von Thomas Vollmer (Kommentare: 2) in Kategorie » Kanaren «
Ausländische Residenten verlassen Kanaren
Lange Zeit waren die Kanarischen Inseln ein beliebtes Ziel für Auswanderer aus aller Welt. Besonders viele Deutsche und Briten suchten unter südlicher Sonne eine neue Chance oder den idealen Ort, die Früchte eines arbeitsreichen Lebens endlich zu genießen. Mit 41.503 registrierten Mitgliedern stellt die deutsche Kolonie die größte Gruppe der Ausländer auf dem Archipel, dicht gefolgt von den Engländern mit 41.084 Residenten, die deutlich vor den 32.539 Italienern liegen. Jetzt, im Zeichen der Wirtschaftskrise, die das Land seit Jahren in ihrem Würgegriff hält, ist der Traum vom lockeren und erfüllten Leben im Paradies für viele ausgeträumt.
Mehr als 11.000 ausländische Residenten haben im vergangenen Jahr die Inseln verlassen und somit dazu beigetragen, dass die Bevölkerungszahl insgesamt zurückgegangen ist. Auch wenn es immer mehr Spanier aus anderen Landesteilen auf die Kanaren zieht, konnten diese die Abwanderung der Ausländer nicht in vollem Umfang ausgleichen, sodass die Einwohnerzahl in den beiden Provinzen Las Palmas de Gran Canaria und Santa Cruz de Tenerife zusammen um 0,12 % zurückgegangen ist. Besonders stark betroffen vom Schwund der Bevölkerung zeigt sich Teneriffa, das überdurchschnittlich viele Einwohner (- 0,35 %) verloren hat.
Mit knapp 300.000 Menschen stellen alle Ausländer zusammen aber immer noch einen gewichtigen Anteil der kanarischen Gesamtbevölkerung, die im Bericht für das Jahr 2012 des nationalen Instituts für Statistik mit etwas mehr als 2,1 Millionen angegeben wurde.
Dieser Trend des Verlustes von ausländischen Mitbürgern beschränkt sich allerdings nicht auf die Kanarischen Inseln, sondern betrifft das ganze krisengeschüttelte Land. Trotz eines leichten Zuwachses der rein spanischen Bevölkerung um 0,02 % leben immer weniger Menschen auf dem spanischen Festland, den Balearen und Kanaren.
Wiederkehr ins Heimatland ist die einzige Chance
Es ist das erste Mal seit 1996, als die nationale Erhebung der Einwohnerzahlen eingeführt wurde, dass die Zahl der Menschen, die in Spanien leben und arbeiten, zurückgegangen ist.
Die Attraktivität des Landes hat durch die anhaltende Krise dramatisch gelitten. Die negativen wirtschaftlichen Aussichten, die horrende Zahl der Arbeitslosen, die natürlich auch ausländische Arbeitnehmer betrifft, gestiegene Preise und inflationsbereinigt gesunkene Renten zwingen viele, in ihre Heimatländer zurückzukehren. Vielen erscheint es aussichtsreicher, in der Heimat einen neuen Job zu finden oder von den umfangreicheren sozialen Leistungen zu profitieren, als in Spanien auf bessere Zeiten zu hoffen, die nach Ansicht vieler Residenten sobald nicht zu erwarten sind.
Einige haben so lange in ihrem ehemaligen Traumland ausgeharrt, dass sie in manchen Fällen kaum noch über die finanziellen Mittel verfügen, um in ihre Geburtsländer zurückzukehren. Die Hoffnung starb zuletzt. Aber irgendwann hält auch die stärkste Liebe zum Leben in der Sonne den Realitäten nicht mehr stand, und nicht nur die fehlende ökonomische Basis, sondern auch die oftmals nicht ausreichend erfolgte Integration in die spanische Gesellschaft führt dazu, dass keine Alternative zur Rückwanderung gesehen wird. Wenn sich in der deutschen Kneipe, in der man auch ohne spanische Sprachkenntnisse sein Bier und Schnitzel bekommen hat, immer weniger Freunde einfinden, soziale Kontakte zu Spaniern nicht bestehen und damit die Einsamkeit zunimmt, ist der Schritt zurück manchmal der einzig gangbare Weg, um verloren gegangene Lebensfreude zurückzugewinnen. Die Lebensfreude, wegen der man einst die Zelte in der Heimat abgebrochen hatte, um sie im sonnigen Süden zu finden.
Kommentare
Kommentar von Julia |
Die Kanaren sind traumhaft solange man hier nicht arbeiten muss. Die Arbeitsbedingungen und die Gehälter sind miserabel, man wird schlecht behandelt und gute und fleissige Arbeiter werden gerne zuerst gekündigt um durch billige Arbeitskräfte ersetzt zu werden. Überstunden sind „freiwillig“ also gratis und man arbeitet auch bei Krankheit und den Arbeitgeber interessiert es überhaupt nicht. Das ist leider die andere Seite der Kanaren.
Kommentar von Jörg |
Tja, ist leider tatsächlich so. Vielleicht nicht überall so…
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