von Kathrin Switala (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «
La Palma plant staatliches Tierheim
Wie der Vizepräsident der Inselregierung und Sprecher der Partido Popular, Carlos Cabrera, am Dienstag in einer Pressmitteilung erklärte, stellt das Cabildo von La Palma die Summe von 24.000 Euro für die Ausarbeitung eines Projektes bereit, um auf La Palma nun endlich ein staatliches Tierheim zu errichten.
Grundsätzlich liegt die Verantwortung für ausgesetzte und streunende Hunde und Katzen bei den jeweiligen Gemeinden. Doch bei deren 14 auf La Palma wäre es mehr als unsinnig, dies nicht zentral zu organisieren. Seitens der Regierung sieht man das offenbar auch so und plant deshalb eine zentrale Einrichtung für die gesamte Insel. Konkret in der Gemeinde Tijarafe.
Zum aktuellen Zeitpunkt ist lediglich die Rede von der Ausarbeitung eines Projektes. Inwiefern man dieses dann auch umgesetzt und vor allem weiter finanziert, bleibt noch offen. Nicht selten hat man auf La Palma Projekte ausgearbeitet, die dann letztlich wieder in der Schublade verschwinden. Die neue Regierung scheint bis dahin aber hochmotiviert und prescht mit Tatendrang in alle Richtungen, so dass man optimistisch sein darf. Es sei eine Pflicht, sich der hilfebedürftigen Tiere anzunehmen, und man verweist auf den Zusammenhang zwischen dem Umgang der Menschen mit den Tieren und dem sich daraus ergebenen Bild von einer Gesellschaft.
Die aktuelle Situation auf La Palma
Die Verantwortung für ausgesetzte und streunende Hunde und Katzen wird bislang auf verschiedene private Initiativen abgewälzt, die von staatlicher Seite kaum Unterstützung erhalten. Die wenigen Auffangstationen auf La Palma sind von tierlieben Menschen gegründet, die sich seit Jahren für die Tiere einsetzen. Sie werden von Tierschutzvereinen durch finanzielle Hilfe aus Spenden und auch bei der Vermittlung der Tiere unterstützt.
Werden Streuner von Tierfängern aufgeschnappt, bringt man sie in Spanien in eine sogenannte Perrera. Diese sind mit deutschen Tierheimen nicht zu vergleichen, denn die Tiere sind dort in einfachste Verschläge gesperrt und für maximal 28 Tage „verwahrt“. Wer bis dahin nicht abgeholt ist, wird getötet.
Bisher nur private Auffangstationen
Engagierte Menschen des Tierschutzes sind quasi im Dauereinsatz, um den herrenlosen Tieren zu helfen, in dem sie ihnen ein zeitweises Zuhause geben, bis ein neues gefunden wurde. Sie werden medizinisch und mit Nahrung versorgt. Zudem werden ständig Kastrationen durchgeführt, um die Population auf Dauer zu verringern. Was diese Menschen hier aber leisten, ist auf Dauer einfach nicht zumutbar. Der Schutz der Tiere ist gesetzlich verankert und darf nicht einfach in die Hände einiger weniger Menschen abgeschoben werden.
In der Gemeinde El Paso gab es bis 2011 eine solche private Auffangstation, wo man sich der nicht gewollten Kreaturen annahm. Sogar die Gemeinde selbst brachte aufgelesene Hunde dorthin. Mit der Zeit wuchs die Zahl der Tiere dem Tierfreund jedoch über den Kopf. Er war einfach komplett überfordert und hatte zudem dadurch Ärger mit den Nachbarn. Diese drohten mit der Vergiftung der Hunde, sofern die Gemeinde dem Herrn nicht die Hundehaltung untersagen würde. Aus der Drohung wurde bitterer Ernst. Die Giftköder wurden von 15 Hunden gefressen, 5 davon konnten nicht mehr durch entsprechende Gegenmaßnahmen gerettet werden. Die Anlage wurde daraufhin in einer großangelegten Aktion der Tierschutzvereine aufgelöst und die Tiere auf die verbleibenden Auffangstationen verteilt. Auch diese sind aber gnadenlos überfüllt. Es muss endlich eine adäquate Lösung gefunden werden.
Für und wider zum Thema
Schon die Urbevölkerung der Inseln lebte mit Hunden und schätzte diese als treue und wachsame Hütehunde für ihre Ziegenherden. Die Kanaren wurden von den ersten Seefahrern als „Inseln der Hunde“ bezeichnet. Erst mit der spanischen Eroberung wurde die Tötung fast aller Tiere angeordnet. Jeder Familie blieb nur ein Tier, da sich die Eroberer vor den vielen Hunden fürchteten. Später hob man diese Verordnung zwar wieder auf, doch das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier und die Wertschätzung der Tiere änderte sich gravierend. Ein gesundes Maß zu finden, fällt manchmal nicht leicht. Wir leben in einer überregulierten Welt und an mancher Stelle fehlt einfach das Gefühl für ein gesundes Maß der Dinge, bis das Diktat von oben mit krassen Maßnahmen in die andere Richtung schlägt.
Gerade beim Thema Jagd fehlt wohl dieses gesunde Maß oft. Nicht selten haben Jäger 10 oder manchmal auch mehr Podencos, mit denen sie losziehen, um ein Kaninchen zu erlegen. Wohl gemerkt, zum reinen Spaß an der Freude! Wenn es da also um eine Art „Sport“ geht, wäre es dann nicht eher eine Herausforderung, dieses hoppelnde Langohr mit so wenig Hilfe wie möglich zu erbeuten? Nein, im Gegenteil, denn sind die Podencos zu wenig hilfreich, „vergisst“ man sie auch schon mal im Wald.
Manche Tiere brauchen die Hilfe des Menschen
Oft heißt es, die Natur braucht den Menschen nicht. Die Natur regelt das von selbst. Zu einem gewissen Teil mag das stimmen. Wer aber einmal durch den Wald spaziert ist und ein halb verwestes Tier fand, durch ein Seil mit dem nebenstehenden Baum verbunden, der wird erkennen können, dass eine Auffangstation die humanere Lösung ist, sich des Tieres zu „entledigen“. Domestizierte Tiere sind eben keine wilden, sondern an ein Zusammenleben mit dem Menschen gewöhnte Tiere. Und wo Tiere bewusst misshandelt werden oder unüberlegt angeschafft und wenige Monate später wieder ausgesetzt werden, da sollte man nicht einfach wegsehen sondern kann da sehr gut die Brücke schlagen zum Gesamtbild der Gesellschaft.
Die schwedische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf sagte: „Ein warmes Gefühl für die Leiden der Tiere ist immer ein Zeichen hoher Zivilisation.“ Wenn dem so ist, wissen wir jetzt, wie wir uns einzuschätzen haben.
Wichtiges Signal nach außen
Viele Touristen lieben die Insel wegen ihrer schönen Natur und auch die Bewohner La Palmas aufgrund ihrer gelassenen und friedliebenden Art. Doch im krassen Gegensatz dazu steht für manche der Umgang mit den Tieren, wie er eben zum Teil stattfindet. Für einen naturverbundenen Menschen ist es vielleicht einfach normal, respektvoll mit der Natur und eben auch den Tieren umzugehen.
Man mag darüber streiten, welche Aktion sinnvoll und welche übertrieben ist, für unsere Besucher wäre es sicher ein wichtiges und gutes Zeichen, das Projekt Tierheim zu realisieren, welches übrigens auch die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet.
Links zu Tierschutzvereinen auf La Palma:
www.tierschutz-lapalma.com
www.tierschutzvereingarafia.de
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