von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

Wie ein falsches Flugzeug zum Absturz der Medien führte

Gestern Nachmittag gegen 14.30 Uhr wurde es zum ersten Mal öffentlich, und die Welt hielt für einen Moment den Atem an. Vor der Küste von Telde auf Gran Canaria ist ein Passagierflugzeug abgestürzt. Die Meldung schlug ein wie eine Bombe. Die Zeitung Canarias 7 war die erste, auf der von einer Katastrophe die Rede war. Ein Redakteur der Zeitung war über den Nachrichtendienst Whatsapp über ein entsprechendes Ereignis informiert und hatte sich gleich daran gemacht, die Neuigkeit zu verbreiten. Dass sich die ganze Geschichte am Ende als klassische Ente herausstellte, ist auf der einen Seite äußerst erfreulich, da niemand verletzt oder gar getötet ist, zeigt aber auf der anderen Seite, wie die modernen Medien funktionieren, in denen es scheinbar mehr auf übertriebene Aktualität denn auf nachprüfbare Fakten ankommt.

Gerüchte und Vermutungen statt Tatsachen

Zum Zeitpunkt, etwa um 14.15 Uhr, als die auslösende Whatsapp-Nachricht bei dem Redakteur von Canarias 7 eintraf, hat man auf einigen lokalen Internetplattformen schon heftig über das vermeintlich tragische Ereignis diskutiert. Es wurde geteilt, geliket und kommentiert. Und so wurde aus einem Schleppschiff, das tatsächlich von Ferne einem Flugzeug nicht unähnlich sieht, zunächst ein Kleinflugzeug und am Schluss recht konkret der Absturz einer Boeing 737 des Reisekonzerns TUI.

Wer dabei an das Spiel „Stille Post“ denkt, bei dem auch stets am Ende ganz erstaunliche Dinge stehen, liegt sicherlich nicht ganz falsch, nur dass es in diesem Fall nun mal keine stille, sondern eine sehr laute Post war, die innerhalb kürzester Zeit die Menschen in aller Welt für etwa eine Stunde in Angst und Schrecken versetzt hat. Als 30 Minuten nachdem die Nachricht zum ersten Mal online gegangen war, auch noch ein Sprecher des Rettungsdienstes im lokalen Fernsehen auftrat und die Meldung bestätigte, sprangen nun auch internationale Medien auf den Zug auf und verfassten ihrerseits kurze Meldungen zu einem Unglück, das Gott sei Dank niemals stattgefunden hat.

Leichtgläubigkeit und Schreibfehler

Irgendwann muss dann doch mal jemand auf die Idee gekommen sein, bei der Flugüberwachung AENA nachzufragen, was es denn über den Absturz der Passagiermaschine Neues zu vermelden gäbe. Schon bald danach kam denn auch das offizielle Dementi der Flugaufsicht, in dem es hieß, es sei kein Flugzeug abgestürzt. Auch die zuständige Ministerin Ana Pastor, die schon Vorbereitungen getroffen hatte, um von Teneriffa nach Gran Canaria zu kommen, ließ sich entsprechend vernehmen, obwohl auch sie die Meldung zunächst bestätigt hatte. Bei den Dementis kam es dann erneut zu Verwirrung zwischen der Flugüberwachung und dem Rettungsdienst, da die Information einen fatalen Schreibfehler enthielt, der die Retter dazu veranlasste, noch mehr Truppen auf die Suche nach dem vermeintlichen Wrack zu schicken.

Nach zirka einer Stunde jedoch war der ganze Spuk vorbei, und es war klar, dass der ganze Medienhype auf bloßen Gerüchten und vagen Vermutungen basierte. Zahlreiche Schaulustige waren da aber schon an die Küste geeilt, um von dort aus die Rettungsarbeiten zu beobachten. Zu sehen bekamen sie tatsächlich Einiges. Hubschrauber kreisten über dem Gebiet, und mehrere Schiffe begleiteten das nicht existente Wrack, das ein Schlepper ist.

Die Geschichte zeigt einmal mehr, dass man nicht alles, was im Internet und besonders in den Sozialen Netzwerken so verbreitet wird, ungeprüft glauben sollte. In diesem Fall gibt es jedoch ein versöhnliches Ende. Denn besser die Glaubwürdigkeit der Presse und ihrer übereifrigen Macher stürzt jämmerlich ab, als ein Passagierjet mit hunderten von Menschen an Bord ins Meer.

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