von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Gran Canaria «
287 Soldaten kehren zurück aus Afghanistan
Es waren 287 junge Männer, die gestern auf dem Flughafen in Gando auf Gran Canaria angekommen sind. Die Zahl derer, die sie erwartet haben, war um Einiges größer. Die Flughafenverwaltung hatte eigens einen besonderen Ausgang eingerichtet, um den Empfang der Soldaten durch ihre Familienmitglieder und Freunde abseits anderer Fluggäste zu gewährleisten. Äußerst emotionale Szenen spielten sich ab, als Freundinnen, Ehefrauen und Mütter ihre Männer und Söhne wieder in die Arme schließen konnten.
Extrem emotional geprägte Situation
Schon kurz vor der Ankunft waren die Nerven der Wartenden bis zum Zerreißen gespannt, was dazu führte, dass es fast zu einer Schlägerei zwischen lokalen Militärs und aufgeregten Angehörigen der rückkehrenden Soldaten gekommen wäre. Am Ende blieb es aber doch friedlich. Alles andere wäre auch recht peinlich für alle Beteiligten gewesen.
Empfangen wurden die Soldaten, die in der Nähe von Herat eingesetzt gewesen waren, nicht nur von ihren Familien, sondern auch von den Kommandeuren ihrer Heimatkasernen. Generalleutnant Juan Martín Villalón und der Chef der 26. Leichten Infanterie-Brigade der Kanarischen Inseln, Brigadegeneral Alfonso García-Vaquero Pradal, begrüßten gemeinsam die Afghanistan-Heimkehrer und gaben dabei ihrer Freude Ausdruck, dass der Abzug der Truppen ohne schwerwiegende Zwischenfälle abgelaufen ist.
Neben den Soldaten, die über die türkische Metropole Istanbul ausgeflogen worden waren, kommen nach und nach auch 180 Container und 127 gepanzerte Fahrzeuge aus dem Einsatzgebiet zurück. Mehr als 1.000 Tonnen Material mussten die Militärs verstauen und auf zum Teil gefährlichen Wegen aus dem Land bringen. Nach Angaben des spanischen Verteidigungsministeriums war diese Operation die größte logistische Herausforderung in der jüngeren Geschichte der spanischen Streitkräfte.
Auch deutsche Soldaten verlassen das Land
Nicht nur die kanarischen Soldaten kehren in diesen Tagen aus dem Krisengebiet zurück. Auch deutsche Soldaten haben sich gestern unter prominenter Begleitung des deutschen Außenministers Guido Westerwelle und seines Kollegen aus dem Verteidigungsministerium, Thomas de Maiziére, von ihrem Lager in Kundus verabschiedet. Zurück bleibt nicht nur ein Land, in dem Frieden noch lange nicht selbstverständlich ist, sondern auch eine Gruppe von Helfern, die während des Einsatzes für die fremden Truppen von unschätzbarem Wert waren. Besonders gefährdet sind diejenigen Afghanen, die im Dienste der ausländischen Militärs gestanden haben. Drohungen gegen einheimische Dolmetscher, Fahrer und andere Beschäftigte der internationalen Einsatztruppen sind an der Tagesordnung. Die Gefahr, dass nun jene, die eigentlich bekämpft werden sollten, die Taliban, wieder das Zepter übernehmen könnten, ist durchaus nicht unrealistisch.
Trotz des langen Krieges sind die Probleme nicht gelöst
Diese Aspekte des umstrittenen Krieges wurden jedoch gestern auf Gran Canaria ausgeblendet. Hier war es verständlicherweise die pure Freude darüber, dass die Soldaten unbeschadet von ihrem Einsatz in die Heimat zurückgekehrt sind. In Deutschland wird die Begeisterung bei den Angehörigen über den Abzug der deutschen Soldaten aus Kundus nicht minder groß sein. Trotzdem sollte man die Menschen nicht vergessen, die in diesem unbefriedeten Land zurückbleiben müssen. Auch sie, die jahrelang ebenso wie die Soldaten ihr Leben riskiert haben, sollten eine Chance bekommen, ein Leben in Ruhe und Frieden zu führen.
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