von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » Fuerteventura «

Herr Brufau auf der Suche nach Verständnis

Die goldene Zukunft
Sie sind schon ein störrisches Volk diese Canarios. Da will man ihnen schöne neue Bohrtürme vor ihre Küsten setzen, Arbeitsplätze schaffen und alle Menschen reich machen, und sie wollen das einfach nicht. Antonio Brufau versteht die Welt nicht mehr, die nach seiner Überzeugung mit Verwunderung auf die Kanaren blickt, weil deren Bewohner nun partout nicht kapieren wollen, welch einmalige Chance ihnen da geboten wird.

Der mächtige Chef des Ölkonzerns kann einem schon fast leidtun, wenn er sagt, dass es ihn schmerzt zu sehen, welche Ablehnung seine großzügigen Pläne für die Inseln bei jenen erfahren, denen er doch nur Gutes tun will. Auf einer Pressekonferenz in Las Palmas versuchte er jetzt erneut die bockigen Insulaner von der rosigen Zukunft zu überzeugen, die er ihnen zu bieten hat. Doch auch diesmal war sein wagemutiges Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt.

Fast gleichzeitig traf sich Paulino Rivero, der Präsident der Provinzregierung von Gran Canaria in Brüssel mit Vertretern der Europäischen Kommission, um zu erreichen, dass Repsol die Bohrgenehmigungen wieder entzogen werden. Und auch die Chefs der Inselregierungen von Fuerteventura und Lanzarote gingen nicht auf das Liebeswerben ein. Sie lehnten umgehend ein Angebot ab, auf einer der beiden Inseln die Wartungs- und Reparaturbasis für die Bohrinseln zu installieren.

Alle gegen einen

Wieder kann Herr Brufau es nicht verstehen, dass sich die Menschen auf den Kanaren nicht kaufen lassen wollen. Für ihn, der scheinbar nur in Zahlen und Bilanzen denkt ist es einfach unlogisch trotz der hohen Arbeitslosenzahlen eine derart verlockende Offerte auszuschlagen. Für die Ängste und Bedenken der Menschen, die fürchten ihre Identität und ihre Heimat zu verlieren, ist in seinem rein ökonomisch geprägten Denken einfach kein Platz. Dass den Canarios die Touristen lieber sind als Bohrtürme, dafür hätte er ja vielleicht noch Verständnis. Aber muss man deshalb gleich die internationalen Reiseveranstalter gegen die Ölindustrie aufhetzten, wie es die Inselregierungen getan haben?

Nein, das geht nun doch zu weit! Man sollte die neuen Attraktionen doch lieber geschickt vermarkten. Eine Idee hatte er da auch schon. Nach seiner Ansicht würden sich beispielsweise die norwegischen Urlauber auf den Kanarischen Inseln besonders wohl fühlen, wenn sie vom Strand aus in der Ferne eine Bohrinsel entdecken könnten. Da würden sie sich bestimmt gleich ganz wie zu Hause fühlen, denn schließlich stehen die Dinger in der Nordsee ja überall in der Gegend rum. Als vielbeschäftigtem Spitzenmanager muss man ihm diese Überlegungen wohl nachsehen. Wie sollte ein solcher Topperformer auch wissen, worum es im Urlaub eigentlich geht. Da hat er sicherlich nur wenig Erfahrung.

So wird Herr Brufau auch diesmal wieder in seine Konzernzentrale zurückkehren und sich fragen, warum diese seltsamen Menschen auf den Inseln vor der Küste Afrikas seine Wohltaten einfach nicht wollen. Er zumindest ist sich ganz sicher. In 30 Jahren werden sie es bereuen. Warten wir es ab.

 

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