von Sven von Scheidemann (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «
Über verschwundene Mädchen, dem Baum der Verdammnis und Wandern um den Presa de las Niñas
Seltsame Geräusche, Stimmen und beängstigende Schreie in der Dunkelheit. Du wirst bereuen, diese Nacht im Zelt an der Presa de las Niñas geplant zu haben.
Nachts kann es sehr kühl werden im Barranco de Majada Alta. Die schrecklichen Geräusche machen es noch schlimmer, und die Gänsehaut wird dich bis zum Morgengrauen um den Schlaf bringen.
Weglaufen ist nicht die klügste Option. Weit und breit gibt es nichts ausser Wildnis. Die nächste Zivilisation ist Kilometer von dir entfernt.
Cassandra und der Baum der Verdammnis
Cassandra war eine rebellische Schülerin. Immer auf der Suche nach Abenteuer und die vor nichts Angst hatte. Sie war genau das Gegenteil von dem, was man von einem hörigen Schüler erwarten würde.
Eines Tages ging sie mit ihrer Klasse und Lehrern an den Presa de las Niñas. Ein Wochenendausflug inklusive zelten.
Während all ihre Freunde zu schlafen versuchten und sich aus Angst die Decken bis über die Köpfe zogen, entschied sich Cassandra allerdings, allein durch die schwarze Nacht zu gehen.
Am nächsten Morgen suchten Schüler und Lehrer nach Cassandra.
Und fanden ihren Körper …
Angebunden, gefoltert und verbrannt am Baum der Verdammnis. Es ist der höchste Baum in der ganzen Gegend, der majestätisch am oberen Teil des Reservoirs über das Tal wacht.

Flickr CC Image via Victor R. Ruiz
Seit dieser Nacht bewohnt Cassandras Geist den Stausee Presa de las Niñas und zahllose ungehorsame Mädchen sind daher seit jener Nacht am „Stausee der Mädchen“ auf ewig verschwunden.
Dies ist nur eine der vielen Legenden um diesen Damm und – wahr oder nicht – der Presa de las Niñas ist perfekt für die Suche nach Inspiration für jede Art von Besucher.
Wanderer, die sich für eine Pause am Baum der Verdammnis entscheiden, hören ein kontinuierliches, leises Wimmern im Wind.
La Presa de las Niñas

Flickr CC Image via Juan Fco. Marrero
Der Presa de las Niñas ist ein Staudamm im Herzen kanarischer Natur, wo du campen (jedoch mit vorheriger Genehmigung), grillen, Karpfen angeln und wandern kannst. Während du die bezaubernde Natur um dich herum genießt.
Du kannst diesen verwunschenen Ort leicht mit dem Auto erreichen und findest sogar Parkplätze für Wohnmobile. Das Erholungsgebiet bietet saubere Waschräume, Toiletten, Trinkwasser, sowie Tische und Grillplätze.
Die Grillpätze sind dein Startpunkt für die Erkundung der Umgebung:
Es gibt eine Reihe von offiziellen Wanderwegen von 8 km bis 30 km Länge. Der Kürzeste beginnt am Parkplatz, dem Pfad auf der rechten Seite des Ufers folgend für etwa 4 km. Hin und zurück wirst du etwa drei Stunden benötigen.
Das Gebiet wird dich an Szenen aus „Der Herr der Ringe“ erinnern und es ist leicht vorstellbar, dass Gandalf plötzlich auf einem der Hügel erscheint.
Hier jedoch ist Gandalf nur ein einsamer Wanderer und das weiße Pferd möglicherweise ein Schaf.
Du wirst hier nur selten auf andere Menschen treffen. Somit bekommst du bei deiner Wanderung durch das felsige Tal rund um den Presa de las Niñas ein schönes Gefühl dafür, wie es ist, in einer einsamen Region zu wandern.
Gelegentlich werden nebenher kleine Herden Schafen oder Ziegen vorbeiziehen.
Abgesehen davon bist du hier allein mit dir selbst (und deiner Begleitung), bis du schließlich einen Tunnel erreichst. An seinem Ende – nach etwa 5 Minuten – bietet sich dir ein faszinierender Panoramablick auf die innere Welt der Insel.
Auf dem Weg zu diesem Tunnel kommst du weiterhin an einigen Mandelbäumen vorbei. Wenn du also vergessen haben solltest, etwas Futter einzupacken, werden dir die Früchte den ersten Hunger stillen können, bis du zurück in der Zivilisation bist.
Schnapp dir eine handvoll Mandeln und knacke sie mit einem Stein. Sehr lecker und außerdem nahrhaft!
Einige nützliche Tipps:
1. Es gibt hier kaum ausgetretene Wanderpfade.
Du musst dir den Weg durch diese bizarre Welt suchen. Wenn du der exakten Route wie auf dem oberen Bild folgst, wirst du an eine zerstörte Brücke gelangen.
Du hast nun zwei Möglichkeiten:
A) Du läufst etwa eine halbe Stunde zurück, um einen einfachen Weg zurück zum Parkplatz zu finden.
B) Du musst ein wenig durch die Schlucht klettern, um den Weg auf der anderen Seite zu erreichen.
Spätestens jetzt sollte klar sein, dass du hier mit FlipFlops nicht weit kommen wirst. Zieh dir gute Wanderschuhe und bequeme Kleidung an.
2. Du brauchst möglicherweise eine Taschenlampe.
Die Sonne versteckt sich am späten Nachmittag hinter den Bergen. Da es hier sonst keine Lichtquellen gibt, wirst du in den Abendstunden bei völliger Dunkelheit verloren gehen, denn es ist fast unmöglich, den Weg zurück zu finden. Nicht einmal die ausgetretenen Pfade.
3. Es kann sehr kalt und windig werden.
Bitte, glaube nicht, nur weil du eine Stunde vorher noch am Strand Sonne getankt hast, dass du hier in Strandklamotten wandern kannst.
Im Winter kann es hier 10 Grad und kälter sein, als zur gleichen Zeit am Strand. Auch im Sommer es ist nicht die schlechteste Idee, eine dicke Jacke im Rucksack zu haben. Vertrau mir, du wirst mir für diesen Tipp dankbar sein.
4. Ich bin mir sicher, dass ich folgenden Punkt eigentlich nicht erwähnen müsste. Ich tue es aber trotzdem:
Bitte hinterlasse niemals deinen Müll in der Natur. Natürlich spreche ich hier nicht von organischen Dingen. Nimm aber bitte alles Anorganische (Kunststoff, Flaschen) wieder mit zurück.
Da dies der einfachste Wanderweg rund um den Presa de las Niñas ist und geeignet für Neulinge, gibt es hier nichts hinzuzufügen. Falls du Fragen hast, schreib einen Kommentar unten.
Nutz deinen Urlaub auf Gran Canaria für diese Wanderung und genieße die atemberaubende Atmosphäre rund um den Presa de las Niñas.
Ach und…hab keine Panik, wenn du beängstigende Schreie oder seltsame Geräusche während deiner Wanderung hörst. Diese sind die typischen Laute der Schafe und Ziegen.
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