von Thomas Vollmer (Kommentare: 1) in Kategorie » Gran Canaria «
38 Bankia-Filialen werden heute geschlossen
Als man im September die Schließungspläne der Bankia bekannt gab, war die Empörung groß. Viele der betroffenen Gemeinden sahen ihre Bevölkerung ausgeschlossen von der Teilnahme am wirtschaftlichen Leben. In zahlreichen Dörfern, in denen die ehemalige Caja de Canarias, die kanarische Sparkasse, bislang vertreten war, war sie das einzige Geldinstitut vor Ort. Besonders ältere Menschen haben ein Leben lang ihrer Sparkasse die Treue gehalten. Diese menschliche Komponente des Geschäftslebens zählt jedoch nicht mehr. In der Bankenkrise handelt man knallhart nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Dass dies auf lange Sicht nicht immer die beste Lösung ist, stellt sich leider oft erst dann heraus, wenn der Schaden bereits angerichtet ist.
Santa Lucia zieht Gelder von Bankia-Konten ab
Im Falle der Filialschließungen in der Provinz Las Palmas könnte sich die Entscheidung der Bankia-Manager schon bald rächen. Als erste Gemeinde auf den Kanarischen Inseln haben die Vertreter des kleinen Städtchens Santa Lucia auf Gran Canaria die Einlagen ihrer Konten bei der Bankia abgezogen. Die Gehaltszahlungen werden nun über ein anderes Institut abgewickelt. Auch die Gelder der Unternehmen, die in öffentlicher Hand liegen, werden in Zukunft nicht mehr von der Ex-Sparkasse verwaltet. Mit dieser Entscheidung steht Santa Lucia an der Spitze einer Bewegung, der sich andere Gemeinden anschließen könnten. Die mutige Bürgermeisterin des Bergstädtchens, Dunia Gonzalez, macht mit diesem Schritt eine Ankündigung wahr, die auch andere betroffene Gemeinden bei Bekanntwerden der Pläne ausgesprochen hatten.
Einige der Dörfer und Städte konnten daraufhin zumindest eine persönliche Betreuung an zwei Tagen pro Woche durchsetzen. Anderen wurde die Einrichtung von Bankautomaten angeboten. Eine Option, die für Dunia Gonzales keine wirkliche Alternative darstellt, da nicht einmal 20 % der vornehmlich älteren Kunden in ihrer Gemeinde über eine Bankkarte verfügen. Auch wenn Santa Lucia nur ein kleiner Ort ist, so gehen die Transaktionen, die bislang über die Bankia abgewickelt wurden, in einen mittleren 2-stelligen Millionenbereich pro Jahr. Eine Summe, die sicherlich nicht zu vernachlässigen ist.
La Graciosa bleibt von Schließung verschont
Auf Gran Canaria werden lediglich die Filialen in Tejeda und Artenara mit zeitlich stark begrenzten Öffnungszeiten weitergeführt. Alle anderen von dem Niederlassungskahlschlag betroffenen Dorfbewohner müssen nun auf die Niederlassungen in den größeren Orten ausweichen. In vielen Fällen sind diese aber für die Menschen nur schwer zu erreichen, da die Anbindung der kleineren Orte an den öffentlichen Nahverkehr nicht immer optimal gewährleistet ist.
Nur im Fall der Insel La Graciosa konnte eine Schließung der Filiale ganz vermieden werden. Die Bewohner des kleinsten Eilandes der Kanaren hätten sonst für all ihre Bankgeschäfte extra auf die Nachbarinsel Lanzarote reisen müssen.
Wie die Vertreter der anderen Gemeinden nun auf die heute durchgesetzten Schließungen reagieren werden, bleibt abzuwarten. Auch wenn die Gemeinden mit einer ähnlichen Aktion wie der in Santa Lucia die Schließung der Filialen wahrscheinlich nicht verhindern können, so wäre ein Abzug der Gelder von den Konten der Bankia jedoch ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Menschen derartige Entwicklungen nicht einfach hinnehmen. Nur so können die Verantwortlichen darauf hingewiesen werden, dass die Banken eigentlich für die Menschen da sein sollten und nicht umgekehrt.
Kommentare
Kommentar von reiner tiroch |
aber Spanien hat doch die Krise für beendet erklärt. haha
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