von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Kanaren «
Volksfest im Schnee
Für die Karnevalisten, die gestern Mittag auf der Plaza Santa Ana mit dem Pregón den Karneval auf Gran Canaria eröffnen wollten, kam die Nachricht nicht wirklich überraschend. Wegen der starken Regenfälle und heftiger Windböen entschlossen sich die Verantwortlichen, die Veranstaltung abzusagen und den Beginn der närrischen Saison ganz einfach um einen Tag auf den heutigen Sonntag zu verschieben.
Trotz oder gerade wegen der für die Kanarischen Inseln außergewöhnlichen Wetterbedingungen war die Stimmung an einem anderen Ort Gran Canarias jedoch ganz ausgezeichnet – auf dem Pico de las Nieves. Obwohl man die Straßen auf den höchsten Punkt der Insel vorsichtshalber gesperrt hat, ließen sich unzählige Schneetouristen nicht davon abhalten, auf das Dach der Insel zu pilgern, um hier die weiße Pracht zu bewundern. Trotz der Empfehlung der Inselregierung, zu Hause zu bleiben und dort den Abzug der Kaltfront abzuwarten, war die Sehnsucht nach Schnee für einige tausend Menschen so groß, dass sie alle Vorsichtsmaßnahmen in den starken Wind schlugen und sich auf den Weg in die Berge machten.
Wintercamping in den Bergen
Um nur ja keine Schneeflocke zu verpassen, waren einige Schneeverrückte sogar schon am Tag zuvor angereist und hatten die frostige Nacht wild zeltend in der Nähe des Gipfels verbracht.
Und sie waren nicht enttäuscht. Während man sich sonst auf Gran Canaria mit einer doch meist recht spärlichen Schneedecke begnügen muss, kam es diesmal ziemlich dicke. Die anhaltenden Niederschläge fielen bei Temperaturen leicht unter dem Gefrierpunkt durchweg als Schnee auf den kanarischen Boden. Diejenigen, die es auf den Gipfel geschafft hatten, veranstalteten ein wahres Volksfest in der weißen Winterlandschaft. Sogar ein echtes Räumfahrzeug bekamen sie zu sehen.
Die meisten der Teilnehmer dieser nicht alltäglichen Party staunten nicht schlecht über die Tatsache, dass es auf Gran Canaria überhaupt einen Schneeschieber gibt. Das zitronengelbe Fahrzeug ist wahrscheinlich die Maschine im Fuhrpark der Straßenmeisterei, die die wenigsten Betriebsstunden auf der Uhr hat. An einigen Punkten in den Bergen musste der Fahrer bis zu 50 Zentimeter Schnee von der Straße räumen. In den deutschen Mittelgebirgen, in denen der Winter in dieser Saison fast komplett ausgefallen ist, hätte man sich vielerorts schon über die Hälfte mächtig gefreut. Weder die Straßenwärter noch die überraschten Freunde der weißen Pracht können sich an ähnliche Schneemengen auf der Insel erinnern.
Wetterbesserung in Sicht
Während die Gipfel mit ihren weißen Mützen nicht nur auf Gran Canaria, sondern ebenso auf Teneriffa und La Palma auch heute noch zu bewundern sind, bewegen sich die Temperaturen in den Tälern und am Meer schon langsam wieder in für die Kanarischen Inseln und die Jahreszeit typischen Regionen. In Santa Cruz auf Teneriffa werden zwar nur 14 Grad, in Las Palmas auf Gran Canaria 15 Grad erwartet, in den Touristengebieten im Süden der Inseln sind aber auch schon wieder bis zu 20 Grad drin. Trotzdem sollte gerade an den Stränden noch erhöhte Wachsamkeit gelten, da weiterhin mit stark böigem Wind zu rechnen ist. Das aufgewühlte Meer bietet zwar einen spektakulären Anblick, ist aber gleichzeitig auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Immer wieder kommt es zu tödlichen Vorfällen, weil unvorsichtige Strandspaziergänger von den hohen Wellen erfasst und in das offene Meer hinausgespült werden. Also: nur gucken, nicht reingehen.
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