von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «
Die unendliche Geschichte des Hotels Maspalomas Oasis
Es ist eine Geschichte mit vielen Wendungen und überraschenden Entwicklungen. Wir berichteten bereits früher darüber. Das Hotel Maspalomas Oasis war einst das Aushängeschild des Qualitätstourismus auf Gran Canaria. Ende der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts nahe der Dünen und dem Palmeral von Maspalomas errichtet, zog es lange Jahre nicht nur zahlreiche Prominente an, sondern auch ganz normale gutsituierte Menschen, die Wert auf ein gepflegtes Ambiente legten. Doch der Zahn der Zeit nagte heftig an den Mauern. Es gab immer mehr Probleme mit der Bausubstanz, die den 5-Sterne Standard des ehemaligen Vorzeigehotels gefährdeten. Bei näherer Untersuchung stellten sich die Schäden als so gravierend heraus, dass nach Angaben der Hotelgruppe Riu, die das Haus betreibt, ein Abriss mit anschließendem Neubau notwendig sein würde, um die gewünschte Qualität sichern zu können.
Nach einer äußerst kontrovers geführten Diskussion kam dann Anfang April das Aus für das traditionsreiche Luxushotel. Die Gemeinde hatte die Abrissgenehmigung bereits unter bestimmten Auflagen zugesagt. Man entließ die 180 Angestellten und schloss, so glaubte man, die Tore des alten Maspalomas Oasis für immer. Nun gab es Platz für ein neues, noch schöneres und größeres Haus. Stars und solchen, die sich dafür halten, sollte es als adäquate Unterkunft dienen.
Doch nun kam es am Ende ganz anders als gedacht. Der Widerstand gegen den Abriss und den geplanten Neubau wurde nach der Schließung des Hotels immer lauter. Schließlich kam er auch von Gruppen, die sich zuvor nicht vernehmbar zu dem Projekt geäußert hatten. Umweltschutzaktivisten wie auch Vertreter der Fundación César Manrique verlangten, den Abriss nicht zu genehmigen. Sie unterstützen mit ihrem Protest die Bedenken, die der Hotelkonkurrenz Lopesan äußert.
Geschichtliches und kulturelles Erbe der Zone muss geschützt werden
Neben dem Schutz des einzigartigen Palmenhaines war es das geschichtliche und kulturelle Erbe der Zone, das plötzlich zur Disposition stand. Angeblich soll genau da, wo jetzt der größere Neubau entstehen soll, Kolumbus auf einer seiner Entdeckungsreisen in die Neue Welt angelandet sein. Hier soll er Mannschaft und Schiffe vor der langen Überfahrt noch einmal fit für die anstrengende Reise gemacht haben. Diese durchaus umstrittene Lokalisierung eines historischen Ereignisses führte nun dazu, dass, kurz bevor die Bagger anrollen sollten, die Gemeinde San Bartolomé de Tirajana prüft, ob die gesamte Zone nicht in die Liste des kulturellen Erbes der Insel aufgenommen werden muss. Dies hätte zur Folge, dass ein Neubau in der geplanten Form nicht genehmigt werden könnte.
Das ständige Hin und Her und die Unsicherheit der Geschichte führten jetzt dazu, dass Riu, das gerade erst geschlossene Hotel doch wieder eröffnet. Deswegen werden sie auf einen Neubau verzichten. Bereits am 8. Mai sollen die Tore des Hauses wieder geöffnet werden. Einige der alten Angestellten sollen bereits dabei sein, die nötigen Arbeiten für die Reaktivierung zu erledigen.
Mit der Neueröffnung droht auch der Glanz alter Zeiten zu verschwinden
Allerdings wird von dem einstigen Glanz nicht mehr viel übrig bleiben. Die an gehobene Klientel gewohnten Mitarbeiter müssen sich zukünftig mit weniger illustren Gästen auseinandersetzen. Es werden nicht mehr fünf Sterne sein, die über dem Eingang strahlen, sondern nur noch vier. Und es werden wohl kaum noch Prominente die Hotelbar bevölkern, sondern Schnäppchenjäger. Hier werden sie die Einlösung ihres All-inclusive-Paketes fordern. Gerade dieser Punkt hat bei einigen der nun wieder eingestellten Mitarbeiter erhebliche Bedenken und schreckliche Vorstellungen darüber hervorgerufen, was sie in Zukunft erwartet. Der Absturz ihres ehemaligen Luxushotels zum stillosen Billighotel mit Rundum-Verpflegungsanspruch stimmt sie nachdenklich. Obwohl sie natürlich froh sind, wieder einen Job zu haben, was bei der derzeitigen ökonomischen Lage des Landes einem Lottogewinn gleich kommt.
Gewinner der ganzen Geschichte könnte am Ende aber Teneriffa sein. Die 50 Millionen Euro, die eigentlich für dieses Projekt auf Gran Canaria ausgegeben werden sollten, wird Riu nun in zwei Hotels im Süden der Nachbarinsel investieren. Das Riu Palace Tenerife und das Riu Arecas werden nun statt des Maspalomas Oasis bald in neuem Glanz erstrahlen. Zumindest sieht es im Moment so aus.
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