet man denn in der Welt des Tourismus schon Überlegungen großer Hotelanlagen, über die Sommermonate zu schließen. Vermutlich ist das Einzigartig – wie die Insel auch.

Sollte diese Zeilen einer der Verantwortlichen aus dem Tourismus lesen, so stelle ich mich gerne zur Verfügung, unsere schöne Insel auf der kommenden ITB, der Internationalen Tourismus Börse in Berlin zu vermarkten. Ich glaube, da muss man kein Star Verkäufer sein um unsere „Grüne“ den Besuchern schmackhaft zu machen. Denn, wenn das Sol-Hotel , immerhin ein Vier-Sterne Hotel in guter Lage, wirklich über die Sommermonate schließen sollte, dann gehen da mal eben 0,1% der Bevölkerung La Palmas zum Arbeitsamt. So lernresistent kann doch kein Politiker sein, dass er das nicht zu verhindern wüsste.

Die Gretchenfrage…

Und nun kommen wir zur Gretchenfrage, was war nun zuerst da, die gestrichenen Flüge oder die rückläufigen Besucherzahlen? Wenn keine Flüge angeboten werden, kann auch kein Urlauber auf die Idee kommen, hierher zu fliegen. Nicht alle wollen immer in diese Urlaubs-Hochburgen fliegen, wo sie mit Plastikbändchen von morgens bis abends bespaßt werden. La Palma hat ein großes Potential an fast unberührter Natur, netten und ehrlichen Einwohnern und sogar ein Vielzahl an kleinen kulturellen Angeboten. Mir scheint es daher eher am fehlenden Konzept der Regierung zu liegen. Mal werden Projekte gestartet, die Polen hierher zu holen, ein anderes Mal werden Abkommen mit den Holländern ausgehandelt. Wieder ein anderes Mal, sollen es die Engländer oder Franzosen richten. Dies alles unverständlicher Weise begrenzt auf einige Monate oder ein Jahr.

Wie soll ich mir das vorstellen? Ich fliege mit meiner Familie hierher und bin begeistert. Ich erzähle es meinen Freunden und wir verabreden uns im nächsten Jahr gemeinsam die Insel zu besuchen. Plötzlich muss ich feststellen, dass ich nur noch über Moskau und Aserbaidschan nach Tenerife komme und von dort aus rudern muss. Sorry, das kann ein von normaler Intelligenz heimgesuchter Mensch nicht verstehen. Die Konzeptlosigkeit lässt grüßen! Potential hat die Insel genug. Es gibt so viele Vorzüge, die hoch im Kurs der Touristen stehen.

Man muss das Potential nur heben. Dazu muss man aber ein Interesse daran haben, dass die Insel langfristig aufgebaut wird. Damit auch für die nachfolgenden Generationen Möglichkeiten geschaffen werden, dass sie hier gut leben können. Die Abwanderung der jungen und lernbereiten Bewohner sollten doch Signal genug sein, um etwas zu unternehmen. Sollte also Interesse bestehen, den Laden mal in Schwung zu bringen, ich habe noch genug Ideen und Ressourcen frei, um das anzupacken. Noticias7 hat meine Kontaktdaten…………..

Bleiben sie mir dennoch zuversichtlich….

Ihr Jean-Bas

Kommentare

Kommentar von Ursula |

bezüglich der touristischen Entwicklung zuversichtlich zu bleiben fällt schwer.
Die Gründe die zu dieser Situation führten sind meiner Meinung nach in erster Linie fehlende ausgebildete Tourismusexperten bei der Inselregierung. Korruption, Vetternwirtschaft und Bequemlichkeit.
Das wurde vielleicht schon von den verantwortlichen Politikern erkannt, doch dies offiziell einzugestehen würde bedeuten, dass einige ihre wie auch immer erreichten Posten räumen müssten. Wer würde diese Entscheidungen zur Änderung treffen ?
Nach 25 Jahren Erfahrung auf La Palma im Bereich Tourismus und Gastronomie sehe ich für die nahe Zukunft keine Möglichkeit zu einer positiven Entwicklung für die Insel. Das dringend benötigte Fachpersonal in allen, nicht nur in touristischen Bereichen muss erst mal noch ausgebildet werden. Da wurde in der Vergangenheit einiges versäumt. Es wurden zu viele EU-Gelder ohne Verwendungsnachweise in diese Insel investiert, die dann von unfähigen Politikern „versenkt“ wurden.
Solange sich nichts an der politischen Struktur auf La Palma ändert, werden wir als touristisch interessantes Zielgebiet genauso schnell wieder verschwinden wie wir gekommen sind.
Ein paar wenige Individualreisende werden noch kommen wollen, falls sie einen Flug ergattern können der einigermaßen bezahlbar ist.

Kommentar von Felix |

Vielem von dem was bereits geschieben wurde, dem kann ich so zustimmen. Ich möchte nur folgendes aus aktuellem Anlass sagen. Es ist kaum möglich auf die Insel zu kommen. Damit meine ich zu einem angemessenen Preis. Meine Frau ist Lehrerin und so sind wir auf die Ferienzeit angewiesen. Die Flüge sind da generell schon teuer. Wir leben in Norddeutschland und hier gibt es keine Flüge nach La Palma. Alles ist mit umsteigen in Teneriffa oder Gran Canaira oder … verbunden. Das kostet Zeit und Geld.
Ich finde es immer blöd von früher zu reden, aber vor einigen Jahren war das Reisen nach La Palma deutlich einfacher.
Leider kommen wir aus den obenen genannten Gründen diesen Herbst nicht. Es ist schade, denn wir kamen eigentlich seit vielen Jahren jedes Jahr.

Kommentar von Roger Ligter |

100% einverstanden, auch aus Hollaendische Perspektive. Dieses sollte mal nach Spanish uebersetzt werden 😉

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