von Rainer Olzem (Kommentare: 0) in Kategorie » Kanaren «
Theorien zur Entstehung der Kanarischen Inseln – Teil 2
Weitere Hypothesen zur Entstehung der Kanarischen Inseln
Da einige geologische Beobachtungen nicht ganz mit der Hotspot- Hypothese übereinstimmen – z. B. das räumliche Abseits einiger vulkanischer Aktivitäten von der Hotspot-Spur und teils wiederkehrende vulkanische Aktivitäten auf einzelnen Inseln, hat es immer wieder Versuche gegeben, die Entstehung der Kanarischen Inseln durch andere Hypothesen zu erklären. Von allen diesen Erklärungsversuchen sind zwei Hypothesen erwähnenswert, nämlich die Atlas-Hypothese und die Instabilitäts-Hypothese.
Die Atlas-Hypothese
Die Atlas-Hypothese verbindet die eruptiven Zyklen der Kanarischen Inseln mit den dynamischen Phasen des nahen Atlasgebirges. Der Atlas bildet die tektonische Grenze zwischen der Eurasischen Platte im Norden und der Afrikanischen Platte im Süden. Die hauptsächlichen Störungen der Gebirgsketten des Atlas verlaufen in NE–SW-Richtung und entsprechen damit exakt der räumlichen Lage des kanarischen Inselbogens. Die Atlas-Hypothese geht nun davon aus, dass eine dieser Hauptstörungen in NE-SW-Richtung bis zum kanarischen Archipel reicht.
Diese Störung würde periodisch aktiv werden und könnte so das Austreten von Magma aus dem Erdmantel ermöglichen. Diese Magma- Austritte würden in mehreren aufeinander folgenden Schüben von Druck und Dehnung auftreten, wie in den Blockbildern von Anguita und Hernán dargestellt.
Gastbeitrag von Rainer Olzem und Timm Reisinger
Autoren des Buches: Geologischer Wanderführer La Palma.
Artikelserie in 3 Teilen
Teil 1: Die Hotspot-Theorie
2: Die Atlas, Instabilitäts- Hypothese
Teil 3: Edge Drive Convection, …
Die weiter unten vorgestellte Theorie eines Tunnels zwischen dem Atlasgebirge und den Kanaren würde gut in dieses Schema passen.
Die Instabilitäts-Hypothese
Die Instabilitäts-Hypothese hält die Hebung von Blöcken aus ozeanischer Kruste mit Bildung von Brüchen und anschließender Magmaförderung für die Ausgangszentren der einzelnen Inseln.
Die Afrikanische Platte besteht aus der ozeanischen und der kontinentalen Platte. Die relativ dünne ozeanische Platte bewegt sich gemeinsam mit der dickeren Afrikanischen Kontinentalplatte in NE- Richtung. Da die dicke und tiefer in den Erdmantel eintauchende Kontinentalplatte dieser Bewegung einen höheren Widerstand entgegensetzt, kommt es zu Stauchungen und damit Faltungen und Brüchen in der dünneren und damit weniger stabilen ozeanischen Platte. Dadurch würden Teile der ozeanischen Kruste als Blöcke gehoben, also eine Reaktion der Schwächezonen am Übergang von der ozeanischen zur kontinentalen Kruste. Die Störungen und Brüche an diesen Blöcken könnten dann dem Magma aus dem Erdmantel als bevorzugte Förderwege dienen.
Entstehung der Inseln monokausal nicht erklärbar
In der Regel weisen passive Plattengrenzen weder größere Störungszonen oder seis- mische Aktivitäten noch Vulkanismus auf. Der passive Kontinentalrand an der Nordwestküste Afrikas passt in dieses Schema – bis auf seinen lebhaften Vulkanismus. Hier reihen sich mehrere Inselgruppen und mehrere hundert Seamounts vor und auf dem nordwest- afrikanischen Schelf auf. Außer den Kanaren sind dies die Inselgruppen der Kapverden und Madeira sowie die Saharan-Seamounts, eine bereits wieder versunkene Inselgruppe, und die Sierra Leone Seamounts. Insgesamt ergibt sich ein ca. 3.000 km langer magmatischer Gürtel, der dem afrikanischen Kontinent westlich vorgelagert ist.
Diese N-S streichende Zone vulkanischer Inseln und Seamounts parallel zur Küste ist nicht zufällig. Wie so oft bei naturwissen- schaftlichen Phänomenen scheint auch die Entstehung der Kanarischen Inseln nicht monokausal erklärbar zu sein. So ist es nicht auszuschließen, dass die Kanaren ihre Entstehung auch tektonischen Instabilitäten entlang einer lithosphärischen Grenze verdanken, hier der passiven Plattengrenze Westafrikas.
Möglicherweise hat sich die ozeanische Kruste entlang einer kritischen Naht zwischen der dicken alten Kontinentalplatte und der jungen ozeanischen Lithosphäre gehoben und entlang von Störungen und Bruchlinien den Magmenaufstieg begünstigt, wahrscheinlich in Kombination mit mehreren Hotspots von etwa gleicher räumlicher Ausdehnung.
Autor: Rainer
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