von Wolfgang Heinrichs (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

Sexueller Missbrauch: Karatelehrer zu 302 Jahren Haft verurteilt

Einer der aufsehenerregendsten Prozesse in der spanischen Rechtsgeschichte ging gestern nach 33 Sitzungstagen auf Gran Canaria mit der Verhängung von drei Rekordstrafen zu Ende. Fernando Torres Baena, ein ehemaliger Karatelehrer, wurde von einem Gericht in Las Palmas wegen sexuellem Missbrauch Minderjähriger zu 302 Jahren Haft verurteilt. Die beiden weiblichen Mittäterinnen, seine Ehefrau Maria José González und die Sportlehrerin Yvonne González müssen, rein theoretisch, 148 bzw. 126 Jahre hinter Gittern verbringen. Ein weiterer Angeklagter in diesem Mammutprozess, Juan Luis Benítez, wurde von den Richtern freigesprochen. Ihm konnte eine direkte Beteiligung an den ungeheuren Taten nicht nachgewiesen werden.
Trotz der hohen Strafen werden Baena und die beiden Frauen in spätestens 20 Jahren wohl wieder auf freiem Fuß sein, da eine solche Begrenzung gesetzlich vorgesehen ist. Neben den Haftstrafen sind die Täter zu Schadensersatzzahlungen in Millionenhöhe verurteilt.

Gerechte Strafe für 29-fachen Missbrauch

Die langjährigen Strafen kamen durch die Vielzahl der nachgewiesenen Fälle von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen zusammen. Torres Baena wird allein wegen 29 Fällen, in denen er sich an Kindern vergriffen hatte, zu jeweils 9 Jahren verurteilt. In Verbindung mit den Urteilen aus anderen Taten, summiert sich die Strafe auf 302 Jahre Haft.

Über viele Jahre hinweg hatte der Karatelehrer in seinem Haus in Vargas wahre Sexorgien mit Kindern gefeiert. Eigentlich sind die Kinder in seine Sportschule gekommen, um die traditionelle asiatische Kampfkunst zu erlernen. Die Opfer wurden zunächst einer Art von Gehirnwäsche unterzogen, die sie gefügig machen sollte. Ihnen wurde eingeredet, ihre Eltern und Verwandten hätten sich von ihnen abgewendet. Sie könnten jedoch in der Gemeinschaft mit den anderen Schülern und ihrem Lehrer eine neue Familie finden. So gelang es ihm und seinen Helferinnen, die in erster Linie für die Anwerbung neuer Mitglieder verantwortlich waren, eine sektenartige Struktur aufzubauen, aus der es für die eingeschüchterten Opfer kaum eine Möglichkeit zum Entkommen gab. Der Täter hat die Kinder gezwungen, sexuelle Handlungen untereinander auszuführen. Außerdem mussten die teils unter 10-Jährigen dem Ehepaar ständig für den Missbrauch zur Verfügung stehen.

Ein Ausweg aus der Hölle

Erst im Jahr 2010 gelang es einer 9-jährigen Schülerin, sich dem Psychoterror zu entziehen und den Mann anzuzeigen. Nach seiner Festnahme wurde das gesamte Ausmaß der schrecklichen Taten deutlich. Durch seine Pionierarbeit in der Kampfsportszene auf Gran Canaria und seine erfolgreiche Teilnahme an der Karate-Weltmeisterschaft hatte Baena einen großen Schülerkreis gewinnen können, den er systematisch für seine sexuellen Übergriffe missbrauchte. Einige seiner ehemaligen Schüler sind derart geschädigt, dass sie kein normales Leben führen können. Die jetzt festgelegten Entschädigungszahlungen, die den Opfern in den meisten Fällen in einer Höhe von 50.000 Euro zugesprochen wurden, können da nur ein sehr bescheidener Trost sein für eine zerstörte Kindheit, die unwiederbringlich verloren ist. Außerdem bleibt fraglich, wie die Verurteilten diese enormen Summen in der Haft aufbringen sollen.

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