von Olaf Kröger (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «

Die Ressource Wasser

Zu Beginn des 21.Jahrhunderts steht die Erde mit ihren vielfältigen und reichen Lebensformen einschließlich der mehr als sechs Milliarden Menschen vor einer ernsthaften Wasserkrise ( UNESCO 2003 )

Dieses Zitat zeigt eindrucksvoll, welcher Herausforderung wir gegenüber stehen. Mit Wasser wird zum großen Teil immer noch recht unachtsam umgegangen. Die Wertigkeit ist nicht gegeben. Und dennoch gibt es Vordenker, die schon im vorherigen Jahrhundert prognostizierten, dass zukünftige Kriege nicht mehr wegen des Öls geführt werden sondern wegen des Wassers. Einem Grundnahrungsmittel und ein Grundrecht! Dieses Grundrecht auf Zugang zu sauberem Wasser ist am 28.Juli 2010 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt worden. Zwar ist es (noch) nicht einklagbar, hat aber einen hohen politischen Stellenwert. Immerhin sterben weitaus mehr Menschen aufgrund des Trinkwassermangels als beispielsweise an bewaffneten Konflikten. Somit ist auch deutlich, welchen strategischen Stellenwert Wasser besitzt. Es liegt allerdings primär nicht an der fortschreitenden globalen Wasserknappheit, als vielmehr an der Allokation dieser wertvollen Ressource. Ich möchte hier Lösungsansätze und Ausblicke behandeln, die uns den Umgang mit Wasser etwas verständlicher machen sollen.

Längst hat auch die Industrie davon Wind bekommen, das sich mit Wasser hervorragend Geld verdienen lässt. Dies führt zwangsläufig zu weiteren Problemen, denen sich selbst diejenigen ausgesetzt sehen, die bisher noch ausreichend Zugang zu Wasser haben. Eine Flasche Wasser kostet zuweilen ja schon deutlich mehr als ein bekanntes braunes Zucker-Getränk oder ein Bier. Wenn sie häufiger per Flugzeug unterwegs sind, sind sie sicherlich schon damit konfrontiert worden, dass ein halber Liter Wasser schnell mal 2,50€ bis 3,50€ kosten kann. Wasser, Grundsubstanz unseres Lebens, unseres Körpers!!

Die Aufteilung der Wassernutzung

Der Mensch hat in etwa einen Grundbedarf an Wasser von ca. 100 Liter pro Tag. Als die wasserärmste Region auf der Erde zählt die arabische Halbinsel. Die durchschnittlich zur Verfügung stehende Wassermenge pro Jahr und Kopf liegt hier bei ca.326 Kubikmeter. Unsere Rechnung bemüht, bedeutet das, dass ein Mensch im Jahr ca. 36,5 Kubikmeter Wasser verbraucht und somit selbst in der wasserärmsten Region genug zur Verfügung stehen könnte. Das dem nicht so ist, lesen wir fast täglich in den Medien. Woran liegt das?

Entscheidend für die Beantwortung ist, dass wir Wasser nicht nur für unsere Grundbedürfnisse benötigen, sondern auch in Landwirtschaft und Industrie. Die Aufteilung sieht folgendermaßen aus: Wir benötigen für unseren Haushalt nur 8%. In der Industrie hingegen werden schon 22% benötigt und die Landwirtschaft nimmt den größten Teil von 70% für sich in Anspruch. Jetzt ist noch zu erwähnen, dass sich die Aufteilungen stark verändern wenn wir die Einkommensstruktur berücksichtigen. Dann verändert sich die Nutzung zum Teil dramatisch. So benötigt die Industrie in Ländern mit hohem Einkommen deutlich mehr Wasser, nämlich 59%, die Haushalte 11% und die Landwirtschaft 30% Daraus ergeben sich die nachher noch angesprochenen Begehrlichkeiten.

Auffällig bei der Gegenüberstellung der Einkommensschwachen zu den Einkommensstarken Ländern ist, dass die privaten Haushalte kaum mehr Wasser verbrauchen. Da es in den nächsten Jahrzehnten zu weiterem Bevölkerungswachstum kommen wird, potenzieren sich die Schwierigkeiten dergestalt, dass abermals die ärmeren Bevölkerungsschichten das Nachsehen haben werden. Dies wird noch beschleunigt durch die Macht des Geldes.

Schon heute ist die Situation leider in einigen Städten wie Mexico-City oder Delhi nur noch vom Geld abhängig. Wieso? Weil in den Armen Vierteln von Mexico-City kaum noch Trinkwasser ankommt, weil es vorher in den Reichen Vierteln verbraucht wurde. Ähnlich verhält es sich in Delhi, wo zuerst die Golfplätze und große Hotelanlagen mit Trinkwasser versorgt werden, bevor die Randgebiete, meistens die Slums, kein Wasser mehr erhalten. An diesen Beispielen lässt sich schon erkennen, welchen Einfluss auch hier schon das Geld, besser eigentlich, das Profitstreben hat. Das ausgehandelte Grundrecht auf Trinkwasserversorgung wird fast zur Farce.

Wasser gehört nicht in private Hand. Wasser muss öffentlich bleiben.

Die Bestrebungen privater Institutionen und Investoren, sich die Wasserversorgung einzuverleiben, ist ein Trend, der mit aller Macht vom Bürger unterbunden werden sollte. Wir machen uns in dem Maße von Unternehmen abhängig, wie wir es bereits von den Energieversorgern sind. Wasser aber darf nicht als handelbares Gut über Spekulation an den Börsen mal teuer, mal unerschwinglich sein. Wie die Erfahrung ja bereits zeigt, haben die Bürger beim Strom nur die Wahl zwischen teuer und noch teurer. Wenn durch Wind oder Sonne mal ein Überangebot an Strom im Netz ist, wird der Börsenkurs für Strom von manchmal unter 0,04Cent nicht an den Verbraucher weitergegeben. Wir lassen uns zum Spielball der Konzerne machen. Wenn das mit unserem Wasser auch passiert, ist ein Grundrecht in Gefahr. Siehe oben.

In Los Llanos de Aridane auf der Insel La Palma soll nun auch die Wasserversorgung privatisiert sein. Es löste zwar den Protest einiger Bürger aus, der aber blieb relativ überschaubar. Auf Nachfrage im palmerischen Umfeld, wie denn die Bewohner dazu stehen, kam leider erschreckendes zu Tage. Im Zweifel interessiert es den Palmero nicht, weil er dazu nicht kritisch genug das Zeitgeschehen verfolgt oder verfolgen kann. Zum anderen ist immer noch in kleinen Dosen spürbar, das die Franco Diktatur in den Köpfen gewisse Rückstände hinterlassen hat.

Dieser Vorgang ist insofern merkwürdig, weil es erst im Sommer 2013 auf Europaebene einen großen Erfolg beim Protest gegen die Privatisierung der Wasserversorgung gab. Die Bürgerinitiative „Wasser ist Menschenrecht“ hat EU Kommissar Michel Barnier zum Rückzug bewegt. Dieser wollte in der gesamten EU einheitliche Regeln zur Vergabe von Konzessionen und Dienstleistungen, wie die Wasserversorgung, schaffen. Das Ziel war der Kommission zufolge, Chancengleichheit und Wettbewerbsfreiheit. Das mögen sinnvolle Richtlinien für wirtschaftlichen Handel mit Gütern und Waren sein, die“Ware“ Wasser gehört meines Erachtens nicht dazu. Der Staat macht gewiss nicht alles richtig. Aber für mein dafürhalten gibt es Dinge, die gehören einfach nicht privatisiert.

Auswirkungen und Konfliktpotentiale

Betrachten wir nun die globale Situation um die Ressource Wasser, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass „Der Krieg ums Wasser“ längst keine dunkle Zukunftsvision ist, sondern bereits traurige Gegenwart. In vielen Entwicklungsländern verschärft sich die Situation zusehens und mit beängstigendem Tempo. Dabei kommt es bereits jetzt schon zu heftigen Auseinandersetzungen. So wie es heute zum Tagesgeschehen zählt, dass man um Ölressourcen streitet und kämpft, besteht beim Wasser ein genauso erhebliches Konfliktpotential.

Hierbei sei beispielsweise an das Abschneiden oder die Verknappen durch wasserbauliche Maßnahmen wie Staudämme grenzüberschreitender Flüsse erinnert. Bereits existierende Mahnbeispiele finden wir in der Wüstenbildung des ehemaligen Aralsees. Einstmals der viertgrößte Binnensee der Welt, heute um weit mehr als 80% geschrumpft durch Maßnahmen unterschiedlicher Interessengruppen. Oder dem Drei-Schluchten Staudamm in China sowie den Krisengebieten um Nil und die „Jordan-Wasserfrage“. Dieser Konflikt zwischen Israel und den Anrainerstaaten, wie man denn das Wasser des Jordan aufgeteilt, besteht schon seit dem letzten Jahrhundert.

In unserem Alltag können wir schwerlich wahrnehmen, wie brutal bereits ums Wasser gekämpft. Zu weit weg sind die betroffenen Regionen von unserem Leben. Für die anderen ist es täglicher Kampf ums überleben. Soweit auseinander liegen die Perspektiven. Wir müssen uns zum Teil eher mit der Gewalt des Wasser auseinandersetzen um Haus und Hof zu schützen, wenn Regenfälle ganze Landstriche überfluten. Aber ignorieren sollten wir die Bedeutung des Wassers nicht. Wir sollten unsere Sinne dafür wach halten und uns dafür einsetzen, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser ein Grundrecht weltweit wird und bleibt.

Bleiben sie wachsam…

Ihr Jean-Bas

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