von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

Die Vegueta wird zur Wies‘n

Von Freitag bis zum Sonntag geht es in den Gassen und auf den Plätzen der Vegueta bayrisch zu. Mehr oder weniger gelungene Kopien der Wies‘n gibt es mittlerweile im letzten noch so abgelegenen Winkel dieser Welt. Kaum jemand ist noch erstaunt, wenn er unter der Sonne Asiens mit Musik und Tanz süddeutscher Prägung empfangen wird. Dieses für so manchen Norddeutschen etwas irritierende Deutschlandbild ist nun auf dem besten Weg, aus den deutschen Lokalen der Touristengebiete im Süden Gran Canarias in die Straßen der Altstadt von Las Palmas zu ziehen.

2010 gab es den ersten zaghaften Versuch, bayrische Kultur auch in der Inselhauptstadt zu präsentieren. Was damals als private Initiative eines Wirtes begann, war so erfolgreich, dass es in den nächsten Jahren wiederholt wurde. In diesem Jahr werden zum ersten Mal auch andere Lokale der Umgebung an dem Event teilnehmen.

Festbier eigens in Deutschland gebraut

Mit 6.000 Litern eigens für diesen Anlass in Deutschland gebrauten Bieres wollen die Veranstalter, die die Asociación Vegueta de Ocio y Restauración (AVOR) beauftragt hat, das Fest zu organisieren, den Canarios vermeintlich deutsche Lebensart näherbringen.

Doch nicht nur das süffige Märzen soll die Besucher der kanarischen Wies‘n-Ausgabe überzeugen, sondern auch das typische Bierzeltambiente mit langen Bänken, properen Mädels in Dirndln und zünftigen Burschen in Lederhosen. Die feschesten Möchtegernbayern will man im Rahmen verschiedener Wettbewerbe mit lustigen Preisen prämieren.

Bei einer gelungenen Oktoberfestkopie dürfen natürlich auch Blaskapelle und Brez‘n nicht fehlen. In dieser Frage wird man sich in der Vegueta ebenfalls nicht lumpen lassen. „Dicke-Backen-Musik“ wird es ebenso geben wie das traditionelle Laugengebäck. Einige deutsche Bäckereien auf der Insel wurden bereits mit entsprechenden Aufträgen ausgestattet. Überhaupt steht das gastronomische Angebot an diesem Wochenende ganz im Zeichen der deutschen Küche. Wobei auch hier weniger an Labskaus und Fischbrötchen gedacht wird, als an Weißwurst und Kalbshaxen.

Fassanstich mit konsularischer Beteiligung

Ganz stilecht soll es ebenfalls bei der Eröffnung des Festes am 11. Oktober zugehen. Am Freitagmittag werden der deutsche Konsul auf Gran Canaria, Peter Schmid, und der Bürgermeister von Las Palmas, Juan José Cardona, den Anstich vornehmen. Ob ihnen dabei ein kräftiges „O‘zapft is“ über die Lippen kommen wird, bleibt abzuwarten. Mit diesem symbolischen Akt wird das Startzeichen gegeben für all die Lokale der Vegueta, die an dem Spektakel teilnehmen. Von diesem Zeitpunkt an fließt für drei Tage nur deutscher Gerstensaft in die Gläser der Oktoberfestgäste.

Mit der Ausrichtung dieser Großveranstaltung in einem ganzen Stadtviertel wollen die Organisatoren beweisen, dass man in Las Palmas auch schaffen kann, was in anderen Teilen der Welt schon lange zu einer alljährlich stattfindenden Attraktion geworden ist, die in manchen Fällen an Peinlichkeit nicht zu übertreffen ist. Die Vorbereitungen in La Vegueta lassen jedoch darauf schließen, dass es den Wirten in der Altstadt von Las Palmas gelingen wird, eine der besseren Kopien des bayrischen Volksfestes abzuliefern, das auch in seiner Heimatstadt oft nur noch ein Abziehbild seiner selbst ist.

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