von Leonie Reuter (Kommentare: 0) in Kategorie » La Gomera «
La Gomera – Wandern über den Stangensteig zu den weißen Höhlen
Die meisten Wandertouren auf der kanarischen Insel La Gomera befinden sich in der Inselmitte oder im Norden und Westen der Insel. Doch auch der eher ruhigere und unwegsame Osten der kleinen Insel hat einige landschaftlich reizvolle Touren für Wanderer zu bieten. Und auf einer solchen Tour wandern wir heute an der südlichen Ostküste der Insel über den berüchtigten Stangensteig zu den Ruinenhäusern an den weißen Höhlen (Cuevas Blancas).
Startpunkt ist die Carretera del Norte (GM-1) zwischen San Sebastián und Hermigua in der Nähe des Kilometersteins 7. Hier in einer Ausgangshöhe von ungefähr 430 Metern biegen wir in östlicher Richtung mit dem Wanderweg Nr. 31, der in den Farben weiß und grün zu den Cuevas Blancas ausgezeichnet ist, auf die alte Landstraße und sogleich auf einen alten Camino ab. Ziemlich schnell steigt der schmale Pfad in steilen Serpentinen durch einen Hang aufwärts. Nach einen guten halben Stunde erreichen wir den Sattel, den Altos de Uteza. Hier oben auf fast 700 Höhenmetern haben wir zugleich bereits den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht. Von der Höhe genießen wir einen wunderschönen Ausblick auf die Inselhauptstadt San Sebastián und die umliegenden Barrancos und Höhenzüge. Auf dem Sattel verzweigt sich der Weg in beide Richtungen. Wer links geht und der Richtung Enchereda folgt, der kann diese Wanderung noch ein wenig ausweiten. Es geht ungefähr 20 Minuten über den Bergkamm aufwärts nach Enchereda. Dort führt die alte Pistenstraße entlang, auf der es dann von Enchereda aus wieder zum La Gerode Pass hinab geht. Wir aber halten uns auf dem Bergkamm in Richtung Cuevas Blancas und folgen dem Wanderweg rechts herum. Der Weg führt uns zunächst auf der rechten Kammseite unter einem markanten Felsentor vorbei.
Dann geht es auf dem zeitweise etwas gerölligen Weg weiter an den Felsen entlang und dann bergab. Insgesamt steigen wir nun auf dem weiteren Wanderweg ca. 100 Meter bergab. Dann erreichen wir den Pass La Gerode. Verläuft der Weg bislang im Allgemeinen sehr gemütlich, sind die letzten Meter vor dem Pass doch recht felsig und steil. Auf dem Pass treffen wir wieder auf die alte Pistenstraße, die von der GM-1 heraufführt. Unser Wanderweg führt uns nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Hang entlang weiter.
Bereits nach wenigen Minuten treffen wir auf den Beginn des sogenannten Stangensteiges. Ursprünglich mit Stangen gesichert, erhielt der Weg seinen Namen. Doch von einem mit Stangen gesicherten Steig kann heute wirklich keine Rede mehr sein. Die Stangen sind – sofern überhaupt noch vorhanden – zumeist marode und verfault. Bei den wenigen Stangen, die dann doch noch zu sehen sind, handelt es sich nur um locker am Felsen hängende Reste. Diese sollten auf keinen Fall zum Festhalten benutzt werden.
Der Stangensteig leitet auf einem äußerst schmalen Pfad unmittelbar durch die Felswand. Auf unserer linken Seite geht es steil bergab, so dass dieser Wanderpfad tatsächlich nur bei gutem Wetter und bei absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit begangen werden sollte. Allerdings ist der Anfang des Weges neuerdings ein wenig verbreitert. Um dem Wanderer ein bisschen mehr Sicherheit zu geben, wurden etwas weitere 20 bis 30 Zentimeter von der Felswand abgetragen. Dennoch bleibt es ein abenteuerliches Erlebnis auf dem schmalen Weg über der Höhe quer durch die Bergwand zu balancieren. Nach dem ersten Teilstück wird der Weg zunächst an einigen Stellen recht schmal. Erst nach ungefähr 10 Minuten verbreitert er sich und führt dann durch einen mit Kiefern bestandenen Hang. Ab und zu geht es über schmale Felsstufen – auf der linken Seite immer recht dicht am Abhang entlang.
Nach knapp einer halben Stunde haben wir dieses schwerste Stück des Weges bewältigt und befinden uns auf einer Kammhöhe. Nun ist der Weg breit und hell und eröffnet uns einen wunderbaren Blick auf Teneriffa mit dem Teide. Es geht an einem ersten Steinhaus vorbei und leicht bergab um einige Felsen herum. Rechts von uns blicken wir in der Tiefe auf ein großes mit Palmen bestandenes Tal. Wir überqueren einen alten Dreschplatz und gelangen kurz danach an eine Weggabelung, der wir nach links folgen. Nun befinden wir uns auf einem weiten Hochplateau mit grünen Büschen und unzähligen Steinmännchen. Der Orientierung dienen die Steinmännchen hier nicht. Dafür sind es zu viele und sie stehen rings um uns herum. Doch der richtige Weg, der durch seitliche Steinabgrenzungen recht gut markiert ist, lässt sich bei einigem Hinsehen auch so recht gut ausmachen.
Wenn wir Abstecher nach links oder rechts auf der Hochebene unternehmen, bieten sich fantastische Ausblicke in die an den weiten Sattel angrenzenden Barrancos. Vor uns ist nach einiger Zeit ein Höhenzug mit beigefarbenen Schichten zu erkennen. Unser Weg führt uns auf diese langgezogene felsige Erhebung zu. Wenn wir die kleine Bergkette erreicht haben, passieren wir sie auf der linken Seite. Es geht auf der Nordseite vorbei und auf der anderen Bergseite weiter bergab. Wir folgen weitere 20 Minuten dem schmalen Weg bergab. Dann führt dieser uns rechts um de Höhenzug herum. Und ganz plötzlich stehen wir auf ungefähr 530 Höhenmetern vor den Häusern der Weißen Höhlen (Casas de Cuevas Blancas). In der Nähe soll es unzählige Höhlen geben. Doch hier bei den Häusern sollen sich die größten Höhlen befinden. Viele der Häuser sind sogar unmittelbar in die Höhlen hineingebaut worden.
Leider liegt vor den Ruinenhäusern auch einiger Unrat herum. Der lässt darauf schließen, dass in und um die Häuser Feste gefeiert wurden. Den Müll, wie viele leere Flaschen, hat man dabei leider vergessen wieder mitzunehmen. Doch abgesehen von diesem an einigen Stellen nicht so schönen Anblick, ist es äußerst spannend, sich in den alten Ruinenhäusern und in den Höhlen umzusehen. Auch ein Picknick auf einer alten Hausbank vor solch einer Haushöhle mit Blick auf Berge, Atlantik und die Nachbarinsel Teneriffa ist nur zu empfehlen. Auf kleinen Pfaden, die allerdings häufig nahe am Abgrund verlaufen, können wir die Höhlen und die Umgebung ein wenig näher erkunden. Für absolut trittsichere Wanderer lohnt sich auch ein Abstecher an den Rand der Felsen, von deren Abbruchkante es steil zum Atlantik hinab geht.
Leider ist dieser Weg kein Rundweg. Das heißt wir uns, dass wir auf demselben Weg, den wir gekommen sind, auch wieder zurück müssen. So bleibt uns auch der Stangensteig ein zweites Mal nicht erspart. Doch wer ein wenig abkürzen und auf dem Rückweg nicht noch einmal über die Kammhöhe Altos de Uteza zurückgehen möchte, der kann am Pass La Gerode einfach der alten Passstraße bergab folgen. Diese bringt uns in weiten Serpentinen in weniger als einer halben Stunde schnell zurück zu unserem Ausgangsort an der Carretera del Norte.
Informationen:
Höhenunterschied: ungefähr 270 Meter von der Carretera del Norte (GM-1) zum höchsten Punkt der Wanderung (Altos de Uteza). Doch durch Ab- und Aufstiege sind auf der gesamten Tour insgesamt weit mehr als 700 Höhenmeter zu bewältigen.
Anforderung: Grundsätzlich handelt es sich bei dieser ungefähr sieben bis acht Kilometer langen Tour um eine gemütliche und einfache Wanderung auf gut markierten Wanderrouten, für die allerdings auch ein wenig Kondition erforderlich ist. Ausgenommen ist der Wanderabschnitt über den sogenannten Stangensteig. Dieser Abschnitt führt auf einem äußerst schmalen Pfad sehr ausgesetzt unmittelbar am Steilhang entlang. Die Stangen, die wohl ehemals zur Sicherung der Wanderer gedacht waren, existieren nicht mehr oder sind marode. So sollte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit auf jeden Fall gegeben sein. Auch ist unbedingt davor zu warnen, diesen Weg bei schlechtem Wetter, wie Sturm oder Nässe zu gehen.
Startpunkt: Im Osten der Insel an der Carretera del Norte (GM-1) in der Nähe von Kilometerstein 7 auf dem Wanderweg Nr. 31. Wer mit dem Bus anreist kann die Linie 2, die zwischen San Sebastián und Vallehermoso verkehrt, benutzen.
Zeit: reine Wanderzeit ca. 4 Stunden
Hinweise: Auf keinen Fall die Stangen am Stangensteig zum Halten benutzen, da diese abgängig und marode sind.
Artikel von Dagmar – Siebeninseln
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