von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «
Puerto Atlántico schlägt zurück
Als die Angestellten des Club Puerto Atlántico in Arguineguin am 22. Juli des vergangenen Jahres morgens an ihrem Arbeitsplatz eintrafen, um mit den bekannt fragwürdigen Methoden Urlauber davon zu überzeugen, teure und in vielen Fällen unbrauchbare Urlaubspakete zu kaufen, hat sie ein Großaufgebot der Polizei empfangen. Die Grupo Uno der Unidad de Drogas y Crimen Organizado (Udyco), einer Spezialeinheit zur Bekämpfung des Drogenhandels und der Organisierten Kriminalität, hatte gemeinsam mit vier Beamten der Nationalpolizei den ganz großen Auftritt inszeniert und in der sogenannten Operation Voyager gleich einmal 74 Personen vorübergehend festgenommen. Diese Festnahmen könnten jetzt zum Boomerang für die staatlichen Akteure werden. Der Inhaber des Clubs Puerto Atlántico, Eugen Kaiser, hat in dieser Woche Anzeige wegen illegaler Festnahme gegen die Beamten gestellt.
Polizeiaktion mit fragwürdigem Hintergrund
In der Tat handelte es sich bei dem Einsatz der Polizei um eine extrem stümperhaft vorbereitete Aktion, die letztendlich dazu führte, dass sich alle Festgenommenen schon wenige Stunden später wieder auf freiem Fuß befanden. Außerdem wurde die Ermittlungsarbeit der Sondereinheit von dem zuständigen Richter in Grund und Boden gestampft. Er bezeichnete die vorgelegten Ergebnisse als äußerst erbärmlich und lückenhaft. Die Operation Voyager, die man nur wenige Stunden nach der Anzeige einer einzigen Privatperson gestartet hat, geriet vollends zum Flop für die Verbrechensbekämpfer.
Für das Unternehmen jedoch war das Vorgehen der Polizei, das auch die internationalen Medien begleitet haben, eine Katastrophe, die die Entlassung von 68 Angestellten zur Folge hatte. Die geschäftlichen Aktivitäten der Verkaufsorganisation wurden weitgehend eingestellt. Nach Ansicht von Eugen Kaiser hat damit die Person, die mit ihrer Anzeige die Geschichte ins Rollen gebracht hat, ihr Ziel erreicht.
Bei dem Denunzianten handelt es sich um Alberto García, der sich selbst als Chef einer Verbraucherschutzorganisation bezeichnet, tatsächlich aber für das Konkurrenzunternehmen Anfi arbeiten soll. Schon kurz nach Beginn der Polizeiaktion hatte er im Internet ausführlich in drei Sprachen über den Einsatz berichtet, der zu einem enormen wirtschaftlichen Schaden bei Puerto Atlántico geführt hat. Die Einschätzung, dass man die Polizei hier instrumentalisiert hat, um einen unliebsamen Mitbewerber im undurchsichtigen Geschäft mit Urlaubspakten aus dem Weg zu räumen, ist wahrscheinlich nicht ganz falsch. Die Anzeige wegen illegaler Festnahmen ist daher aus Sicht des Unternehmens nur folgerichtig.
Harte Bandagen im Geschäft mit undurchsichtigen Urlaubspaketen
Im Time-Share-Geschäft und im Verkauf von Urlaubspaketen kämpft man seit jeher mit harten Bandagen. Dies gilt nicht nur für die Konkurrenten untereinander, sondern auch beim Umgang mit den Kunden. Mit Rubbellosen, die fantastische Gewinne versprechen, werden die Opfer von der Straße in die Verkaufsräume gelockt, wo sie stundenlang bearbeitet werden, bis sie so weichgekocht sind, dass sie Verträge unterschreiben, die nur selten halten, was sie auf den ersten Blick versprechen. In der Vergangenheit ist die Grenze zum Betrug in einigen Fällen überschritten worden. Oftmals sind die Verträge aus rechtlicher Sicht jedoch kaum angreifbar, was sie für die überrumpelten Kunden allerdings nicht vorteilhafter macht.
Um die Verbraucher hier besser zu schützen, sind sicherlich eine stärkere Kontrolle und strengere Gesetze von Nöten. Überstürzte und fragwürdige Aktionen wie im vergangenen Jahr im Club Puerto Atlántico sind in diesem Zusammenhang aber eher kontraproduktiv.
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