von Thomas Vollmer (Kommentare: 1) in Kategorie » Kanaren «

Öko-Lady Balfour erobert die Kartoffelfelder der Kanaren

Man sagt den Deutschen eine besondere Vorliebe für ein ursprünglich südamerikanisches Knollengewächs nach: Die Kartoffel. Einst von Friedrich dem Großen mit viel Druck und Bauernschläue durchgesetzt, hat sie in Deutschland eine steile Karriere hingelegt. Die Supermarktkette Spar möchte jetzt auch auf den Kanarischen Inseln dafür sorgen, dass sich ihre Kunden etwas mehr Gedanken über die nahrhaften Erdäpfel machen.Denn auch in der kanarischen Küche haben sie schon lange einen festen Platz.

Auf dem kanarischen Archipel werden schon jetzt jedes Jahr ca. 60 Millionen Kilo Kartoffeln produziert. Bislang wurden oftmals noch Produkte aus Zypern, Marokko oder Israel zugekauft. Die FAO, die Landwirtschaftsorganisation der UNO empfiehlt jedoch, mindestens 30% der benötigten Menge lokal und nachhaltig zu produzieren. Spar möchte dieses Ziel erreichen und eine strenge Kontrolle über die Produktionsbedingungen gewährleisten. Deshalb hat die Kette im Januar dieses Jahres eine Vereinbarung mit verschiedenen offiziellen Stellen, wie etwa dem Schutzverband der Verbraucher, dem Bauernverband der Kanaren und der Provinzregierung geschlossen.

Bessere Qualität zu günstigen Preisen

Diese Zusammenarbeit trägt jetzt ihre ersten Früchte. Früchte, die nun direkt vom Feld auf den Tisch der Verbraucher kommen. Lady Balfour, so heißt die äußerst wohlschmeckende, mehlig kochende Biokartoffel. Ab sofort kann man sie in 149 Sparmärkten zu einem günstigen Kilopreis von 75 Cent kaufen. Ein Preis, der sogar unter dem liegt, was man für importierte Knollen aus konventionellem Anbau bezahlen muss.

Bessere Qualität, nach hohen ökologischen Standards produziert, noch dazu für einen günstigen Preis. Dies war jedoch nicht das einzige Ziel, das die Initiatoren dieses Projektes verfolgt haben. Die ersten 200.000 Kilo, die jetzt geerntet wurden, sind auf den Äckern von 15 Bauern in zehn Gemeinden Gran Canarias gewachsen. Dabei sind etwa 50 neue Arbeitsplätze entstanden. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit gehören sie ebenfalls zur Erfolgsgeschichte von Lady Balfour. Im März hatte Spar 10.000 Euro in 14.000 Kilo Pflanzkartoffeln investiert und diese an die Bauern verteilt. Gleichzeitig erhielten die Agrarier eine Abnahmegarantie. Dadurch müssen sie keinerlei unkalkulierbare finanzielle Risiken eingehen.

Eine neue Sorte auf biologische Weise anbauen und auf die künstlichen Wuchshilfen verzichten. Da war natürlich der bodenständige kanarische Bauer zunächst einmal skeptisch. Deswegen begleitet auch die landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Las Palmas das Projekt. Sie kultivierten die aus Schottland stammende Lady Balfour auf einem Testfeld. Die Zweifel sind spätestens in diesen Tagen nach der ersten Ernte ausgeräumt. Gestern kamen Fachleute auf dem Testfeld der Universität in Tafira zusammen, um das Produkt der Öffentlichkeit vorzustellen. Qualität und Quantität der Biokartoffeln haben die Fachleute auf ganzer Linie überzeugt. Man ist sicher, dass auch die Verbraucher Lady Balfour annehmen werden. Die gute Qualität der Erdäpfel spricht nach Auskunft der beteiligten Gruppen für sich. Sowohl als Papas arrugadas, frittiert und auch gekocht entfalten sie ihren vollen Geschmack.

Ausbau der Produktion

Nach diesem ersten Erfolg soll die Produktion der Ökoknolle nun ausgeweitet werden. Neben den bereits vorhandenen Feldern in San Mateo, Valsequillo, Telde, Las Palmas de Gran Canaria, Gáldar, San Bartolomé de Tirajana, Santa María de Guía, Teror, Santa Brígida und Santa Lucía wird die Lady in Zukunft auch in anderen Dörfern eine neue Heimat finden. Dabei sind nicht nur die Anbauflächen Gran Canarias Ziel der Expansionspläne. Auch die anderen Inseln des Archipels sind geeignet.

In ihrem Bestreben, die Biokartoffel bekannt zu machen, werden es die Initiatoren wahrscheinlich etwas einfacher haben, als es Friedrich der Große einst hatte. Er ließ die Felder noch von seinen Soldaten bewache. Dadurch sollten die misstrauischen preußischen Bauern glauben, dass es sich bei den Feldfrüchten um unheimlich wertvolle Pflanzen handelt. Pflanzen, die sogar von den königlichen Wächtern beschützt werden müssen. Seine Strategie ist aufgegangen. Mit der Zeit wurde die Kartoffel zum wichtigsten Lebensmittel im Lande.

Kommentare

Kommentar von Erich Baumann |

Bravo und wenn dann die wohlschmeckenden einheimischen eintönigen Sorten weg hat ist man zufrieden.
So wie es in den Laeden in Deutschland und der Schweiz noch 2 Sorten Bananen gibt.

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