von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Fuerteventura «

Ziegen suchen ihren Besitzer

Die eigensinnigen Huftiere waren in den vergangenen Jahrhunderten der ganze Stolz der Bewohner von Fuerteventura. In der kargen Landschaft sind saftige Wiesen so selten wie Sandstrände in den Schweizer Alpen. Eine Landschaft, die selbst weniger genügsamem Vieh nie ausreichend Futter bot. So beschränkten sich die Menschen der Insel auf die Kuh des kleinen Mannes. Mit der Zeit wurden sie zu wahren Meistern in der Verarbeitung der Rohprodukte, die ihnen die Tiere lieferten. Die große Zahl ihrer tierischen Mitbewohner brachte den Insulaner aber auch so manchen – mal mehr mal weniger schmeichelhaften – Spitznamen ein.

Ziegenkäse von Fuerteventura weltweit beliebte Spezialität

Heute sorgen vor allem die Besucher aus aller Welt dafür, dass die Menschen auf Fuerteventura nicht am Hungertuch nagen müssen. Trotzdem spielt der hervorragende Käse der Inselbauern immer noch eine wichtige Rolle im bäuerlichen Leben des Eilandes. Zahlreiche Produkte aus der vergorenen Milch der friedlichen Tiere haben es immer wieder in die erste Liga bei nationalen und internationalen Wettbewerben geschafft. Zu verdanken ist dies nicht nur dem über Generationen angesammelten Wissen der Insulaner. Generell ist die Ziegenrasse auf Fuerteventura eine ganz besondere.

Die auf der Insel heimische cabra majorera ist eine der produktivsten Ziegenrassen der Welt. Sie liefert aber nicht nur Quantität, sondern auch eine ganz besondere Qualität. Sie macht es ihren Besitzern leicht, erstklassige Käsereiprodukte herzustellen. Den Ziegenkäse von Fuerteventura gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Er hat es von einer lokalen Spezialität zum internationalen Exportschlager gebracht. Ohne alles als „natural“, mit rotem Paprikarand in der Version „al pimentón“ oder der wohl kanarentypischsten Variante „al gofio“ mit einem kräftigen Maismehlüberzug, Ziegenkäse von Fuerteventura gehört für jeden Liebhaber zu dem Besten was der Markt zu bieten hat.

Herrenlose Ziegenherden zerstören die Natur

In den letzten Jahren jedoch scheinen manche Besitzer von Ziegenherden vergessen zu haben, was sie diesen Tieren zu verdanken haben. Wie sonst ließe sich erklären, dass es immer wieder ganze Herden gibt, um die sich niemand mehr kümmert. So wurden auch in dieser Woche wieder 150 herrenlose Paarhufer in der Region Montaña del Sombrero eingefangen. In einer mehrstündigen Aktion wurden die Tiere festgesetzt und an einen sicheren Ort transportiert. Dort stellen sie nicht länger eine Gefahr für die Natur und den Straßenverkehr dar. Unkontrollierte Herden haben in der Vergangenheit immer wieder schwere Schäden angerichtet. Durch den Verbiss an Bäumen und Pflanzen wurde die Natur erheblich geschädigt. Dadurch kam so mancher Autofahrer in eine gefährliche Situation.

Ziegen könnten versteigert werden

Die Ziegen sind nun in der Obhut der Gemeinde von Antigua. Sie warten darauf, dass ihr Besitzer sie wieder auslöst. Die Kosten für das Einfangen und die fällige Strafe, die von moderaten 30 Euro bis zu 15.000 Euro im Extremfall betragen kann, müsste der verantwortungslose Rabenvater der Ziegen jedoch vorher begleichen. Sollte der Eigner aber nicht innerhalb von 30 Tagen auftauchen oder nicht in der Lage sein, die angefallenen Kosten zu begleichen, wird die stolze Herde schon bald einen neuen Besitzer haben. Denn dann werden die Milchlieferanten in einer öffentlichen Auktion versteigert.

Wer also nach einer neuen geschäftlichen Grundlage sucht, sollte sich in der nächsten Zeit die Versteigerungstermine auf Fuerteventura mal etwas genauer ansehen. 150 Ziegen sind doch eine ganz passable Grundlage, um als Züchter von Hornträgern und Produzent von Ziegenmilch eine neue Karriere zu beginnen. Erfolgreich eigenen queso majorero herzustellen ist doch eine interessante Herausforderung für alle, die der Hektik des Alltags entkommen wollen und auf ganz neuen Wegen ihr Glück finden möchten. Ein wenig Erfahrung in diesem Geschäft könnte jedoch von nicht zu unterschätzendem Vorteil sein.

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