von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Kanaren «
Die Russen kommen
Die einen spielen Tennis, die anderen Pádel. Die etwas unbekanntere Art, einen Ball mit einem Schläger zu malträtieren, kommt ursprünglich aus Mexiko. Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelte Enrique Corcuera Pádel. Aufbauend auf ähnliche Varianten wie das ältere Paddle-Tennis aus Nordamerika, verbreitete sich das nur im Doppel gespielte Pádel zunächst in Südamerika und dann auch in Europa. Seinen Siegeszug auf unserer Seite des Ozeans verdankt das Spiel in erster Linie Alfonso von Hohenlohe. Alfonso gründete die berühmte Nobelferienanlage Marbella Club der an der Costa del Sol.
Von einem Besuch bei seinem Freund in Mexiko brachte Alfonso das Spiel mit nach Europa. Wo es sich zunächst in der High Society an der Südküste Spaniens zu einem beliebten Freizeitvergnügen entwickelte. Was in Südamerika und dem spanischen Festland begeistert, hat auf den Kanaren, die als traditionelles Bindeglied zwischen den Kontinenten gelten, natürlich ausgezeichnete Aussichten auf Erfolg. Und so wurde das Spiel mit den kurzen, massiven Schlägern auch hier schnell zu einer erfolgreichen Alternative zum Tennis.
Doch was hat das alles mit den erwähnten Russen zu tun? Ganz einfach. Eine russische Investorengruppe will in Telde auf Gran Canaria eine gigantische Pádel-Anlage bauen. Mit 60 Spielfeldern auf einer Fläche von mehr als 5 Hektar ist diese einzigartig in der Region. Eine betagte Finca, in der Nähe der alten Pferderennbahn von Las Huesas, soll zum Zentrum des Pádel-Sports auf den Kanaren werden. Bislang darf das Areal aber nur zu landwirtschaftlichen Zwecken genutzt werden. Der Stadtrat von Telde will heute in einer außerordentlichen Sitzung die Umwidmung der Flächen beschließen. In diesem Fall hätte das Megaprojekt grünes Licht. Als Ausgleich für die Freigabe der Fläche zur Bebauung sollen die Bewohner von Telde mit einem 3 Hektar großen Stadtpark und einer Verbindungsstraße entschädigt werden. Auf Kosten der Geldgeber aus Russland.
Baukosten im Wert von rund 1,2 Millionen Euro
Die beiden Firmen Gocam SA und Campyogo SLU werden allein für die Spielfelder Baukosten von etwa 1,2 Millionen Euro veranschlagen müssen. Weitaus mehr fließt in die Infrastruktur und die Anlagen, die das Sportzentrum zu einer echten Freizeitattraktion machen sollen. Und nicht nur in Telde, sondern auch in den Nachbargemeinden El Goro und Valle de Jinámar sollen neue Pádel-Felder entstehen.
Neben den Weltmeisterschaften im Pádel, die seit 1992 alle zwei Jahre ausgetragen werden, gibt es seit 2005 auch eine Pro-Tour. Sie dient wie das berühmte Pendant im Tennis, die ATP World Tour, dazu, Punkte in der Weltrangliste der besten Spieler zu sammeln. Nun macht man sich natürlich auf Gran Canaria Hoffnung, dass der Zug der Pádel-Meister auch hier Station machen wird. So sollen die Cracks des Sports den Ort, der sonst meist nur im Zusammenhang mit dem Standort des Flughafens der Insel genannt wird, in ihren Heimatländern bekannt machen. Dies sind neben Spanien die Länder jenseits des Atlantiks. In Mexiko und Argentinien ist Pádel nach Fußball die zweitbeliebteste Sportart. Ob man auf Grund der neuen Anlage in Zukunft mit mehr Touristen aus diesen Ländern rechnen darf, bleibt zunächst fraglich.
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