von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

Die etwas andere Art des ökologischen Wohnungsbaus

Inmitten einer faszinierenden Landschaft ist Schluss. Ein kleiner Parkplatz vor einem ganz besonderen Restaurant markiert das Ende der Wege, die mit einem Auto zu befahren sind. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß oder bestenfalls mit einer Karre weiter. In dieser wunderbaren Umgebung leben nur noch etwa 30 Menschen. Aber sie bekommen an manchen Tagen eine Menge Besuch. Besonders am Wochenende ist das kleine Dorf das Ziel vieler Ausflügler. Man fragt sich allerdings, wo denn nun eigentlich die Häuser sind, in denen die Dörfler wohnen.

In der Tat ist auf den ersten Blick nur wenig zu erkennen. Ein paar Türen hier, ein kleiner Vorbau da, und sonst nur noch Felsen. In Guayadeque findet das Leben im Berg statt. Seit Urzeiten leben die Menschen hier in Höhlen. Einige tun es eben auch noch im 21. Jahrhundert, und gar nicht mal so unkomfortabel. Wer es wagt, sich von den touristischen Attraktionen, wie eben dem am Anfang erwähnten urigen Höhlenrestaurant oder einem schnuckeligen Souvenirladen, der ebenfalls in einer Höhle untergebracht ist, zu entfernen, hat die Chance, etwas abseits der im wahrsten Wortsinne ausgetretenen Wege einen Blick in die geheimnisvollen Wohnstuben zu erhaschen.

Moderne Höhlenbewohner mit nachhaltiger Klimaanlage

Hinter den zum Teil sehr ansprechend gestalteten Eingängen befinden sich manchmal durchaus modern eingerichtete Wohnungen. In diesen fehlen auch ein Fernseher oder andere elektronische Helfer nicht. Nur eine Klimaanlage, wird man in diesem Dorf nirgendwo finden. Dieser energieverzehrende Luftkühler ist in den steinernen Mauern einfach nicht nötig. Das ganze Jahr über herrschen in den Höhlen frische 18°C, egal ob die Sonne draußen die Temperaturen auf 40 Grad treibt oder an kühlen Wintertagen die Überzeugung wächst, dass eine Heizung auch auf den Kanaren manchmal als nützliche Erfindung betrachtet werden kann.

Die wenigen, ständig an den Felshängen residierenden Bewohner teilen sich ihre wunderbare Wohnwelt mit zahlreichen Tieren. Besonders Ziegen, aber auch Kühe und Federvieh sind gleich in der Nebenhöhle zu Hause. Auch wenn die Landwirtschaft heute nicht mehr ausreicht, um die gewachsenen Ansprüche zu befriedigen, ist sie immer noch Teil des dörflichen Lebens. An den steilen Hängen werden auf Terrassen Kartoffeln und Gemüse angebaut sowie Futter für die Tiere. Dass dies nicht immer mit den Arbeitsschutzrichtlinien unserer Tage zu vereinbaren ist, bleibt dem aufmerksamen Betrachter nicht verborgen.

Obwohl heute nur noch wenige Menschen ständig im Berg leben, wissen doch viele der ehemaligen Bewohner die Vorteile der Höhlenwohnung sehr wohl zu schätzen. Gerade am Wochenende oder in den Ferien kehren sie ihren klimatisierten Apartments in den Städten Gran Canarias den Rücken und verbringen die Tage weitab des stressigen Alltags in der Abgeschiedenheit des Barrancos von Guayadeque. Hier genießen sie die Ruhe und den unvergleichlichen Blick von der Höhlenterrasse über das Tal und auf das Meer, das in der Ferne zu erkennen ist.

Freundliche Besucher sind willkommen

Und auch wenn manchmal vorwitzige Besucher, die nicht selten Namen wie Dieter, Herrmann, Ursula oder Monika tragen, die Idylle mit ihrer Anwesenheit beglücken, bleibt es ein kleines Paradies, in das auch Fremde mehr als einen flüchtigen Blick werfen dürfen, wenn sie denn freundlich fragen und nicht wild drauflostürmen und ohne jeglichen Respekt die Ruhe und den Frieden dieser traumhaften Umgebung stören. Wer jedoch mit Anstand sein Interesse bekundet, ist auch im letzten Winkel des Dorfes noch willkommen. Dann öffnen sich die Türen und geben ungeahnte Einsichten preis in interessante Wohnkonzepte oder auch in die kleine Dorfkirche, die, nachdem dort Einbrecher ihrem unchristlichen Tun nachgegangen sind, normalerweise verschlossen bleibt.

Der Barranco von Guaydeque befindet sich auf halber Strecke zwischen den Touristenhochburgen im Süden Gran Canarias und der Hauptstadt Las Palmas, in der Nähe der Stadt Ingenio.

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