von Olaf Kröger (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «

Plastikmüll vor den Kanarischen Inseln

Fast jedes Stück Plastik, was seit den fünfziger Jahren produziert wurde existiert noch in irgend einer Form noch heute. Wir kommen nicht mehr umhin ohne Plastik unser Leben zu organisieren. Jedenfalls wird uns das die Industrie schon so verkaufen. Nicht jeder will es, alle benutzen es. Dabei geht es nicht um die Frage ob oder ob nicht, sondern in welchem Maße wir Plastik in unserem Alltag gebrauchen. Eine Tatsache jedoch ist völlig unstreitig. Nämlich die, dass wir bereits den Kreis geschlossen haben. Plastik ist in unserer Nahrungskette angekommen und landet auf unseren Tellern.

Nachdem nun fast jedes Lebensmittel bereits seinen eigenen kleinen Skandal hatte, will der Fisch auch mitreden. Lassen sie sich nicht von meiner Schreibweise verunsichern. Es ist ein wirklich ernst zu nehmendes Problem, auch wenn sie vielleicht bisher noch nicht viel davon gehört haben und immer noch glauben, Fisch sei gesund. Aber fangen wir von vorne an. Unsere Ozeane, in den ja bekanntlich auch wir mit unserem kanarischen Archipel ruhen, sind gnadenlos verschmutzt. Meines Wissens hat man um 1997 die ersten Artikel zum Plastikmüll in den Ozeanen verfasst. Derzeit sind fünf große Plastikmüll-Teppiche, so der Begriff, dokumentiert, in denen sich Plastikmüll auf unseren Ozeanen bewegt.

Durch den ständigen Seegang werden die Plastikteile zerkleinert. So klein, dass sie sogar im Strand Sand nachzuweisen sind, nicht aber mit bloßem Auge erkennbar. So zerkleinert finden sie den Weg in die Nahrungsketten vom Plankton über die Meerestiere bis eben zu uns auf den Teller. Bisher sind mehr als 250 Tierarten bekannt, die sich entweder in Plastikmüll verfangen haben oder diesen gefressen haben. Beispielsweise Seeotter die sich in „Sixpack-Ringen“ verfangen haben, Delfine, die sich in Getränkekisten verfangen haben oder in aufgegebenen Fangnetzen und so qualvoll zu Grunde gingen. Das verschlucken von Plastikmüll ist zum Beispiel eine der Hauptursachen des „Skinny whale syndrom“, wenn Wale auf mysteriöse Weise verhungern.

Auf den Kanarischen Inseln gibt es viele Wale und Delfine, die vor den Küsten schwimmen. Erst kürzlich hatte ich das durchaus imposante Vergnügen vor La Palma einen Wal von unglaublicher Größe zu sehen. Leider aber auch die eine oder andere Plastiktüte, die so im Meer daher schwamm. Aber absolut selbstverständlich drehte der Skipper der Inia kurz bei und holte beide Male den Plastikmüll aus dem Meer. Ich war beeindruckt. Aber zurück zum Thema. Schildkröten beispielsweise verschlucken Plastiktüten, weil sie sie für Quallen halten. Sie verhungern mit vollem Magen.

Das hat die Evolution nicht vorgesehen, dass Tiere mit Dingen konfrontiert werden, die nicht in ihrem instinktiven Programm stehen. So ist auch zu verstehen, dass auf dem Midway Atoll im Pazifik fast ein drittel der Albatros Jungvögel sterben, weil sie mit Plastikabfällen von ihrem Muttertieren gefüttert werden und ebenso qualvoll verhungern. Und das lässt sich leider bei über 250 Tierarten feststellen. Wir sollten uns ganz ernsthaft darüber Gedanken machen, wenn wir Plastikspielzeug aus China in den Mägen der Seevögel, Fische und weiterer Meeresbewohner vorfinden, welche Folgen unsere Lebensweise für die Umwelt hat. Da ist dann der Plastikanteil ihres Gourmet Essens das kleinste Problem.

Ein paar Zahlen die beeindrucken sollten

Plastikmüll am StrandDamit sie nun eine gewisse Vorstellung davon bekommen, worüber wir hier reden, will ich einige Zahlen sprechen lassen. Man schätzt, dass ca. 100.000.000 Tonnen Plastikmüllin den Ozeanen treiben. Das ist das Gewicht von ca. 65 Millionen Autos der Mittelklasse. 65 Millionen. Sagt ihnen das was? Das ist für mein dafürhalten unvorstellbar! Dazu haben US Wissenschaftler erforscht, dass der mit Abstand größte von insgesamt fünf Müllteppichen, der ist, der im Pazifik zwischen Kaliforniern und Hawaii zirkuliert, und eine Fläche von der Mitteleuropas hat. Daher der Begriff, „Great Pacific Garbage Patch“ Großer Pazifischer Müllteppich.

Und das, was man in diesem Teppichen sieht, sind 30% des Mülls, die restlichen 70% sinken zerrieben auf den Meeresgrund und gelangt in die Nahrungskette der Meerestiere. Von diesen Mengen gelangen ca.80% über die Flüsse in die Meere die restlichen 20% stammen von Schiffen die entweder den Plastikmüll über Bord schmeißen oder aber durch Havarie. Eine davon lässt erahnen, welche Wege sich der Plastikmüll sucht. Der Frachter „Tokio Eypres havarierte am 10.01.1992 auf dem Wege von Hongkong nach Tacoma in Washington.

Schockierende Fakten

Seine Fracht bestand unter anderem aus dreißig tausend Plastiktieren aus drei Containern. Nach über einem halben Jahr wurden die ersten Spielzeug Tierchen in Alaska gesichtet. Der Ozeanforscher Curtis Ebbesmeyer entdeckte später sogar Teile davon in Indonesien, Chile und Australien. Ein Großteil davon nahm den Weg über Norden durch die Beringstraße in die Arktis, trieb im Packeis nach Osten und dann in den Atlantik. ELF Jahre später erreichten einige, wenn auch etwas mitgenommen, ihr ursprüngliches Ziel, die USA.

Spätestens jetzt sollten sie auch verstanden haben, warum ich auf Noticias7 über Plastikmüll Teppiche im Pazifik schreibe. Es geht uns alle an, wir können nicht so tun, als wären wir hier auf dem Archipel der Glücksseeligen. Ich möchte sie aus ihrer Gleichgültigkeit reißen, möchte sie aus ihrer Komfortzone drängen, damit sie ein kritischeres Bewusstsein im Umgang mit Plastik gewinnen. Sie kennen das doch alle. Im Supermarkt liegen größtenteils die Plastiktüten in rauen Mengen an der Kasse und sie kosten nichts. Also greifen wir zu. Und nehmen sie den Angriff auf die Gleichgültigkeit durchaus persönlich. Ich weiß wie schwer es ist Konventionen zu verlassen. Aber nehmen sie sich das bitte zu Herzen! Weiter.

Das Team von der Scripps Institution of Oceanography (SIO) führte die am 2. August gestartete Expedition SEAPLEX (Scripps Environmental Accumulation of Plastic Expedition) mit Unterstützung der University of California Ship Funds, der National Science Foundation (NSF) und Project Kaisei durch. Am 21. August kehrte das Schiff wieder nach San Diego zurück, nachdem die Wissenschaftler versucht hatten, die Menge des Plastikmülls abzuschätzen, Proben mit Netzen zu nehmen und zu eruieren, wie der Müllkontinent das Leben im Meer beeinflusst. Plastikteile fanden sie in großen Mengen. Die meisten Plastikteile waren klein und trieben knapp unter der Meeresoberfläche. Nach einem Bericht der UNEP soll es hier eine Million Teilchen pro Quadratkilometer geben. Insgesamt sind es Millionen von Tonnen. Die Meeresschutzorganisation Oceana schätzt das jede Stunde!! rund 650 bis 700 Tonnen Müll direkt ins Meer geworfen werden. Ein Großteil davon ist Plastik. Jede Stunde.

Mensch muss für die Verschmutzung Sorge tragen

Nehmen sich sich einmal die Zeit und setzen sich eine Stunde in ein nettes Café in Tenerife, La Palma oder wo auch immer sie wohnen und vergegenwärtigen sie sich, dass nun bis zu 700 Tonnen Plastikmüll mehr in den Ozeanen schwimmen. Weil Kunststoffe einerseits durch aufwendige chemische Syntheseverfahren aus endlichen, natürlichen Rohstoffen wie Erdöl Kohle Erdgas Pflanzen hergestellt werden, andererseits in der Regel durch biologische Abbauprozesse von der Natur nicht mehr „zurückgenommen“ werden und diese nachhaltig schädigen können, muss der Verursacher – der Mensch – dafür Sorge tragen, dass diese Kunststoffe auch umweltschonend entsorgt werden.

Und wenn sie nun mit normalem Menschenverstand an das Problem ran gehen sollten, fallen ihnen Maßnahmen wie Achtsamkeit im Umgang, weniger Verpackung für Nichtigkeiten und die normale Einkaufstasche wieder ein. Nicht so unserer Wissenschaft. Die nämlich arbeitet an einem Kunststoff, der sich in Salzwasser auflöst oder zumindest schneller versinkt. Ich neige ja eher dazu anzunehmen, dass sich bei einigen eher das Hirn auflöst. Viel entscheidender jedoch für die Zukunft innerhalb und außerhalb der Weltmeere ist, wie wir mit dem Plastikkonsum umgehen.

Mülltrennung auf den Kanarischen Inseln

Hier auf den kanarischen Inseln hat man zwar später mit der Mülltrennung begonnen aber viele sind bemüht das Thema weiter in die Köpfe der Bevölkerung zu bringen. Dazu äußerte sich beispielsweise der Inselpräsident von Gran Canaria, Bravo de Laguna, dass Wiederverwerten auch sparen bedeutet. Im Abfall stecke auch Energie, die man gewinnen könne und so motiviert er die Bevölkerung zu noch mehr Trennung und sorgsamen Umgang damit. Es gibt also mehrere Seiten der Betrachtung wie wir mit Müll und speziell mit Plastikmüll umgehen sollten

Wir werden von unserem eigenen Müll eingeholt.

Zusammenfassend ist also zu erkennen, wir sind dafür verantwortlich, wie wir mit dem Problem umgehen. Anstelle zu forschen, wie wir Plastik essbar machen können, ist es sinnvoller, mit dem Produkt Plastik bewusster umzugehen. Lassen sie die Plastikverpackung gleich beim Händler. Der wird dann irgendwann dem Hersteller mitteilen, dass es so nicht weitergeht, weil er jetzt für die Entsorgung Zeit und Geld aufwenden muss. Oder meiden sie gar Produkte die überproportional in Plastik eingepackt sind. Verfallen sie nicht der Hoffnung, hier auf den Kanarischen Inseln wird das nicht passieren. Das ist dumm. Wenn sie mit offenen Augen die Inseln genießen werden sie hier und da schon mit dem Problem konfrontiert. Ich bin mir jedenfalls nicht zu schade, den Plastikmüll den ich zuweilen am Strand sehe aufzuheben und in den Mülleimer zu werfen.

Dazu noch schnell eine kleine Anekdote: Als ich vor zwanzig Jahren in der Karibik war und mich dazu geäußert hatte, dass man Abfall nicht einfach ins Meer schmeißen kann, bekam ich die Antwort, „was wollt ihr, sind eure Flüsse, eure Meere dreckig oder unsere? Sieh, wir können bis auf den Grund durch Glas klares Wasser gucken“. Oberflächlich betrachtet hatte er Recht …

Machen Sie’s gut Ihr

Jean-Bas

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