von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Kanaren «

Sie sind wieder da

690.485, diese Zahl ließ die Tourismusmanager auf den Kanaren frohlocken. Seit 10 Jahren waren in einem Mai nicht mehr so viele Besucher auf die sieben Inseln gekommen. Man konnte endlich das Ende der rückläufigen Besucherzahlen verkünden. Schon feiert man die Wende. Noch bis in den April hinein hatte sich die Negativentwicklung bei den Übernachtungen gezogen. Jeden Monat wurden Zahlen bekannt gegeben, die keinen Anlass zu ausgelassenen Feiern geboten haben. Damit ist jetzt erst einmal Schluss.

Eine Steigerungsrate von 8,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lässt nun Hoffnung keimen. Hoffnung, dass den mageren jetzt wieder fette Monate und vielleicht sogar Jahre folgen werden. Der Zuwachs übertrifft prozentual gesehen sogar die hervorragenden Zahlen, die das ganze Land verzeichnen kann. Rechnet man alle Touristen zusammen, die im vergangenen Monat Spanien besucht haben, resultiert daraus eine durchaus beeindruckende Zahl. 5,8 Millionen Besucher bedeuten eine Steigerung von immerhin 7,4 % zum Mai des Jahres 2012. So mancher träumt schon davon, dass 2013 trotz der miserablen Zahlen der ersten Monate doch noch zu einem Rekordjahr werden kann.

Briten und Deutsche brachten die Wende

Der positive Trend auf den Kanaren ist in erster Linie Gästen zu verdanken, die schon immer ein besonderes Faible für die sonnigen Inseln vor der westafrikanischen Küste hatten. Briten und Deutsche waren diejenigen, die den Hoteliers auf Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura, Lanzarote und La Palma gute Geschäfte beschert haben. Mit aggressiven Werbemaßnahmen in den für den kanarischen Urlaubsmarkt wichtigsten Ländern haben es die Canarios geschafft. Sie haben verlorengegangenes Terrain zurückgewonnen. Besonders beim Kampf um Last-Minute Kunden, die in diesem Jahr wegen des nicht enden wollenden Winters in den nördlichen Breiten besonders offen waren für ein paar Tage unter südlicher Sonne, konnten beachtliche Erfolge erzielt werden. Sie haben nicht unmaßgeblich zu den erfreulichen Zahlen des Monats Mai beigetragen. Mit Kampfpreisen hat man besonders britische Urlauber geködert. Ihre Zahl hat mit einem Anstieg um 10,5 % das stärkste Wachstum zu verzeichnen.

Bei aller Freude über den beachtlichen Zuwachs der Besucherzahlen fragt man sich auf dem Archipel jedoch auch, ob das Modell mit den Billigangeboten wirklich zukunftsweisend ist. Um kurzfristige Buchungsrückgänge auszugleichen, kann diese Strategie sicherlich erfolgreich sein. Langfristig jedoch ist sie wahrscheinlich eher kontraproduktiv. Um Urlauber nachhaltig zu binden, sind attraktive Angebote gefragt. Sie sollen nicht nur mit niedrigen Preisen punkten, sondern mit einem ausgewogenen Preis-Leistungsverhältnis. Hier darf man die Qualität nicht zu Gunsten eines Geiz-ist-geil-Preises vernachlässigen. Billigtouristen sind schon morgen bei der nächsten Destination. Vor allem wenn dort eine Woche All-inclusive-Urlaub 5 Euro günstiger ist. Zufriedene Kunden, die mit modernen Hotels und einem erstklassigen Service verwöhnt wurden, kommen wieder. Auch, wenn das Angebot preislich etwas über dem liegt, was sie in anderen Ländern bezahlen müssten.

Langfristiges Denken notwendig

Auf lange Sicht muss man in die Renovierung von in die Jahre gekommenen Anlagen investieren, die Infrastruktur verbessern und attraktive neue Angebote schaffen. Das Geld dafür kommt gerade wieder rein. Jetzt ist nicht die Zeit, kurzsichtig Gewinnmitnahmen zu realisieren, sondern in eine Zukunft zu investieren, in der zyklisch auftretende Schwankungen gelassen ausgeglichen werden können. Irgendwann haben auch die arabischen Staaten und die Türkei ihre unruhigen Zeiten überwunden. Sie werden wieder erfolgreicher um die nicht unendliche Zahl der Urlauber werben und den Kanarischen Inseln das Feld nicht kampflos überlassen. Für die nächsten Monate werden sich potenzielle Gäste im Zweifelsfall wahrscheinlich noch eher für Maspalomas auf Gran Canaria und Adeje auf Teneriffa entscheiden, als für Side in der Türkei oder Hurghada in Ägypten. Wenn dort jedoch die Ruhe wieder eingekehrt ist, wäre es gut, wenn die Ferienanbieter auf den Kanaren gerüstet sind.

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