von Olaf Kröger (Kommentare: 0) in Kategorie » La Palma «
Cabildo La Palma testet Elektroauto
Vor einigen Jahren hatte La Palma in Sachen Energiewende Großes vor, denn man redete von einer 100%igen Versorgung der Insel aus erneuerbaren Energien. 2008 starteten einige ambitionierte Projekte von Wind- und Solarparks, doch nachdem die Einspeisevergütung stark reduziert wurde, verloren Investoren bald das Interesse an der sauberen Energie. Zur Zeit deckt die Insel gerade 2% ihres Stromverbreichs aus erneuerbaren Quellen.
Nun setzt das Cabildo von La Palma zu einem neuen Schritt in Sachen „sauberer Energie“ an. Der Fahrzeughersteller Nissan stellt sein erfolgreiches Elektroauto „Leaf“, das zu 100% elektrisch betrieben wird, für den Zeitraum von drei Monaten zur Verfügung, um den Nutzen und die Vorteile zu demonstrieren. Der Nissan Leaf ist das meistverkaufte Elektroauto in ganz Europa und hat die 100.000 Stück Marke bereits hinter sich gelassen. Nun kommen auch die Verantwortlichen von La Palma allmählich auf den Gedanken, dass die geografische Lage der Kanaren durchaus dazu taugt, diese Umwelt freundliche Technologie zu nutzen.
Wer bereits in den Genuss gekommen ist, ein Elektroauto zu bewegen. Der wird von der neuen, jedenfalls vordergründig neuen Art der Fortbewegung begeistert sein. Nur am Rande sei vermerkt, dass der erste Porsche einen Elektroantrieb hatte. Das war im Jahr 1898. Heute nun, verkauft uns die Industrie diese Technologie als Neuen Weg. Egal! Fakt ist, das Cabildo bezeichnet die Technologie als zukunftsweisend, egal ob in der Stadt oder Überland.
Warum allerdings erst jetzt der Weg eingeschlagen wird, bleibt fraglich. Schließlich verkauft Nissan den Leaf bereits seit 2010 ( USA und Japan) und seit 2011 in Europa Es ist eine wirklich spannende Entwicklung. Und wenn man bedenkt, dass La Palma, und natürlich auch alle anderen Regionen, die mit so vielen Sonnenstunden verwöhnt werden, ein idealer Platz für Solarenergie und folglich der Elektromobilität sind, dann sollte die Entscheidung vom Cabildo ein Erfolg werden. Erst recht, wenn man nach Investitionen in Solaranlagen und der Infrastruktur der Ladestationen mit 0% Umweltbelastung Auto fahren kann. Solange natürlich unser Schwerölkraftwerk den Strom für den „Stromer“ erzeugen muss, handelt es sich natürlich erst einmal um Augenwischerei. Aber der Anfang soll getan sein.
Das La Palma als Biosphären-Reservat eine derartige Entwicklung gut zu Gesicht stehen würde steht außer Frage. Am Erfolg jedoch kommt man kaum noch vorbei. In Norwegen ist der Leaf bereits unter den 10 meistverkauften Neuwagen zu finden und seit Markteinführung hat dieser kumuliert mehr als 500 Millionen Kilometer absolviert. Da geht das Cabildo also kein Risiko ein. Und wenn sich die Inselregierung dazu entscheiden könnte, eine kleine Flotte an Mietwagen zu unterstützen, das gepaart mit einem Marketing für die „saubere Insel La Palma“, dann rufen sie ein Signal hinaus, was bestimmt nicht überhört werden kann. Man muss nur Ideen haben und den Mut, sie umzusetzen und eben in nächsten Schritt auch dafür sorgen, dass daraus ein Gesamtkonzept entsteht. Ein E-Auto mit dem Strom aus dem Schwerölkraftwerk zu betreiben ist natürlich kontraproduktiv.
Zur Vorgeschichte des Elektroauto
Die Geburtsstunde des Automobils stellt die Patentschrift von Karl Benz 1886 dar. Die Patentschrift meldete allerdings einen Verbrennungsmotor. Bis sich jedoch der Verbrennungsmotor durchsetzte, dominierten die Elektroautos. Im Jahre 1899 durchbrach ein Elektroauto das erste Mal die 100km/h. Um 1900 waren waren ca. 38% der Fahrzeuge elektrisch betrieben, 40% mit Dampf und die übrigen Fahrzeuge waren Benzin betrieben. Die lange Ladezeit, die schweren Akkus und nicht zuletzt die Erfindung des elektrischen Anlassers brachten den Durchbruch des Verbrennungsmotor. Wirklicher Hintergrund aber war wohl eher die Entwicklung der Ölförderung und dem seinerzeit unendlich erscheinenden Vorkommen. Dazu ein sehr empfehlenswertes Buch. „Der Preis“ von Daniel Yergin.
Die Entwicklung konzentrierte sich auf den Verbrennungsmotor. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte Nissan nur aufgrund der Benzinknappheit ein Elektroauto namens „Tama“. Doch schon kurz nach 1950, als sich die Benzinknappheit einstellte, lies man die Entwicklung wieder fallen. Damals wie heute gibt es Elektrokarren, die zum Transport von schweren Gütern eingesetzt werden.
Als Anfang der 1990er Sony die Weltpremiere der Lithium Ionen Akkus vorstellte, eröffneten sich neue Möglichkeiten für den Fahrzeugbau. Leichter und leistungsstärker, konnte man nun die Reichweite in Angriff nehmen. Die Entwicklung am Ende des 20.Jahrhunderts setzt sich heute fort. Die andauernde Diskussion über den Kohlendioxid- und Stickoxid-Ausstoß, über Rußpartikel und Umweltzonen in Großstädten. Lassen dem Elektroantrieb und andere Antriebskonzepte wieder mehr Raum für Entwicklung.
Es besteht also die Chance, dass die Renaissance des Elektroantriebs diesmal die Entwicklung weiter führt und wir in 10 bis 15 Jahren wieder auf einen Elektroautoanteil von 40% oder mehr kommen. Zu wünschen wäre es nicht nur der Insel, sondern uns allen. Leise, ohne Abgase und mit deutlich weniger Unterhaltskosten, kann man der Mobilität eine Frischzellenkur verschaffen. Die Politik und die Industrie werden sich sicherlich etwas einfallen lassen, wie sie die Kuh „Autofahrer“ dennoch weiter melken können.
Die Perspektiven
Wirtschaftlich gesehen bestünde damit die Chance, für viele Jahre in unterschiedlichsten Bereichen wie dem Ausbau der Ladestationen, Installation von Solaranlagen auf Car-Ports und den Verkauf von Elektroautos zu entwickeln. Investitionen würden sich dergestalt niederschlagen, dass der Haushalt entlastet würde, weil teure Wartungs- und Servicearbeiten an Elektroautos kaum anfallen. Und da der Haushalt ja gerade auf der Suche nach Einsparungen ist, bietet sich doch der Ausbau der Fahrzeugflotte städtischer Dienstwagen förmlich an. Die Politik zum einen und Spanien zum anderen suchen doch nach Möglichkeiten des Wachstums, des Abbaus der Arbeitslosigkeit. Hier liegt doch Potential für viel Jahre.
Wenn man sich jetzt nicht gleich wieder von den Stromversorgern einsacken lassen, weil diese ihren Einfluss und ihre Gewinne schwinden sehen, dann stehen die Zeichen doch sehr gut, dass La Palma bzw. Spanien langsam wieder Wachstum vorweisen können. 100.000 Nissan Leaf können da ja nur der Anfang sein. Und auch für die Versorger gibt es doch Perspektiven.
Gezeitenkraftwerke an den Küsten existieren doch bereits, Windkrafträder und Solarparks gibt es ebenfalls schon und Fläche für weitere Solarkraftwerke bietet La Palma noch ausreichend. Warum also halten die Versorger an ihren Dreckschleudern fest. Es könneneigentlich nur mal wieder Subventionen sein!
Eine gute Sache für die Umwelt
Das die ganze zurückliegende Entwicklung nicht von heute auf morgen zurückgenommen werden kann ist verständlich, denn der ITV (der spanische TÜV) hätte kaum noch etwas zu tun, die Werkstätten müssten sich neu orientieren und die Zubehörindustrie wird sich bedanken, wenn ab sofort keine Ölfilter, Luftfilter und Auspuffanlagen mehr verkauft würden. Aber die verdunkelnden und stinkenden Dieselwolken alter Land-Rover wären dann auch Rauch von Gestern. Daran stört sich dann keiner. Wenn die Anreize interessant genug sind, dann würden wohl viele Autofahrer lieber heute als morgen einen Elektroantrieb wählen. Zumindest als Zweitwagen, den ja eh fast jede Familie hat, können 150 bis 180Km Reichweite vorerst ausreichend sein. Für La Palma dürfte das kein Problem darstellen. Und die im Zuge der Investitionen generierten Arbeitsplätze werden nicht gleich auf anderer Seite Arbeitsplätze kosten, so schnell wird der Wandel nicht gehen.
Fast täglich flößen uns die Medien ein, dass der Klimawandel bevorsteht, dass die Ressourcen zur Neige gehen und das alternative Antriebskonzepte erarbeitet werden müssen. Würden die Kommunen mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Fahrzeugflotten zügig umstellen, so betrieben sie Signalwirkung und würden belegen können, dass es ihnen ernst ist mit dem Wandel. Gehen wir mal davon aus, dass die drei Monate Versuch „Leaf“ beim Cabildo Wirkung zeigen und sich ein Weg findet, das auch zu kommunizieren, damit das Vorhaben von La Palma, bis 2020 den Co2 Ausstoß um 20% zu verringern vielleicht sogar übertroffen werden kann.
Also, spannend bleibt es….
Ihr Jean-Bas
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