von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «
Eine Institution schließt ihre Tore
Dass sich in den letzten 50 Jahren rund um den Leuchtturm von Maspalomas nichts geändert hat, kann man nun wirklich nicht behaupten. Aus dem einst fast menschenleeren Strand ist mit den Jahren ein modernes Touristenzentrum geworden, in dem Ruhe und Abgeschiedenheit wahrlich keine bedeutende Rolle mehr spielen. Die großen Hotelketten haben den Strand zugepflastert mit ihren Ferienpalästen, und andere Geschäfte und Restaurants folgten, um die internationale Gästeschar aufs Beste zu unterhalten. So entstanden Shoppingmalls und Fresstempel, wie sie die Kundschaft heute angeblich fordert und die deshalb überall auf der Welt in nahezu identischer Form zu finden sind.
Zwischen all diesem neuen Trubel hatte sich aber lange Zeit eine kleine Bude, ein typischer Chiringuito, seinen Platz bewahrt: die Casa Lola. Doch diese Institution, die seit 1962, als Maspalomas aus noch nicht mehr als ein paar Sanddünen bestand, direkt am Strand vertreten war, wird in den nächsten Tagen ihre Türen schließen. Damit geht ein Stück Tourismusgeschichte auf Gran Canaria zu Ende. Auch wenn das heutige Lokal am Boulevard Meloneras nicht mehr ganz den Charme versprüht, den die ehemalige Fischerhütte einst ausstrahlte, als der Vater von Lola Peña sie errichtet hat, so merkt man jedoch an dieser Geschichte ganz deutlich, wie sich die Zeiten in Maspalomas geändert haben.
Es war der Fischer Miguel Peña, der vor mehr als 50 Jahren beschloss, den Fisch, den er jeden Morgen frisch gefangen hatte, von seiner Familie in einer kleinen Hütte am Strand zubereiten zu lassen und als ebenso köstliche wie preiswerte Mahlzeiten an die damals noch nicht so zahlreichen Gäste zu verkaufen. Der Weg der Fische vom Atlantik in seinen Chiringuito hätte kürzer nicht sein können. Die Casa Lola, deren typische weiße Plastikstühle nie so richtig in das maritime Ambiente passen wollten, stand so nah am Meer, dass die Gäste bei Hochwasser nicht selten mit ihren gut gefüllten Tellern die Flucht ergreifen mussten.
Ein Fischer wird zum Wirt
Dieser rustikale Charme war es denn auch, der neben der guten Küche den legendären Ruf der Casa Lola begründet hat. Obwohl die Gäste nach und nach aus aller Herren Länder kamen, hat Lola niemals Englisch oder gar Deutsch gelernt. Fisch und Bier kann man auch ohne Fremdsprachenkenntnisse servieren. Die Qualität der Speisen überzeugte ebenso wie die einzigartige Lage. Deutsche Fußballstars haben hier beim Essen ihre wertvollen nackten Füße ebenso in den warmen Sand gesetzt wie hochrangige Politiker aus dem fernen Madrid und ganz normale Menschen aus aller Welt, die gerne auch mal einen Blick in die recht einfache Küche werfen durften, in der die Köstlichkeiten zubereitet wurden. Die Casa Lola wurde so mit der Zeit zu einer echten Institution, über die sogar mal ein kleiner Film gedreht wurde, in dem die Dünen, aber auch der Chiringuito die Hauptrolle gespielt haben.
Doch nachdem die großen Hotels und neue Bauvorschriften der kleinen Bude immer näher rückten, war klar, dass die alte Fischerhütte in ihrer damaligen Form nicht würde überleben können. Und so wurde aus der einstigen Strandbude mit ihrem unvergleichlichen Ambiente auf dem Boulevard Maspalomas fast ein ganz normales Restaurant. Aber auch dieses schließt jetzt seine Tore. Für die Tochter des Fischers, der im Zweitberuf zum Gastronomen wurde, ist die Zeit gekommen, sich zur Ruhe zu setzen und das Leben im neuen Maspalomas zu genießen. Es sei ihr herzlich gegönnt.
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