von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

Mit Feuerwerk und Musik wurden schlechte Gedanken vertrieben

Auch am Tag 2 nach einem Fußballspiel, das ganz sicher in die Vereinsgeschichte der UD Las Palmas eingehen wird, sind die Ereignisse im Stadion das alles beherrschende Thema in der lokalen Presse. Andere Themen haben es in diesen Tagen schwer, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erlangen. Zu sehr ist man damit beschäftigt, verstehen zu wollen, was genau da eigentlich vorgefallen ist und wie es passieren konnte, dass eine kleine Chaotentruppe den wohlverdie nten Erfolg einer erstklassig spielenden Mannschaft mit ihrer Erstürmung des Spielfeldes zunichte machen konnte.

Jagd auf die Störer hat begonnen

Es besteht nun die nicht ganz unberechtigte Sorge, dass die Randalierer die enttäuschten Fans aufspüren und wegen ihres unüberlegten Tuns zur Rechenschaft ziehen. Die öffentliche Fahndung im Internet läuft bereits auf vollen Touren. Da hilft es auch nicht viel, dass die zuständige Staatsanwaltschaft ebenfalls eine Voruntersuchung der Ereignisse eingeleitet hat, um zu prüfen, ob und gegen wen man ein Strafverfahren anstrengen kann. Juristische Schritte sind sicherlich notwendig und rational angebracht, sind aber den Emotionen der enttäuschten Fans nicht gerecht. Fußball ist nicht rational.

Deshalb muss auch auf andere Weise versucht werden, die Anhänger der UD Las Palmas in den Griff zu bekommen, damit am Ende nicht nur der Imageschaden noch größer wird, als er bereits ist. Wie mit dieser für manchen Fan nahezu traumatischen Erfahrung umzugehen ist, darüber wird es wahrscheinlich noch tagelang zahlreiche Auseinandersetzungen geben. Vorschläge stehen so einige im Raum, gemein ist ihnen, dass sie im Grunde nur die allgemeine Rat- und Hilflosigkeit widerspiegeln, die alle Betroffenen ergriffen hat. Doch wie so oft wird es wahrscheinlich nur die Zeit sein, die alle Wunden heilt.

Fiesta de San Juan hilft bei der Bewältigung

Dabei helfen können erfreuliche Ereignisse, wie etwa das große Feuerwerk, das gestern zu Ehren des Heiligen Johannes und zum 536. Geburtstag von Las Palmas de Gran Canaria am Strand von Las Canteras die Massen begeistert hat.

Auch hier war die dramatische Fußballpartie zwar das vorherrschende Thema in den Gesprächen der Menschen, das einzigartige Spektakel am Himmel jedoch ließ die Schmach für einige Zeit in den Hintergrund treten. Der Zauber, der einer Noche de San Juan innewohnt, hat auch diesmal seine Wirkung getan. Bei einem nächtlichen Bad im Meer, das zu einer echten Johannisnacht einfach dazu gehört, und den am Abendhimmel strahlenden Lichtern des imposanten Feuerwerks, waren die Randale auf dem Spielfeld und der verpasste Aufstieg bald vergessen.

Mehr als 50 Kilogramm explosives Material verwandelte den Himmel über der Stadt in eine große Bühne, auf der immer neue Figuren auftauchten, die alsbald wieder verschwanden und durch neue ersetzt wurden, so wie auch die Erinnerungen an das blamable Ende des Spiels vor dieser einmaligen Kulisse nach und nach verblassten und durch die wunderbaren Erlebnisse dieser Nacht ersetzt wurden. Das machte die Noche de San Juan für einige Besucher des Strandes nach eigenen Angaben sogar zu so etwas wie einer Therapie. Eine Aussage, die sicher nur echte Fußballfans nachvollziehen können, für die dieser Sport eben doch mehr zu sein scheint, als nur ein harmloses Spiel und ein äußerst lukratives Geschäft.

Doch auch für diejenigen, die nun keine so enge Beziehung zum Fußball und zur UD Las Palmas pflegen, war dieser Abend mit den bei Feuerschein und Musik feiernden Menschen ein wunderbares Erlebnis, das sich ganz sicher im nächsten Jahr wiederholen wird.

(Foto: pcesarperez / flickr.com, Lizenz: CC-BY)

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