von Thomas Vollmer (Kommentare: 0) in Kategorie » El Hierro, Gran Canaria «
Hobbytaucher melden Sichtung von Engelhaien vor den Kanaren
Zwölf Mal meldeten in der vergangenen Woche Taucher, dass sie den seltenen Engelhai in den Gewässern rund um die Kanarischen Inseln gesichtet haben. Mitglieder von drei Tauchclubs auf Gran Canaria und El Hierro gaben ihre Beobachtungen an die ULPGC, die Universität von Las Palmas weiter, die das Projekt „Poseidon“ betreut. Dieses Programm, das gemeinsam von der Fundación Biodiversidad und der Hochschule gefahren ist, beschäftigt sich mit der Erforschung der Meeresfauna auf dem kanarischen Archipel. Das Besondere daran ist, dass die Wissenschaftler die Bevölkerung dazu aufgerufen haben, ihre Beobachtungen an die Universität zu melden, die sie dann auswertet. Durch die Einbeziehung der Öffentlichkeit in die wissenschaftliche Arbeit kann man so wichtige Erkenntnisse gewinnen, die es erlauben, die Forschungsergebnisse auf eine breitere Basis von Beobachtungen zu stützen.
Bedrohte Meeresbewohner
Die Meldung der Sichtung von Engelhaien durch die Mitglieder der Tauchclubs war nun die erste Überraschung für die Meeresforscher.
Obwohl Engelhaie, die optisch eher an Rochen denn an Haie erinnern, in fast allen Weltmeeren zu finden sind, ist die gesichtete spezielle Unterart, die Meerengel genannt ist, stark vom Aussterben bedroht. Von Skandinavien bis zur Küste von Mauretanien ist diese besondere Art der Engelhaie anzutreffen. Allerdings geschieht dies immer seltener, da sie vermehrt in den Netzen der großen Fischfangflotten als Beifang landen.
Durch die intensive Befischung der Region ist der Bestand an Meerengeln in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, sodass sie auf die Rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gesetzt sind. Besonders gefährdet ist die Art auch auf Grund ihrer geringen Geburtenrate. Die Tragzeit beträgt recht lange 8 bis 10 Monate. Von den 7 bis 25 Jungen, die von einem Weibchen dann lebend geboren werden, überleben bis zu ihrer Geschlechtsreife nur wenige. Obwohl die Gefährdung der Art auch auf den Kanaren gilt, scheinen sie jedoch hier ein Rückzugsgebiet gefunden zu haben, in dem sich die Population vielleicht etwas erholen kann. Die durch die Taucher gemeldeten Beobachtungen lassen eine solche Schlussfolgerung aber noch nicht zu.
Aktive Mitarbeit von Hobbytauchern
Die bei El Cabrón und Sardina vor Gran Canaria beobachteten Exemplare hat man in einer Tiefe von etwa 12 Metern gesichtet und hatten eine Größe von bis zu 160 Zentimetern. Weitere Tiere wurden in unterschiedlichen Tiefen zwischen vier und 22 Metern angetroffen. Die größten bekannten Exemplare sind bis zu 240 Zentimetern lang und können ein Gewicht von 80 Kilogramm erreichen. Sie leben in erster Linie am Meeresboden, wo sie sich in den Sand eingraben, um auf ihre Beute zu warten, die meist aus Krebsen, Rochen, Plattfischen und anderen Weichtieren besteht.
Die Meeresbiologen an der Universität von Las Palmas freuen sich über das Interesse an ihrer Arbeit und möchten die Hobbytaucher auffordern, auch in Zukunft ihre Beobachtungen an sie weiterzuleiten. So kann ein wichtiger Beitrag zur Erforschung des Lebensraumes der verschiedenen Meeresbewohner auf dem kanarischen Archipel geleistet werden.
Noch steht das Programm „Poseidon“ ganz am Anfang. Auf einer Webseite (www.programaposeidon.eu) in spanischer Sprache können jedoch schon jetzt umfangreiche Informationen zu dem Forschungsprojekt abgerufen werden. Hier erfährt man unter anderem, welche Arten unter besonderer Beobachtung stehen und wie der interessierte Hobbyforscher seinen Beitrag zu der wissenschaftlichen Arbeit leisten kann. Selten gibt es wohl für Laien eine bessere Möglichkeit, an einem so spannenden Forschungsprojekt teilnehmen zu können.
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