von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «

CC kapert den Día de Canarias

Am 30. Mai 1983, traf das Parlament der Autonomen Region der sieben kanarischen Inseln zum ersten Mal in Santa Cruz de Tenerife zusammen. 10 Monate zuvor hatte man die „Verfassung“ der Region, Autonoma de Canarias, verabschiedet. Sie schrieb die Grundlagen für das Miteinander auf dem Archipel fest.

30 Jahre ist es also her, dass die Parlamentarier ihre Versammlung aus der Taufe gehoben haben. Und da man ein solch epochales Ereignis auch entsprechend würdigen muss, wird auf den Kanaren an diesem Tag, dem 30. Mai, wie in jedem Jahr auf allen Inseln ausgiebig gefeiert. Als offizieller Feiertag der Region ist er seit langem fester Bestandteil des Kalenders der arbeitsfreien Tage. Gerne nutzt man ihn für eine „Puente“. Mit einem Brückentag wird der Feiertag zum verlängerten Wochenende. Besonders dann, wenn er, wie in diesem Jahr, auf einen Donnerstag fällt.

Man darf sich also am letzten Wochenende dieses Monats auf eine Vielzahl von Veranstaltungen und Fiestas freuen. Nicht nur von Seiten der Zentralregierung, sondern auch von den Gemeinden und Institutionen auf dem Archipel organisiert. Jede der sieben Inseln stellt bei den Feierlichkeiten ihre Besonderheiten heraus. Dabei vernachlässigt man nicht die Gemeinsamkeiten, die die Menschen der Region miteinander verbinden. Das Meer, die Berge, die Musik, die Küche, der Lucha Canaria und die anderen Dinge, die so typisch für die Kanaren sind. Sie alle stehen an diesem Tag im Mittelpunkt, um die Identität der Inselbewohner zu stärken. Ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das durch die Zusammenkünfte gefördert wird. Das trotz der Unterschiede, die den Reichtum der Kultur ausmachen, so wichtig ist.

Man sollte also glauben, die Canarios könnten sich uneingeschränkt auf die freien Tage, ausgiebige Feiern und interessante Events freuen. Und das wäre auch so, wenn die Politiker, deren Versammlungen im gemeinsamen Parlament an diesem Tag ja eigentlich geehrt werden sollen, nicht wieder ein Thema gefunden hätten, das weniger die Gemeinsamkeiten als vielmehr die Unterschiede betont.

Feierlichkeiten dieser Art stehen in aller Regel unter einem gemeinsamen Motto. Der Slogan von 2013 für den Día de Canarias lautete „Más que nunca“. Was man etwa mit „mehr denn je“ übersetzen könnte. An sich passen diese Worte in den schwierigen Zeiten, die die Menschen im Land derzeit durchleben, sehr gut zu den fröhlichen Feiern. Hier kann die Bevölkerung ihre Sorgen für einige Stunden vergessen.

Streit um das Motto

Doch dieser Slogan ist nicht neu. Die nationalistische Coalición Canaria (CC), die in einer Koalition mit der sozialdemokratischen PSOE die Regierung auf den Kanaren stellt, hatte ihn in der Vergangenheit als Parteitagsparole benutzt. Jetzt machte ihn der Präsident der Regierung Paulino Rivero, der der CC angehört, kurzerhand zum Motto für alle offiziellen Veranstaltungen am Día de Canarias. Dass dies Widerspruch und Verstimmung bei den anderen Parteien hervorrufen würde, war wohl abzusehen. Man spricht von Ausgrenzung und der Okkupation eines Feiertages, der für die gesamte Bevölkerung der Inseln geschaffen wurde.

Nicht nur die Vertreter der konservativen Partido Popular (PP), sondern auch die Mitglieder der PSOE, des Koalitionspartners der Nationalisten, ließen nun verlauten, dass niemand aus ihren Reihen an den Veranstaltungen teilnehmen wird, solange das Motto nicht geändert würde.

Auch wenn es wenig hilfreich und nicht besonders klug ist, ein Parteitagsmotto zum Leitmotiv für einen Feiertag zu machen, der den Zusammenhalt und die Gemeinsamkeiten der gesamten kanarischen Bevölkerung herausstellen soll, werden sich die Menschen auf den Inseln durch diese Posse die Freude am Feiern nicht nehmen lassen. Gleich ob es ein gefährliches politisches Kalkül oder einfach Dummheit ist, die die Verantwortlichen bewogen hat, ein Motto zu wählen, das parteipolitisch vorbelastet ist. Die Canarios werden sich auch ohne die Politiker an ihrem Tag köstlich amüsieren. Vielleicht sogar noch mehr, als wenn man die zahlreichen Partys durch langweilige, immer gleiche Reden stört.

Das Programm und die wichtigsten Veranstaltungen auf den einzelnen Inseln werden wir an dieser Stelle in Kürze veröffentlichen. Nun muss jeder selbst entscheiden. Entweder er verbringt einen unbeschwerten Tag oder hört politische Reden.

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