von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

Maspalomas unterm Regenbogen

Sie waren nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören. Nach Angaben der Polizei waren es etwa 100.000 Menschen, die gestern an der großen Parade im Rahmen der Pride 2014 teilgenommen haben. Schwule, Lesben, Trans- und Bisexuelle waren in der vergangenen Woche in den Süden Gran Canarias gekommen, um ihre Art zu leben zu feiern. Aus ganz Europa und wahrscheinlich darüber hinaus waren sie angereist, hatten Party gemacht, über das Thema sexuelle Selbstbestimmung sowie die Probleme diskutiert, die es in vielen Ländern noch mit diesem Thema gibt. Sie haben aller Welt gezeigt, dass sie stolz sind zu sein, wie sie sind. Die Freude am Leben und der Spaß standen dabei jedoch immer im Vordergrund. Und das ist gut so.

Parade war Höhepunkt der Woche

Das umfassende Programm der Pride 2014 bot jeden Tag mehrere Veranstaltungen, der Höhepunkt der Woche war jedoch der gestrige Umzug über die Hauptstraße von Maspalomas.

Um 15.30 Uhr hatten sich unzählige Menschen zu Fuß und auf 24 Karossen in Bewegung gesetzt, um auf die bekannt bunte und schrille Art und Weise für ihre Rechte einzustehen und für Toleranz und Akzeptanz zu demonstrieren. Dabei hatte die Veranstaltung aber eher einen karnevalesken denn politischen Charakter. Statt öder Plakate trugen die Manifestanten schräge Kostüme in allen Farben des Regenbogens oder auch mal fast nichts. Dazu gab es laute Musik, die von den rollenden Diskotheken der Wagen durch die Straßen tönte.

Es war ein Fest, so bunt, so ausgelassen und trotz der riesigen Menschenmassen so friedlich wie schon in den Jahren zuvor. Bereits Stunden vor dem Start des Umzugs hatten sich einige Beobachter, mit einem Klappsessel ausgerüstet, die besten Plätze am Straßenrand gesichert, um nur ja nichts zu verpassen. Viele waren zusammen mit ihren Freunden angereist, und sogar eine Gruppe von 120 Rentnern aus Las Palmas hatte ihren Weg in den Süden der Insel gefunden, wo sie sich einmal die bunten Vögel des wohl schrillsten Events des Jahres, das durchaus mit dem großen Karnevalsumzug konkurrieren kann, anschauen wollten. Diese Art der Offenheit und das Interesse an anderen Lebensentwürfen ist es, was den besonderen Reiz der Insel ausmacht.

Maspalomas – Hotspot des internationalen LGTB-Tourismus

Gran Canaria, und hier speziell Maspalomas, hat sich seit einigen Jahren zu einem der beliebtesten Treffpunkte der Szene entwickelt. Als internationaler Hotspot für Homo-, Trans– und Bisexuelle hat sich in dieser Zeit vor allen Dingen das Einkaufszentrum Yumbo herauskristallisiert, wo zahlreiche Szeneclubs und Kneipen um die Gunst der bunten, zahlungskräftigen Kunden buhlen. Das von großer Toleranz und geistiger Freiheit geprägte Ambiente lockt jedes Jahr mehr Besucher an. Auch bei der 13. Ausgabe der jetzt nicht mehr Gay Pride, sondern nur noch Pride genannten Veranstaltung schienen die Besucher noch einmal internationaler als in den Jahren zuvor.

So zeigten sich denn auch die Organisatoren mit dem Verlauf der Woche und der gestrigen Parade hoch zufrieden. Auch die Besitzer der Hotels, die zum Teil schon seit längerer Zeit ausgebucht waren, sowie die Betreiber von Bars und Diskotheken dürften sich über ihre gestiegenen Umsätze freuen. Wenn so mit einem gesellschaftspolitischen Anliegen und dem Eintreten für die Menschenrechte auch noch Geld verdient werden kann, umso besser. Man darf sicher sein, dass auch in Zukunft noch einige Prides in Maspalomas stattfinden werden. Und selbst wenn es irgendwann mal kein Thema mehr sein wird, welcher sexuellen Orientierung jemand angehört, ein Fest wie gestern in Maspalomas kann man trotzdem feiern.

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