von Thomas Vollmer (Kommentare: 1) in Kategorie » Gran Canaria «
Die andere Seite der schönen Urlaubswelt
Mitten im Herzen von Playa del Inglés, in den verlassenen und langsam verfallenden Ruinen des Parque Europeo, haben Menschen einen Unterschlupf gefunden, die einst auf die Insel kamen, um hier ein unbeschwertes Leben zu führen. Dass dies nicht so einfach ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat, haben sie spätestens dann erfahren, wenn die Ersparnisse aufgebraucht waren und sie erkennen mussten, dass die Sache mit dem Geldverdienen in einem Ferienparadies gar nicht so einfach ist.
Geplatzte Träume
Der Traum ist dann oft recht schnell ausgeträumt, und das Erwachen ist trotz strahlenden Sonnenscheins nicht selten unerfreulicher, als das sicherlich auch nicht immer freudvolle Dasein unter dem viel zu oft grauen Himmel in ihren Heimatländern. Wenn dann irgendwann das Geld nicht mehr ausreicht, um die Miete zu bezahlen, sind die heruntergekommenen Gebäude, die auch einmal bessere Zeiten gesehen haben, der letzte Zufluchtsort, um wenigstens in der Nacht ein – wenn auch baufälliges – Dach über dem Kopf zu haben.
Dass derartige Refugien von in der schönen Urlaubswelt gestrandeten Zeitgenossen bei den Nachbarn nicht gerade Stürme der Begeisterung hervorrufen, ist nur zu verständlich. Wer sein Geld mit gut gelaunten Feriengästen verdient, versucht natürlich ein möglichst positives Bild von seiner Umgebung zu zeichnen. Da passen langsam verfallende Gebäude, die, je länger sie leer stehen, ein immer trostloseres Bild liefern, einfach nicht ins Konzept. Und wenn sich dort dann auch noch gescheiterte Existenzen einquartieren, die ihre trostlose Situation nicht selten mit zu viel Alkohol vergessen machen wollen, ist das Image der vermeintlich heilen Welt sehr schnell zerstört.
Internationale Wohngemeinschaft
Menschen, wie der vorzeitig gealterte schwedische Gitarrenspieler Hendrik, dessen vierhundert Euro Rente nicht ausreichen, um eine richtige Unterkunft zu bezahlen, haben in den bröckelnden Mauern des Parque Europeo eine letzte Zuflucht gefunden. Mit seinen drei Hunden, einer Gitarre und ein paar Büchern ist Hendrik vor zwei Monaten hier eingezogen. Dass er und einige andere sich gerade diesen Platz ausgesucht haben, stößt bei den Betreibern der Bars und Restaurants im nahe gelegenen Einkaufszentrum Aguila Roja allerdings auf wenig Gegenliebe.
Die internationale Wohngemeinschaft – außer dem Schweden Hendrik noch der Engländer John, der von Malta stammende Tony und ab und zu auch noch einige andere – hat sich in einer ehemaligen Bar häuslich eingerichtet. Dass es dabei nicht immer ruhig und friedlich bleibt, besonders, wenn mal wieder zu viel Alkohol im Spiel ist, können die Gäste und Wirte in den umliegenden Betrieben dann hautnah miterleben. Es ist bereits vorgekommen, dass leere Bierflaschen aus dem Problemgebäude auf die Urlaubsgäste geworfen wurden, die das Aguila Roja nach einem Restaurantbesuch verlassen wollten.
Geschäftsleute fordern ein Eingreifen der Gemeinde
Die Wirte und Geschäftsinhaber der betroffenen Einkaufszentren, die neben solchen dem Verfall preisgegebenen Gebäuden liegen, verlangen nun von der Gemeinde San Bartolomé, dieses Problem offensiv anzugehen und dafür zu sorgen, dass die Sicherheit der Urlaubsgäste garantiert wird. Sie wollen die Schandflecke inmitten der schönen Urlaubswelt nicht länger akzeptieren. Aus ihrer Sicht sehr verständlich. Die verfallenden Gebäude können sicher abgerissen werden. Die Frage, wo Hendrik und seine Freunde dann ihren Platz in dieser Welt finden werden, ist damit aber noch lange nicht geklärt.
Kommentare
Kommentar von Jörg |
Ein wichtiger Artikel den sich so einige Auswanderungswillige mal durchlesen sollten.
Das grosse Problem ist doch auch immer wieder das viele Leute die Auswandern sich weder bewusst sind noch sich informieren was auf sie im Ausland zukommt. Die kommen dann mit der grandiosen Erfahrung von 3 mal Urlaub auf der Insel und meinen sie wissen wo es lang geht.
Ich lese immer wieder im Internet von Personen die in Deutschland Arbeit haben, Wohnung etc. aber dann meinen auf den Kanaren ist das Leben einfacher und geben dann alles auf um dann mit wenig Geld, kaum guten Ideen und keinen spanisch Kenntnissen hier her zu kommen.
Die meinen dann man wartet hier nur auf die, finden sofort einen Job der natürlich gut bezahlt ist oder haben so gute Ideen wie noch die 100. Bar auf zu machen und gleich im zweiten Monat nach Eröffnung davon Leben zu können.
Man versucht ja immer das Licht ein bisschen zurecht zu rücken aber manchmal wird man dann auch noch als Buhmann dargestellt der alles schlecht machen will.
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