von MariAnne Jaeger (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «

Mandelblütenzeit auf La Palma

Zur kommenden Mandelblüte auf La Palma, möchte ich die spannende Geschichte dieses ursprünglich, wilden Ziergewächses erzählen.

Klangvolle Namen

Schon seit über 4000 Jahren schätzt man die süßlich, bittere Würze der Mandel. Doch nicht nur die duftenden Blüten des Mandelbaums sind über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt. Unterschiedliche Geschmacksrichtungen machen sie zu einer edlen Zutat.
Marcona, Planeta oder Largueta sind begehrte Sorten, welche in Spanien angebaut werden. Ob herzförmig, rundlich oder länglich, ihre Namen sind bei Genießern beliebt und bestätigen die Qualität der Mandeln. Die Energiespender haben es in sich. Mineralstoffreich durch B-Vitamine, Eiweiß und Kohlenhydrate geben sie Vitalität. Der Fettanteil von über fünfzig Prozent macht sie gehaltvoll.

Kunsthandwerk aus edlem Mandelholz

Das sehr schöne, harte Holz des Mandelbaums hat eine gelblich, braune Farbe. Die Maserung des Holzes ist hellbraun. Es ist schwer und ölhaltig und trocknet deshalb äußerst langsam. Danach ist es aber sehr stabil. Durch seine Rissanfälligkeit und den ab und zu auftretenden Leerräumen zwischen den Jahresringen, sind große Platten jedoch sehr selten. Darum auch teuer. Kunsthandwerker freut es, denn sie benötigen für ihre Objekte meist kleinere Stücke des edlen Holzes. Gebrauchsgegenstände wie Flaschenverschlüsse oder Messergriffe werden mit Mandelholz bekleidet und erhöhen damit ihren Wert.

Blütenrausch am Mittelmeer

Vorwiegend im Mittelmeerraum angesiedelt, verwandelt der Mandelbaum Teile des spanischen Festlandes und einige Küstenabschnitte in ein prachtvolles Blütenmeer. Rosa, weiße und rote Blüten verzaubern den Beginn des Frühlings schon ab Januar. Wie bei allen Obstbäumen, beginnen die Früchte nach der Blüte zu reifen. Mandelernte ist im Juli und August. Wie anstrengend und mühsam sie ist, lesen Sie im weiteren Verlauf der Geschichte.

Empfindliche Mandeln in schwindelnder Höhe

Guanchenfrau
Zur Zeit der Eroberung La Palmas gab es keinen Mandelbaum auf der Insel. Dies änderte sich jedoch mit dem dauerhaften Aufenthalt der Invasoren.
Sie etablierten den aus Asien stammenden Baum, welcher sich an sonnenverwöhnten Hängen und Gebüschen wohlfühlt. Mit Futterpflanzen, wie dem Tagasaste, (Palmenart) hat man die Anpflanzung oft gemischt, denn Mandeln lassen nur robuste Mitbewohner zu.
Steinige Böden und mittlere Höhenlagen lassen ihn bis zu acht Meter hoch werden.

Durch Selbstaussaat vermehrte er sich schnell. Die Früchte wurden aus diesem Grund aber nicht sehr groß.
Um größere Mandeln ernten zu können, hat man die Bäume veredelt. Bis heute geht das so:
Ein angespitzter Zweig, wird in den ab-und eingeschnittenen Stamm einer Jungpflanze, meist einjährig, gesteckt. Reisig und aufnehmender Ast müssen gut passend geschnitten sein. Dann wird die „Wunde“ außen luftdicht verschlossen. Baumwachs oder geschmolzenes Wachs sind geeignet. Im Laufe der Zeit wächst beides zusammen und der Saft kann wieder fließen.
Die Bewohner La Palmas haben dem Mandelbaum einen hohen Status verliehen.

Erntefrust und flache Steine

Keramik La Palma
Zuerst schlagen die Bauern zu und dann die Bäuerinnen. Mühevoll und anstrengend war die Ernte der Früchte. Zunächst wurden Netze und Planen unter die Bäume gelegt. Nachdem mit langen Stöcken auf die Zweige geschlagen wurde, fielen die Mandeln dort hinein.
Der Bauer sammelte sie „einzeln“ auf und warf sie in die dafür vorgesehenen Säcke. Diese äußerst kraftraubende Tätigkeit, wurde den ganzen Tag ausgeführt. Da blieb die Arbeitslust schon mal auf der Strecke.Außerdem musste das Fruchtmark, welches hängen blieb, noch von der Mandel gekratzt werden. Nun folgte ein weiterer aufwändiger Arbeitsgang: Das Knacken der Mandeln!

„Ein echter Palmero knackt keine Mandel“ So könnte das Motto in längst vergangenen Zeiten auf La Palma gelautet haben. Sie waren auch nicht erwünscht bei dieser aufwändigen Prozedur. Mandeln knacken war eindeutig die Aufgabe der Frauen. Als ereignisreicher, gesellschaftlicher Höhepunkt im Jahr gefeiert, trafen sich die Frauen jedes mal in einem anderen Haus eines Nachbarn. Männer hatten da keinen Zutritt. Während der Zusammenkunft der fleißigen Palmeras, wurden alle Neuigkeiten des Dorfes ausgetauscht. Es blieb nichts mehr geheim.
In fröhlicher Runde saßen die Frauen an einem großen Tisch voller Mandeln und hatten einen flachen Stein auf dem Schoß. Jede Mandel wurde mit einem kleineren Stein beschlagen, bis die Schale geknackt war.

Licht am Mandel Horizon

Traditionell ging dies viele Jahre so weiter. Dann eröffnete in Argual eine „maschinelle Mandelknackerei“ ihre Pforten. Seit die Mandelernte ein großer Wirtschaftszweig auf der Insel geworden war, kam es vielen Bäuerinnen gerade recht, das mühsame knacken einer Maschine zu überlassen. Wer die Ernte zur Eigenversorgung nutzte und die gute Qualität der eigenen Mandelbäume schätzte, lehnte die maschinelle Verarbeitung aber ab. Oft kamen die eigenen Mandeln nicht mehr zurück, sondern die von fremden Bäumen. Da die Mandelsorten unterschiedlich in Form und Farbe sind, konnte schnell festgestellt werden, ob es die Mandeln vom eigenen Baum waren.

Blütenfest in Puntagorda – El Almendro en Flor

Weinfässer

Nach der Verarbeitung wird der Wein in große Fässer abgefüllt, in denen er reifen kann.

Puntagorda liegt in etwa 1260m Höhe auf der Westseite der Insel, in gemäßigtem Klima. Eine gute Lage für die empfindliche Mandel. Hier schlägt das Herz der Rosengewächse. Jedes Jahr im Februar findet dort das Mandelblütenfest „El Almendro en flor“ statt. Je nach Witterung wird das Datum festgelegt. Eine Woche lang dreht sich alles um Mandeln, Blüten und Bäume. Gefeiert wird in Schule, Gemeindehaus und Straßen. Veranstaltungen und Ausstellungen sollen Gäste von außen anlocken. Viele Besucher strömen dann in den kleinen Ort und bestaunen Insel typisches Handwerk, Keramikarbeiten, Stickerei und Korbflechterei, sowie die vielfältige Mandelverarbeitung.

Folklore, Tanz und Teawein

Tanzende Folkloregruppen in den Straßen sorgen für Volksfest Stimmung. Poetische Vorträge wechseln sich mit musikalischen Darbietungen ab. Frauen in traditionellen Trachten schenken den typischen „Tea Wein“ aus. Wer ihn noch nicht probiert hat, wird nach einigen Gläschen überzeugt sein. Der Wein aus den roten Rebsorten Prieto und Negramoll muss vollreif geerntet werden. Dann lagert er viele Jahre in Fässern, welche aus kanarischer Kiefer hergestellt sind. Deshalb ist dieser Tropfen sehr würzig und schmeckt ein wenig harzig. Tauchen Sie ein in eine neue Weindimension.

Tazacorte Roter feuerbaum sieboMandelgebäck und Tontauben

Hübsche, junge Palmeras verteilen Süßes aus der Mandelproduktion. Makronen, natürliche, süße Mandeln oder Gebäck. Genießen Sie es mit Teawein, schmeckt köstlich!
Sportlich ambitionierte können auf Tontauben schießen oder sich mit dem runden Leder verabreden.Wer abends noch nicht müde ist, besucht ein Konzert im Kulturhaus. Wer dann immer noch wach ist, sollte sich ab 22 Uhr auf die Tanzfläche wagen. Dort sorgen Musiker für ausgelassene Stimmung und einen würdigen Tagesabschluss.

Mandelfrühling und Weihnachtssterne

Vivo LapalWenn die Weihnachtssterne am Straßenrand ihre letzten Blüten öffnen, erwacht auf der Isla Bonita die Natur. Tamarindenbäume werfen ihre braun gefärbten Schoten ab und tauschen sie gegen frisches Grün ein. Ihr filigranes Blattwerk öffnet sich an den Zweigen und wirkt wie ein aufgespannter Sonnenschirm. Die Mandelbäume sind voller Knospen und zeigen ihre ersten duftenden Blüten.
Lassen Sie sich im Februar verzaubern von Marcona oder Largueta. Genießen Sie den märchenhaften Blick auf hunderte, blühende Mandelbäume in Puntagorda. Erleben Sie den Frühling auf La Palma lange bevor er bei uns beginnt und schenken dem ursprünglichen, wilden Zierbaum aus Asien Ihre Aufmerksamkeit. Mit Mandelmakronen und schönen Fotos.

© Copyright by MARIANA Text und Fotos

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 8 plus 9.