von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Kanaren «

Greenpeace beklagt Zerstörung der Küsten auf den Kanarischen Inseln

San Bartolomé de Tirajana, der Name sagt den meisten Menschen, die ihren Urlaub auf Gran Canaria verbringen, nicht besonders viel. Maspalomas, Playa del Inglés oder Meloneras sind da schon bekannter. Obwohl sie lediglich den Küstenregionen des Urlaubsortes den Namen gegeben haben. Ihre Bekanntheit verdanken die Strände von San Bartolomé in erster Linie den zahlreichen Hotels. Sie stehen hier auf engstem Raum zusammen. Man baut seit mehr als 40 Jahren nahezu unablässig. Je näher die Anlage am Wasser ist, desto beliebter bei den Besuchern.

Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass von der einstmals fast menschenleeren Küste nicht mehr viel übrig geblieben ist. San Bartolomé hat, wie viele andere Orte nicht nur auf den Kanaren, seine Küsten zubetoniert und so versilbert. Der Glanz dieses Silbers hat jedoch eine recht matte Seite. Nur im Süden der Iberischen Halbinsel, in Andalusien, sind noch mehr Küstenabschnitte zerstört als auf den Kanarischen Inseln. Gerade in den Zeiten des Immobilienbooms, der am Ende mit dem Platzen einer gigantischen Blase geendet hat, wurde gebaut, was der Sand der Strände und die Banken hergaben. Die Folgen sind bekannt.

Greenpeace untersucht Auswirkungen der Küstenbebauung

In einer Studie der Naturschutzorganisation Greenpeace geht es weniger um das wirtschaftliche Desaster, das der Bauwahn hinterlassen hat. Sondern um die Auswirkungen auf die Natur und das Landschaftsbild, das sich durch immer neue Hotelbauten dramatisch verändert.

San Bartolomé steht dabei stellvertretend für viele andere Gemeinden an der Spitze einer unrühmlichen Entwicklung. Besonders wichtig für das klimatische und ökologische Gleichgewicht sind die ersten 500 Meter einer Küste. Man befürchtet, dass durch den Klimawandel der Meeresspiegel auf den Kanaren um 35 Zentimeter steigt, was zur Folge hätte, dass etwa 70 Meter der Küste verloren gingen. Mehr als 70 % dieser wichtigen Schutzzone sind jedoch an vielen Orten auf den Kanaren bereits zerstört. Neben San Bartolomé auf Gran Canaria gilt dies ebenso für die namensgleiche Stadt auf Lanzarote.

Aber auch andere Gemeinden, wie etwa Arafo, Arrecife, Tías und Puerto de la Cruz, haben ihre Küstengebiete dem Kommerz geopfert und damit nicht nur schwere ökologische Schäden angerichtet, sondern auch ihr natürliches Kapital gefährdet. Besonders wenig blieb in Arafo auf Teneriffa vom ehemaligen Strand übrig, hier wurden 100 % des 500 Meter-Streifens mit Neubauten zugepflastert. In der nationalen Rankingliste der Gemeinden, die in den Fragen des Küstenschutzes besonders dürftig abschneiden, befinden sich unter den 25 schlechtesten Gemeinden gleich vier von den Kanarischen Inseln: Mogán, Puerto del Rosario, San Bartolomé de Tirajana und Telde.

Trotz Schutzgesetzen gibt es viele Ausnahmen

Trotz verschärfter Gesetze und der Ausweitung von Schutzzonen bauen die Unternehmen weiterhin. Immer gibt es irgendeinen Grund, warum es eine Ausnahme ist. Das größte Tempo bei der Zerstörung ihrer natürlichen Ressourcen haben in den vergangenen Jahren Alajeró auf La Gomera, Agaete auf Gran Canaria, sowie La Guancha, Santa Úrsula und Los Silos auf Teneriffa an den Tag gelegt. Aktiv wird nicht nur in diesen Gemeinden daran gearbeitet, ausgewiesene Schutzzonen umzuwidmen, damit eine Bebauung ermöglicht werden kann.

Ohne den Tourismus wären die Kanarischen Inseln wirtschaftlich wohl kaum überlebensfähig. Hotels, auch Neubauten sind erforderlich. Dabei müssen jedoch ökologische vor ökonomischen Aspekten stehen, denn Umweltschutz ist kein Hemmnis für die Entwicklung, sondern eine Garantie für die Zukunft. Nur wenn die natürliche Attraktivität erhalten bleibt, werden auch kommende Generationen ihren Urlaub noch auf den Kanaren verbringen wollen. Schicke Hotels kann man überall auf der Welt bauen. Das gar nicht so geheime Geheimnis eines nachhaltigen Erfolges liegt in der intelligenten Verbindung von berechtigten kommerziellen Interessen und dem Erhalt der Attraktionen, die das Besondere eines Urlaubsziels ausmachen. Und die Attraktion auf den Kanarischen Inseln sind für viele ihrer Besucher nun mal die traumhaften Strände. Wenn diese zerstört werden, wird dadurch die Grundlage des Tourismus und damit der gesamten Wirtschaft der Region vernichtet.

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