von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Kanaren «

Die Geschichte von wagemutigen Männern und Frauen in ihren fliegenden Kisten

Es war zunächst mal lediglich ein neues technisches Spielzeug, das sich die Honoratioren des noblen Clubs aus dem Gabinete Literario in Las Palmas bestellt hatten. Später jedoch haben die Nachfolgemodelle dieser Erfindung das Leben und die Entwicklung der Kanarischen Inseln entscheidend geprägt.

Es ist nun genau 100 Jahre her, dass die Zukunft auf die damals noch recht beschauliche Insel im Atlantik kam. Verpackt in zahlreichen Kisten landete das erste Flugzeug in Las Palmas auf Gran Canaria. Allerdings nicht, wie man meinen möchte und wie es sich eigentlich für einen solchen Flugapparat gehört, durch die Luft, sondern in Einzelteilen per Schiff. Mit der technischen Revolution kam auch der Mann, den die Mitglieder des Gabinete Literario dazu auserkoren hatten. Die staunende Bevölkerung der Insel mit der Zukunft vertraut zu machen. Léonce Garnier war der erste Pilot, der vom Boden Gran Canarias abgehoben hat.

Am 30. April 1913, im Rahmen der Feierlichkeiten zu San Pedro Mártir, startete er an Bord einer Bleriot-XI durch. Er begeisterte mit seinen Flugkünsten die feiernden Massen. Dieses Ereignis gilt als die Geburtsstunde der Fliegerei auf den Kanarischen Inseln. Welch erstaunliche Entwicklung dadurch ausgelöst werden würde, hat damals sicher niemand erahnen können. Durch den Flugverkehr sind die Kanaren erst zu dem geworden, was sie heute sind.

Abgelegen im Atlantik, weit weg vom Mutterland, waren die Inseln vor der Westküste Afrikas nicht viel mehr als eine Station für alle, die auf Schiffen zwischen den Kontinenten unterwegs waren. Mit der Zeit und der Entwicklung immer leistungsfähigerer Flugzeuge rückten die Inseln stetig näher an den Kontinent heran. Sie wurden auf Grund ihrer strategisch günstigen Lage zu einem wichtigen Versorgungspunkt für die Luftfahrt. Was früher nur für Schiffe gegolten hatte, war nun auch für Flugzeuge wichtig geworden. Für eine erfolgreiche Atlantiküberquerung war ein Stopp auf den Kanaren nun obligatorisch.

Schon 11 Jahre später, während des Afrikakrieges 1924, wurden die Kanaren sogar zu einer militärischen Macht am Himmel. Drei Doppeldecker, die nicht mal eine Landepiste benötigten, da sie als Wasserflugzeuge die natürlichen Gegebenheiten der Inseln perfekt ausnutzen konnten, sollten das Sicherheitsbedürfnis der kanarischen Bevölkerung befriedigen. Die Finanzierung der kleinen Luftstreitmacht erfolgte denn auch durch Spenden aus der Bürgerschaft, die dem Militär die Flugzeuge schenkte.

Die ersten Flugzeuge auf der Insel

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte der Aeronautik auf dem kanarischen Archipel war der 22. Januar 1926. Zum ersten Mal machte an diesem Tag ein Wasserflugzeug vom Typ Plus Ultra einen Zwischenstopp vor der Küste Gran Canarias, um danach seine lange und komplizierte Reise fortzusetzen. Welche erst auf der anderen Seite des Atlantiks in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires enden sollte. Die Wasserflugzeuge waren es auch, die dazu führten, dass der Flughafen von Gran Canaria in Gando gebaut wurde. Die geschützte Bucht bot hervorragende Voraussetzungen für sichere Starts und Landungen. Sie wurde so zum idealen Standort für einen Flughafen, der heute jeden Tag tausende von Menschen aus aller Welt auf der Insel willkommen heißt. Bis dahin war es jedoch ein langer Weg, auf dem es noch viele Hindernisse zu überwinden galt.

In der Geschichte der Luftfahrt der Kanarischen Inseln hat sich auch eine wagemutige deutsche Flugzeugführerin ihren Platz erobert. Marga von Etzdorf war am 6. Dezember 1930 die erste Frau, die als Pilotin nach einem Flug, der sie auf mehreren Etappen von Berlin aus nach Gran Canaria geführt hatte, die man in Gando begeistert empfangen hat. Ein Jahr später absolvierte sie ihren spektakulären Rekordflug von Berlin nach Tokio. Mit dem sie sich endgültig in die Geschichte der Luftfahrt geflogen hat.

Was einst als Abenteuer für eine privilegierte Gruppe von wohlhabenden Bürgern begann, ist schließlich zu einem alltäglichen Transportmittel geworden. Das heute Jedermann nutzt. Auf den Kanarischen Inseln hat die Fliegerei zu einer Entwicklung geführt, die ohne die sicheren, schnellen und preisgünstigen Verbindungen zum Kontinent nicht möglich gewesen wäre. 12 Millionen Touristen kommen heute jedes Jahr mit Flugzeugen auf die sieben Inseln, die ohne dieses Transportmittel noch immer ausschließlich ein Ziel für Menschen mit ebenso viel Geld wie Zeit wären.

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