von Leonie Reuter (Kommentare: 0) in Kategorie » La Gomera «
La Gomera - Wandern auf dem Inseldach
Heute geht es auf unserer großen Rundwanderung hoch hinaus. Wer möchte kann auf dieser Tour gleich zwei großartige Gipfelerlebnisse miteinander vereinen. Wir wandern im südwestlichen Gebiet von La Gomera und passieren dabei in der Inselmitte den höchsten Punkt der Insel, den Garajonay.
Die Fortaleza – ein aussichtsreiches Bergplateau mit langer Geschichte
Auf dem Weg dorthin gibt es Gelegenheit, auch dem Hochplateau der bekannten Fortaleza von Chipude einen Besuch abzustatten. Ohne Rast müssen wir für diese etwas anspruchsvolle Wanderung mindestens fünf Stunden einplanen.
Wir wandern im Ortszentrum am großen Platz nahe der Kirche in Chipude los. Bereits von hier ist der markante Felsen der Fortaleza von Chipude nicht zu übersehen. In seine Richtung führt uns der anfänglich weiß und rot markierte Wanderweg mit der Bezeichnung GR 131. Dieser Abschnitt gehört zu der großen Wanderroute, die quer über La Gomera läuft. Ab dem Garajonay wandern wir dann auf dem grün und weiß ausgeschilderten Wanderweg mit der Nummer 18 zurück.
Der Rundweg bringt uns über die Hauptstraße von Chipude Richtung San Sebastian aus dem Ort heraus. An einem Bushäuschen biegen wir rechts von der Hauptstraße auf einen breiten Pflasterweg ab.
Es geht vorbei an einigen Häusern und wieder auf eine Straße, der wir folgen können. Wer noch ein wenig zusätzlich bergauf und bergab mag, der kann der Beschilderung des Wanderweges folgen, dabei ein wenig abkürzen und durch einen kleinen hübsch mit Blumen und Sträuchern angelegten Barranco wandern.
Das Hochplateau
Bei den nächsten Häusern sind wir in dem Weiler Pavón, den wir auf unserem Wanderweg aufsteigend durchqueren. Auf dem Fortaleza Sattel (1125 Höhenmeter) verzweigt sich der Weg. Links geht unsere Rundtour zum Garajonay weiter.
Doch wer Lust auf einen Gipfel hat, kann zunächst das Hochplateau der Fortaleza auf der rechten Seite besuchen. Wer diesen Weg wählt, der sollte allerdings trittsicher und schwindelfrei sein, denn das Hochplateau lässt sich nur mit ein wenig Kraxelei erreichen. Nach einer Viertelstunde Aufstieg in Richtung Fortaleza auf dem stetig steiler werdenden Pfad stehen wir unmittelbar am Fuß vor den Felsen der Fortaleza.
Von nun an geht es steil auf den großen Steinstufen mit einiger Kraxelei bergauf. Der schmale Felsensteig führt uns bereits nach kurzer Zeit auf einen Gipfel, von dem wir wunderschöne Ausblicke in alle Richtungen genießen können.
Doch es geht auf der Kammhöhe auf einem schmalen Weg, der uns mal links und dann wieder rechts um Felsblöcke herum leitet, noch ein wenig weiter hoch.
Dann stehen wir auf dem großen Gipfelplateau und können unter dem mächtigen weißen Gipfelkreuz die erste Rast einlegen. Rund um das Plateau führt ein kleiner Pfad, von dem aus wir in alle Himmelsrichtungen wunderbare Ausblicke genießen können. So sehen wir vom Südrand hinunter in den gewaltigen Barranco de Erque, den wir auf unserer Weiterwanderung noch später ein wenig näher betrachten können.
Fantastische Aussicht
Die Fortaleza war in alten Zeiten bei den Ureinwohnern von La Gomera als „Argodei“ bekannt. Die Urbewohner der Insel sahen die Berge als Heiligtümer an, auf denen sie mit ihren Göttern kommunizierten. So wurde auch die Fortaleza über Jahrhunderte für Zeremonien und religiöse Riten benutzt. Archäologen haben auf ihr geheime Kammern mit Altären (Pireos) und Resten von tierischen Knochen gefunden. In späteren Zeiten soll die Fortaleza den Bewohnern der nahe gelegenen Dörfer auch als Zufluchtsort bei jeglicher Art von Gefahr gedient haben.
Wer mehr über die Ureinwohner und ihre Riten und Gebräuche wissen möchte, der findet Informationen im Nationalparkzentrum in Laguna Grande. Aber auch entlang unseres Wanderweges treffen wir von Zeit zu Zeit auf Informationstafeln. Auf den bebilderten Tafeln erfahren wir viele interessante Dinge über La Gomera und ihre Einwohner. Die Erklärung der auf La Gomera üblichen Verständigung mittels einer besonderen gepfiffenen Sprache ist nur ein Beispiel für geschickte Wissensvermittlung am Wegesrand.
Über den Barranco de Erque zum Mirador in Igualero
Wenn wir genug geschaut oder auch nur in der Höhe gerastet haben, geht es auf dem Felssteig wieder hinunter bis zum Fortaleza Sattel. Jetzt wenden wir uns erneut unserer Rundtour zu und wandern mit dem GR 131 Richtung Garajonay. Nachdem wir die nächste Höhe erklommen haben, sind wir auf der Straße nach Erque, der wir abwärts um einige Kurve folgen. Doch nach knapp einem Kilometer Wanderung biegt links von der Straße unser Wanderweg (gut ausgeschildert) ab.
Es geht zunächst auf einem breiten hübsch angelegten Wanderweg ansteigend über den Barranco de Erque entlang. Wir genießen fantastische Ausblicke zurück auf die Fortaleza und hinunter in den Barranco de Erque mit dem Ort Erque. In der Ferne ist bei guter Sicht die Nachbarinsel La Palma zu erkennen. Es geht an einem kleinen Wasserfall und einigen Hochspannungsmasten vorbei.
Nach einiger Zeit wird der Weg steiler und führt uns vom Barrancorand hinweg auf einen Kamm. Rechts geht es nach La Dama hinunter und links in unsere Richtung zum Garajonay. Wir wandern in knapp einer Viertelstunde in einigen Windungen über einen kleinen Barranco zum Dorf Igualero. Hier treffen wir auf die Hauptstraße. Doch vorher kommen wir an der Kirche mit Kirchplatz vorbei.
Der Kirchplatz ist zugleich als großer neuer Mirador mit Bänken und vielen Hinweisschildern angelegt. Von hier haben wir nochmals einen wunderschönen Ausblick auf den Barranco de Erque und die Fortaleza.
Nun sind wir bereits 1330 Höhenmeter hoch. Wir wandern ein wenig auf der Hauptstraße entlang und passieren eine Bushaltestelle. Wer sich das Wandern bis hier „ersparen“ möchte und ausschließlich an dem Gipfelplateau des Garajonay interessiert ist, der kann auch mit dem Bus nach Igualero fahren und von hier auf den Garajonay steigen.
Der Garajonay Nationalpark – Wiederaufforstung und Großbrände verändern die Landschaft
Von der Hauptstraße in Igualero aus sehen wir bereits einen Gipfel mit mehreren großen Antennenmasten vor uns. Das ist der Vorgipfel des Garajonay. Wir folgen einem gut ausgezeichneten Weg, der links von der Hauptstraße recht steil bergan führt. Ursprünglich haben hier Kiefernwälder gestanden. Nun wandern wir durch abgebranntes Waldgebiet.
Eine große Brandkatastrophe, bei der 20 Personen ihr Leben verloren, spielte sich im Nationalpark Garajonay 1984 ab. Ein weiterer Großbrand im Jahr 2012 zog mehr als 20% des gesamten Nationalparkgebietes in Mitleidenschaft. Die Auswirkungen sind unübersehbar. Gerade auf unserer Wanderung zum Garajonay wandern wir durch große Gebiete mit verkohlten schwarzen Baumstämmen und durch nicht bewaldete Zonen, in denen vor gar nicht langer Zeit noch hohe Kiefern zu Hause waren.
Auf den ersten Bergrücken hinter Igualero geht es nun in Serpentinen steil bergauf. Doch bereits nach 10 Minuten treffen wir auf einen großen Forstfahrweg. Von hier kann man auf den Vorgipfel des Garajonay aufsteigen. Zum Gipfel geht es jedoch links herum. Wir wandern auf dem breiten Forstweg in lang gezogenen Kurven langsam aufsteigend den Berg hinauf. Mehrere Wege kommen nun von links und vereinen sich mit der Forststraße.
Kurz vor dem Gipfel kommt auch der Weg von Laguna Grande links den Berg hinauf. Denn die meist gewählte Tour zum Gipfel des Garajonay beginnt am Nationalparkzentrum in Laguna Grande. Von dort kann der Wanderer ohne allzu große Mühe auf einem breiten ausgebauten Weg in weniger als zwei Stunden den Gipfel des Garajonay erreichen. Wer diese Strecke wählt, der sollte es keinesfalls versäumen dem Nationalparkzentrum, dass viele interessante Informationen über La Gomera, den Nationalpark sowie die Waldbrände und die Wiederaufforstung bereit hält, einen Besuch abzustatten.
Das Dach von La Gomera
Doch für uns geht es auf dem Forstweg, der nach kurzer Zeit in eine breite Pflasterstraße übergeht, weiter. Die Straße bringt uns nach einigen Windungen in kurzer Zeit zum Gipfel des Garajonay. Dort in Höhe von 1487 Metern haben wir den höchsten Punkt der Insel erreicht. Nun befinden wir uns tatsächlich auf dem Dach von La Gomera.
Wenn der Tag und das Wetter gut gewählt sind, ist die Aussicht von hier oben grandios. Teneriffa mit dem Teide, La Palma, El Hierro und auch Gran Canaria tauchen in der Ferne auf. Nicht zu vergessen natürlich der fantastische Rundblick über das Inselgebiet von La Gomera rund um uns herum. Die 500 Hektar Land, die zu dem in den 80ger Jahren erklärten Nationalpark gehören, sollen mit menschlicher Hilfe sanft wieder in den Originalzustand versetzt werden. Neben anderen exotischen Pflanzenarten hat man hier laut Beschilderung die kanarische und kalifornische Kiefer genauso wie den Eukalyptus vorsichtig neu aufgeforstet. Das Motto heißt: vorsichtige und sanfte Unterstützung der Natur durch den Menschen, um einen naturbelassenen Zustand zu fördern. Doch viele Pflanzen wurden durch die Feuer im Jahr 2012 erneut zerstört. Als kleiner Hoffnungsschimmer lässt sich zwischen den vielen verkohlten schwarzen Baumstämmen an einigen Stellen bereits zart nachwachsendes neues Grün ausmachen.
Rückweg mit Weg 18 über Los Manantiales
Auf dem breiten Pflasterweg am Gipfel gehen wir nun wieder zurück. Bei der ersten Weggabelung biegen wir rechts auf den Wanderweg Nr. 18 ab. Wir folgen jedoch dem Weg nicht hinab nach Laguna Grande, sondern halten uns immer in Richtung Chipude. Der Rückweg geht fast ausschließlich bergab und ist nach den zwei Gipfelbesteigungen ein fast gemütlicher Spaziergang zurück. Zunächst führt uns der Weg weiter durch abgebrannte Waldgebiete. Dann wird der Weg ein wenig enger und läuft eine Zeit lang auf der rechten Talseite am Hang entlang. Beim Weitergehen ist der Weg an einigen Stellen etwas schwer begehbar, da er an mehreren Stellen abgerutscht und sehr steinig ist. Doch den unwegsamen Passagen folgen immer wieder gut ausgebaute neue Wegabschnitte. Aus verschiedenen Richtungen münden Wander- und Fahrwege in unseren Weg ein. Wir halten uns zweimal rechts und folgen einfach der guten Ausschilderung in Richtung Chipude.
Zurück nach Chipude
Wenn wir auf die grünen Hänge und Weinberge von Los Manantiales stoßen, haben wir bereits gut an Höhe verloren. Auf 1100 Meter geht es über eine neu angelegte Straße auf einen neu gepflasterten Wanderweg weiter. Dieser führt uns gut beschildert durch die Häuser von Los Manantiales hindurch. Unterhalb des Ortes geht es noch einmal steil auf einem schmalen Weg in einen grünen Barranco hinunter und auf der anderen Talseite am Hang entlang wieder hinauf.
Nach ungefähr 10 Minuten stehen wir dem Weg an einer Gabelung links folgend auf einer Kammhöhe. Nun sehen wir bereits unten den Ort Chipude wieder vor uns liegen.
Wir gehen auf einem kleinen Pfad durch Wiesen vom Kamm zunächst hinunter, durch ein Tal und dann an einer Mauer entlang wieder hinauf. Am Ende des Weges erreichen wir eine Pflasterstraße, der wir nach rechts bergab folgen und die uns nach weiteren fünf Minuten wieder in die Ortsmitte von Chipude zurückbringt.
Informationen:
Höhenunterschied: ungefähr 200 Meter von dem Ort Chipude auf die Fortaleza. Von Chipude ohne Fortaleza sind ungefähr 400 Höhenmeter zu überwinden. Doch durch Ab- und Aufstiege sind auf der gesamten Tour insgesamt mehr als 900 Höhenmeter zu bewältigen.
Anforderung: Grundsätzlich handelt es sich um eine gemütliche und einfache Wanderung auf gut markierten Wanderrouten. Doch wer auf dem Hinweg die Fortaleza von Chipude mitnehmen möchte, der muss zum Gipfelplateau ein wenig kraxeln und sollte unbedingt schwindelfrei und trittsicher sein. Diese kurze Strecke ist durchaus als schwierig zu bezeichnen und sollte nicht bei Nässe und Sturm angegangen werden. Im Übrigen ist die gesamte Wanderstrecke knapp 15 Kilometer lang und führt zumeist über breite und gemütliche Wanderwege.
Startpunkt: Am großen Platz im Ortszentrum von Chipude. Anfahrt mit dem Pkw über die GM-3, von der aus westlicher und östlicher Richtung eine gut ausgeschilderte Straße nach Chipude abzweigt. Wer mit dem Bus anreist, kann die Linien 1, 4 und 6 benutzen, die am Kirchplatz in Chipude halten.
Zeit: reine Wanderzeit ca. 5 Stunden
Hinweise: Wer das „Dach“ von La Gomera sehen, jedoch nicht so lange wandern möchte, der kann auch am Nationalparkzentrum in Laguna Grande an der GM-2 parken und von dort auf den Gipfel aufsteigen. Diese Tour lässt sich in zwei bis drei Stunden mühelos bewältigen. Sie ist gut ausgeschildert und führt auf breiten Wanderwegen bei einem Höhenanstieg von gut 200 Metern täglich viele Besucher zum Hochplateau. Eine weitere und noch kürzere Möglichkeit auf den Garajonay zu gelangen ist die, mit dem Bus nach Igualero zu fahren und von dort in einer guten halben Stunde auf den Gipfel zu steigen.
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